Leonor Orosa-Goquingco wurde am 24. Juli 1917 in Jolo auf der Insel Sulu geboren
Leonor Luna Orosa-Goquingco war eine herausragende Persönlichkeit der philippinischen Kunst. Sie wurde 1976 als Nationalkünstlerin für Tanz ausgezeichnet. Sie wurde bekannt als „Wegbereiterin“, „Mutter des philippinischen Theatertanzes“ und „Dekanin der philippinischen Kritiker der darstellenden Künste“. Sie revolutionierte die philippinische Tanzlandschaft, indem sie klassisches Ballett mit indigenen Volkstraditionen verband und so eine einzigartige und lebendige Form des kulturellen Ausdrucks schuf. Mit ihren vielseitigen Talenten als Tänzerin, Choreografin, Dramatikerin, Dichterin und Kritikerin prägte sie das kulturelle Erbe der Nation nachhaltig.
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Frühes Leben und Ausbildung
Sie wurde am 24. Juli 1917 in Jolo, Sulu, als Tochter der Ärzte Sixto Orosa und Severina Luna geboren und wuchs in einem Umfeld auf, das intellektuelle Neugier und kulturelle Offenheit förderte. Der Abenteuergeist ihrer Familie eröffnete ihr die reiche Vielfalt der Philippinen, von den muslimischen Gemeinden Sulus bis zur kosmopolitischen Visayas-Stadt Bacolod. Als frühreifes Kind besuchte sie bereits mit vier Jahren die erste Klasse und stach unter ihren Mitschülern hervor. Ihre frühe Ausbildung absolvierte sie an der Central Philippine University und der Negros Occidental Provincial High School, die sie als Jahrgangsbeste abschloss. Später erwarb sie am St. Scholastica’s College in Manila einen Bachelor of Science in Pädagogik mit Schwerpunkt Englische Literatur und schloss mit summa cum laude ab.
Leonors Leidenschaft für die Künste führte sie zu einem Aufbaustudium in Theaterkunst, Schauspiel und Musik an der Columbia University und am Teachers College in New York City. Ebenso anspruchsvoll war ihre Tanzausbildung, bei der sie bei angesehenen Mentoren wie Lilia Lopez, Epifania Rodriguez, Luva Adameit und der National Artist for Dance Francisca Reyes-Aquino lernte. Am Ballet Russe de Monte Carlo verfeinerte sie ihr Handwerk weiter und lernte dabei von Größen wie Ifilda Butsova, Thalia Mara, Anatole Vilzak und Madame Ludmilla. Diese Mischung aus westlichen und philippinischen Einflüssen prägte ihren innovativen choreografischen Ansatz.
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Eine Pionierin im Tanz
Mit gerade einmal 19 Jahren vertrat Leonor 1939 als einzige Tänzerin die Philippinen bei der ersten Kulturmission des Landes nach Japan. Im selben Jahr inszenierte sie „Circling the Globe“ und „Dance Panorama“ und stellte damit ihr choreografisches Talent unter Beweis. 1940 schuf sie mit „The Elements” das erste zu Auftragsmusik choreografierte Ballett eines Filipinos und mit „Sports” ein verspieltes Stück mit Cheerleadern, Tennis- und Basketballszenen. Ihre bahnbrechende Arbeit setzte sie mit „Trend: Return to the Native” (1941) fort, dem ersten philippinischen Folkloreballett, das indigene Traditionen aus ballettartiger Perspektive würdigte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Leonor das Philippine Ballet und erweckte José Rizals bahnbrechenden Roman „Noli Me Tángere” mit der „Noli Dance Suite” zum Leben. In dieser Suite, die Tänze wie „Maria Clara und die Aussätzige“, „Salome und Elias“ sowie „Sisa“ umfasst, verwebte sie literarische Erzählungen in Bewegung und bewies ihre Fähigkeit, philippinische Geschichten in universelle Kunstformen zu übersetzen. 1958 gründete sie die Filipinescas Dance Company, die zum Medium ihres ehrgeizigsten Werks wurde. Filipinescas: Philippine Life, Legend, and Lore in Dance (1961). Filipinescas, das auf dem Rasen ihres Hauses in der Timog Avenue vor Manilas kultureller Elite uraufgeführt wurde, war ein Tanzepos, das die philippinische Kultur vom Heidentum bis in die Moderne nachzeichnete. Mit dem von dem nationalen Künstler Nick Joaquin vorgeschlagenen Untertitel erhob die Produktion den einheimischen Volkstanz zu neuen Höhen und erntete während ihrer Welttourneen sowohl lokal als auch international Anerkennung. Zu den Höhepunkten zählte eine Aufführung in Rom anlässlich der Seligsprechung der seligen Marie Eugenie.
Leonors Choreografien waren produktiv und vielfältig. Sie umfassten Werke wie „Vinta!”, „Der Zaubergarten”, „Die Clowns”, „Der Feuervogel”, „Der Flagellant” und „In einem javanischen Garten”. Ihre Fähigkeit, philippinische Traditionen, Mythen und das zeitgenössische Leben in ihre Tänze einzubinden, brachte ihr Lob als Choreografin ein, die „die Philippinen in- und auswendig kannte“, wie der Kritiker Alejandro Roces bemerkte.
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Literarische und kritische Beiträge
Über den Tanz hinaus war Leonor eine begabte Schriftstellerin und Kritikerin, die unter dem Pseudonym Cristina Luna veröffentlichte. Ihre Artikel erschienen in renommierten Publikationen wie dem „Dance Magazine” (New York), der „Enciclopedia dello Spettacolo” (Rom), dem „Grove’s Dictionary of Music and Musicians” (London), „Arts of Asia” (Hongkong) und der „Philippine Cultural Foundation”. Ihr 1980 erschienenes Buch „Dances of the Emerald Isles” wurde vom Historiker Teodoro A. Agoncillo als „herausragender Beitrag zur philippinischen Kulturgeschichte“ gewürdigt. Außerdem verfasste sie „Filipinescas: Philippine Life, Legend, and Lore in Dance“, ein Werk, das ihr choreografisches Erbe dokumentiert.
In ihrem Einakter „Her Son, Jose Rizal“ (1955) erforschte Leonor die emotionalen Turbulenzen von Rizals Mutter während seiner Gefangenschaft und zog Parallelen zwischen Rizals Leben und dem von Jesus Christus. Von Kritikern wie Wilfrido Ma. Guerrero und Isagani R. Cruz für seine theatralische Vitalität gelobt, bleibt das Stück ein bedeutender Beitrag zum philippinischen Drama. Ihr Gedicht „Lifted the Smoke of Battle“, das die japanische Besatzung thematisiert, wurde als eines der ergreifendsten Werke des Zweiten Weltkriegs beschrieben.
Als Kritikerin rezensierte Leonor mit scharfem Blick Werke wie Tony Perez’ „Oktubre“ und Tanghalang Pilipinos „Aguinaldo: 1898“ und festigte damit ihren Ruf als „Dekanin der philippinischen Kritik der darstellenden Künste“.
Privatleben und Vermächtnis
Leonor heiratete Benjamin Goquingco und das Paar hatte drei Kinder: Benjamin Jr., Rachelle und Regina. Rachelle trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und wurde Ballerina sowie Solistin der Filipinas Dance Company. Leonors jüngere Schwester Rosalinda Orosa wurde ebenfalls eine bekannte Kritikerin und bereicherte das künstlerische Erbe der Familie weiter.
Im Laufe ihrer Karriere erhielt Leonor zahlreiche Auszeichnungen, darunter der Patnubay ng Sining at Kalinangan Award (1961 und 1964), der Rizal Centennial Award (1962), der Republic Cultural Heritage Award (1964), der Presidential Award of Merit (1970), der Tandang Sora Award (1975) und der Columbia University Alumni Association Award (1975). Mit der Proklamation Nr. 1539 ernannte Präsident Ferdinand Marcos sie 1976 zum „National Artist for Dance” und würdigte damit ihre beispiellosen Beiträge zur philippinischen Kunst.
Leonor Orosa-Goquingco starb am 15. Juli 2005 im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts, der durch einen Schlaganfall verursacht wurde. Ihr Tod wurde als tiefer Verlust für die philippinische Kultur betrauert. Der Nationalkünstler Nick Joaquin beschrieb sie als Renaissance-Figur und erklärte: „Die philippinischen Tänzer von morgen werden Leonor Orosa besonders zu Dank verpflichtet sein, da sie gezeigt hat, wie philippinischer Tanz die Dramatik unseres Lebens zum Ausdruck bringen kann.“ Alejandro Roces nannte sie aufgrund ihres lebenslangen Engagements für den Tanz und ihres tiefen Verständnisses der philippinischen Kultur „die größte unserer nationalen Künstlerinnen”.
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Fazit
Leonor Orosa-Goquingcos Vermächtnis lebt durch ihre innovativen Choreografien, ihre Schriften und die von ihr mitbegründeten Institutionen, wie die Filipinas Dance Company und das Philippine Ballet Theater, weiter. Ihre Fähigkeit, Tradition und Moderne zu verbinden, sowie ihr Engagement, den philippinischen Geist durch Tanz zu vermitteln, machten sie zu einer kulturellen Ikone. Dr. Roces bemerkte: „Tanzen ist die älteste Form des Gebets, und für sie war jeder Tanz ein Gebet.“ Durch ihre Kunst bewahrte Leonor das philippinische Erbe nicht nur, sondern erhob es auch auf die Weltbühne und inspirierte Generationen von Künstlern, in ihre Fußstapfen zu treten.
Quellen:
- Leonor Orosa-Goquingco - Trivia, Family, Bio | Famous Birthdays, https://www.famousbirthdays.com
- Leonor Orosa-Goquingco - Wikipedia, https://en.wikipedia.org
- Leonor Orosa Goquingco - Academic Kids, https://academickids.com
- Amazing Filipino Women Heroes - PVAO, https://pvao.gov.ph
- Order of National Artists: Leonor Orosa Goquingco, https://ncca.gov.ph
- Leonor Orosa Goquingco: National Artist in Dance | Philstar.com, https://www.philstar.com
- Orosa Goquingco – Sheena’s Wisdom Tooth, https://sheenawits.wordpress.com
- Leonor Orosa, https://www.scribd.com