Wissenswertes am Rande

** Einleitung für das Forenthema „Wissenswertes am Rande“

Herzlich willkommen in unserem Forumsthema „Wissenswertes am Rande“!

Hier ist Platz für all die kleinen, aber faszinierenden Fakten, kuriosen Beobachtungen und unscheinbaren Details, die oft übersehen werden – aber trotzdem spannend, lehrreich oder einfach nur unterhaltsam sind. Ob historische Anekdoten, wissenschaftliche Randnotizen, kulturelle Besonderheiten oder alltägliche Phänomene mit besonderer Hintergrundgeschichte: Teilt alles, was euch begegnet und euch denkt: „Das weiß doch bestimmt nicht jeder!“

Wir freuen uns auf eure Beiträge und viele interessante „Ach, das wusste ich noch nicht!“-Momente!

Was fällt euch ein, das hier perfekt reinpasst? :blush:**

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Die Escolta in Manila: Von der „Wall Street der Philippinen“ zum Symbol vergangener Pracht und heutiger Schattenwirtschaft

Die Escolta im Herzen von Manila ist nicht nur eine der ältesten Straßen der Stadt, sondern war einst das unbestrittene Finanz- und Handelszentrum der Philippinen – eine Art „Wall Street von Manila“. Heute ist sie ein faszinierender Mikrokosmos aus verblasstem Glanz, verfallender Kolonialarchitektur und einer lebendigen, aber oft undurchsichtigen Untergrundwirtschaft.

Die goldene Ära: Finanzzentrum und Symbol des Fortschritts


Foto: https://www.flickr.com/

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war die Escolta das pulsierende Herz der philippinischen Wirtschaft. Banken, Handelshäuser und Luxusboutiquen säumten die Straße, darunter legendäre Institutionen wie die Monte de Piedad Savings Bank (die erste Bank der Philippinen) und das First United Building, ein Meisterwerk des Art-Déco-Designs.

  • Kolonialer Einfluss: Während der spanischen und später amerikanischen Herrschaft war die Escolta das Zentrum des Handels, wo einheimische Händler, chinesische Geschäftsleute und ausländische Investoren ihre Geschäfte abwickelten.
  • Architektonische Pracht: Prächtige Gebäude im neoklassizistischen und Art-Déco-Stil zeugten von Reichtum und Modernität. Das Capitol Theater und das Perez-Samanillo Building (heute First United Building) waren Wahrzeichen dieser Epoche.
  • Wirtschaftliche Macht: Hier wurden die großen Deals gemacht – von Zucker- und Tabakhandel bis hin zu Immobilien und Bankfinanzierungen.


Foto: https://virtual.reality.travel/

Niedergang und Verfall: Vom Finanzzentrum zur Geisterstraße

Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Verlagerung des Geschäftslebens nach Makati und Bonifacio Global City verlor die Escolta an Bedeutung. Viele Unternehmen zogen weg, die Gebäude verfielen, und die Straße wurde zu einem Relikt vergangener Zeiten.

Doch während die offizielle Wirtschaft schrumpfte, entwickelte sich im Verborgenen eine andere Art von Finanzsystem.

Die Schattenwirtschaft der Escolta: Schnellgeld und undurchsichtige Deals

Auch heute noch ist die Escolta ein Ort, an dem Geld fließt – wenn auch nicht immer auf legalen Wegen. In den versteckten Büros und Hinterzimmern alter Gebäude werden weiterhin Geschäfte abgewickelt, oft außerhalb des regulären Bankensystems:

  • Informelle Kreditvergabe: Es gibt Berichte, dass hier innerhalb von Minuten Millionen Pesos für „private Finanzierungen“ bereitgestellt werden – ohne lästige Bankaufsicht oder Verträge.
  • Schwarzmarktaktivitäten: Von gefälschten Dokumenten bis hin zu dubiosen Immobiliendeals – die Escolta ist nach wie vor ein Knotenpunkt für Geschäfte, die im Dunkeln bleiben sollen.
  • Kulturelle Renaissance vs. Kriminalität: In jüngster Zeit gab es Versuche, die Straße als Kunst- und Kreativzentrum wiederzubeleben (z. B. durch die „First United Building Community“). Doch parallel dazu existiert weiterhin eine Untergrundwirtschaft, die manchmal mit organisiertem Verbrechen in Verbindung gebracht wird.


Foto: https://www.spot.ph/

Fazit: Ein Ort zwischen Nostalgie und moderner Schattenexistenz

Die Escolta ist heute ein Paradox: Einerseits ein Symbol für vergangenen Reichtum, andererseits ein Ort, an dem noch immer große Summen bewegt werden – wenn auch oft im Verborgenen. Während junge Künstler und Historiker versuchen, die Straße zu neuem Leben zu erwecken, bleibt sie doch ein Schauplatz für Manila’s düstere Seite der Finanzwelt.

Wer durch die Escolta spaziert, spürt den Hauch der Geschichte – und gleichzeitig die undurchsichtigen Machenschaften, die sich hinter den alten Fassaden abspielen. Sie ist und bleibt ein faszinierender, aber auch zwiespältiger Teil von Manilas Seele.

Was denkt ihr? Sollte die Escolta als Kulturerbe gerettet werden – oder wird sie für immer ein Ort bleiben, an dem legale und illegale Geschäfte nebeneinander existieren?**

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Bantay Dagat: Freiwillige Meereswächter auf den Philippinen – Engagement und lokale Initiativen (u.a. Barangay Gusa, Dumaguete & Dauin)


Bildnachweis: https://negrosnowdaily.com/

Die Bantay Dagat (wörtlich: „Wächter des Meeres“) ist eine philippinische Bürgerbewegung, die sich dem Schutz der Küsten und Meeresressourcen widmet. Die Gruppen bestehen meist aus lokalen Freiwilligen, Fischern und Gemeindemitgliedern, die illegalen Fischfang überwachen, Küsten säubern und Mangroven aufforsten. Obwohl die Bewegung landesweit aktiv ist, variiert das Engagement je nach Region stark – von vorbildlichen Initiativen bis hin zu eher inaktiven Gruppen.

Bantay Dagat in Barangay Gusa (Cagayan de Oro): Ein Modellprojekt

In Barangay Gusa an der Macajalar Bay zeigt die Bantay Dagat, wie effektiver Meeresschutz aussehen kann:

  • Überwachungsposten am Meer: Die Gruppe betreibt ein kleines Haus direkt am Strand, von dem aus sie die Bucht beobachtet – besonders wichtig, um illegale Dynamit- oder Cyanidfischerei zu verhindern.
  • Schwimmendes Gäste-Floß: Ein verankertes Floß dient als Beobachtungsplattform und lockt sogar Touristen an, die sich für den Umweltschutz interessieren.
  • Strandsäuberungen: Mehrmals im Jahr organisiert die Gruppe Clean-up-Aktionen, um Plastikmüll und Geisternetze zu beseitigen.

  • Mangroven-Schutz: An der Mündung des Bigaan River pflegt die Bantay Dagat ein kleines Mangrovengebiet, das als natürlicher Küstenschutz und Kinderstube für Fische dient.

**Barangay Bayabas: Bambus-Boardwalk über dem Wasser**

Nicht weit entfernt, in Barangay Bayabas, setzt eine weitere aktive Bantay Dagat-Gruppe auf nachhaltige Infrastruktur: Ein Bambus-Boardwalk führt über das Wasser und ermöglicht Besuchern, das flache Küstenökosystem zu erkunden – ein Beispiel für gelungenen Ökotourismus.

Dumaguete: Nachtwache mit Suchscheinwerfer

Im Süden der Stadt Dumaguete (Negros Oriental) patrouilliert die Bantay Dagat nachts mit einem starken Suchscheinwerfer entlang des Meeresschutzgebiets. Die grellen Lichter sollen illegale Fischer abschrecken, die nachts oft mit illegalen Methoden operieren. Diese Gruppe zeigt, wie wichtig technische Ausrüstung für den Küstenschutz ist.

Dauin: Tauchgebühren statt Umweltschutz?

Anders sieht es im bekannten Tauchort Dauin (ebenfalls Negros Oriental) aus. Hier beschränkt sich die Bantay Dagat leider oft darauf, Gebühren von den Tauchbooten einzusammeln, anstatt aktiv den Strand zu säubern oder die Korallenriffe zu schützen. Die eigentliche Arbeit überlassen sie oft anderen NGOs oder Freiwilligen – ein Kritikpunkt, der zeigt, dass nicht alle Gruppen gleich engagiert sind.

Fazit: Bantay Dagat – Potenzial und Herausforderungen


Bildnachweis: https://cdn.factsasia.org/

Die Bewegung beweist, dass lokale Initiativen einen riesigen Unterschied für den Meeresschutz machen können – besonders in Orten wie Barangay Gusa, Bayabas oder Dumaguete. Gleichzeitig gibt es aber auch Gruppen wie in Dauin, die ihre Rolle eher passiv auslegen. Wünschenswert wäre eine bessere landesweite Vernetzung und Unterstützung, damit alle Bantay Dagat-Teams mit gleicher Motivation arbeiten können.

Frage an die Community:
Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit Bantay Dagat-Gruppen gemacht? Gibt es in eurer Region besonders aktive oder inaktive Projekte? Lasst uns austauschen!

(Quellen: Eigene Beobachtungen, Lokalberichte aus Cagayan de Oro & Negros Oriental)
Bildnachweise: Alle Bilder ohne Nachweis sind Screenshots aus Videos von PHILIPPINE MAGAZINE
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Vergessene Gleise – Die Geschichte der Eisenbahn auf Cebu


Bildnachweis: KI-erstellt

Wusstet ihr, dass es auf der Insel Cebu einst eine funktionierende Eisenbahn gab? Für viele ist das heute kaum vorstellbar – dabei war das Schienennetz einst ein bedeutender Bestandteil des Transportwesens auf der Insel. Auch ich erinnere mich daran, Anfang der 1980er Jahre neben der Straße von Cebu City nach Argao noch einzelne Relikte gesehen zu haben: Alte Brückenträger, teils überwucherte Bahndämme und hin und wieder Betonfundamente, die wie stille Zeugen vergangener Mobilität wirkten. Der ehemalige Bahnhof von Argao wird heute noch von der Feuerwehr genutzt.

Die Cebu Railway Company, auch bekannt als Cebu Line oder Cebu Railway, wurde bereits in der amerikanischen Kolonialzeit gegründet. Sie begann ihren Betrieb 1906 unter dem Namen Philippine Railway Company, deren Ziel es war, Schienennetze in Iloilo, Panay und eben auch Cebu aufzubauen.

Die Strecke
Die Bahnstrecke auf Cebu war eine Schmalspurbahn (1.067 mm Kapspur), wie es in den damaligen amerikanischen Planungen vorgesehen war. Sie verband Danao im Norden mit Argao im Süden – eine Strecke von ungefähr 90 Kilometern Länge. Der zentrale Knotenpunkt war Cebu City, wo sich Bahnhöfe, Depots und Verwaltungsgebäude befanden.

Die Route verlief relativ küstennah durch die östlichen Gemeinden, mit Haltestellen in größeren Ortschaften wie Mandaue, Talisay, Naga, San Fernando, Carcar und schließlich Argao. Auch nach Danao im Norden ging die Strecke, wobei sie auf dem Weg mehrere Zuckerrohrmühlen und kleinere Plantagen bediente.


Bildnachweis: Facebook - Cebuano Nation

Bedeutung und Niedergang
Der Hauptzweck der Eisenbahn war zunächst der Transport von Zuckerrohr, Kohle, landwirtschaftlichen Produkten und später auch Passagieren. Während der ersten Jahrzehnte war sie wirtschaftlich durchaus erfolgreich – ein echter Motor für Handel und Verkehr in der Provinz.

Doch wie so oft wurde das Schienennetz durch die zunehmende Konkurrenz der Straßeninfrastruktur, Buslinien und Lastwagen zurückgedrängt. Der Zweite Weltkrieg war dann ein harter Einschnitt: Viele Teile der Strecke wurden zerstört oder geplündert. Zwar wurde der Betrieb in Teilen nach dem Krieg wieder aufgenommen, aber die Bahn hatte ihre einstige Bedeutung verloren.

Schließlich wurde der kommerzielle Betrieb in den 1950er Jahren vollständig eingestellt. Die letzten Abschnitte verfielen – Schienen wurden entfernt, Bahnhöfe zweckentfremdet oder dem Verfall preisgegeben.


Bildnachweis: https://www.istoryadista.net/

Überbleibsel und Erinnerungen
Wie Du selbst schon erlebt hast, lassen sich auch heute noch Spuren dieser Vergangenheit finden. Gerade zwischen Cebu City und Argao stößt man vereinzelt auf alte Betonbrücken, vermauerte Tunnelportale, Bahndämme, die sich durch die Landschaft ziehen, und gelegentlich auf Ruinen kleiner Haltestellen.

Manche dieser Relikte wurden später als Trassen für Straßen genutzt oder überwucherten im Laufe der Zeit. Ein besonders auffälliger Überrest ist z. B. die alte Eisenbahnbrücke in Talisay, die lange Zeit noch als Fußgängerübergang diente.

Mehr Bilder und eine ausführliche Berichterstattung in englischer Sprache mit Karten vom Gleisverlauf in der Stadt Cebu unter:
A Cartographic Search of Cebu's "Lost Railway" | Istoryadista | History Blog | Cebu Blogger

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Ja es gab auch mal eine von Iloilo nach Roxas City.
Die wurde auch so in den 70er Jahren stillgelegt.

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Davon habe ich Anfang der 1980er Jahre noch Wagons von im Flußhafen von Iloilo-Stadt gesehen, wo die Bahnlinie auch endete. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, damit von Iloilo nach Roxas zu fahren.

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Trepang – Die begehrten Seegurken der Philippinen

Wenn man an kulinarische und medizinische Schätze der Philippinen denkt, kommen den meisten vermutlich Mangos, Fischsaucen oder Heilpflanzen in den Sinn – aber hast Du schon einmal von „Trepang“ gehört?

Trepang, auch bekannt als Seegurke oder auf Tagalog balat, ist ein faszinierendes Meereslebewesen, das nicht nur eine bedeutende Rolle im marinen Ökosystem spielt, sondern auch in der traditionellen asiatischen Küche und Medizin einen enorm hohen Stellenwert hat. Besonders spannend: Auf den Philippinen gibt es einige endemische Arten, also Seegurken, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt – und die aufgrund ihrer Qualität auf dem internationalen Markt sehr begehrt sind.


Bildnachweis: thefishsite.com

Was sind Trepang überhaupt?

Trepang gehören zur Klasse der Stachelhäuter (wie auch Seeigel und Seesterne) und leben meist am Meeresboden tropischer und subtropischer Gewässer. Sie sehen auf den ersten Blick eher unscheinbar aus – wie gummiartige, längliche Würste –, doch ihr Inneres hat es in sich. Besonders im asiatischen Raum gelten sie seit Jahrhunderten als Delikatesse und Heilmittel.

Vorkommen auf den Philippinen

Die philippinischen Gewässer – insbesondere rund um Palawan, Mindanao, die Visayas und die Sulu-See – beherbergen zahlreiche hochwertige Seegurkenarten. Manche davon sind extrem selten und durch ihre Lebensweise eng an lokale Bedingungen gebunden. Diese endemischen Arten sind daher besonders wertvoll und stehen in Teilen bereits unter Schutz.

Trotzdem werden sie vielerorts gesammelt – teils nachhaltig, teils leider auch illegal. Der Export in Länder wie China, Südkorea oder Japan boomt, da dort die Nachfrage nach naturbelassenen, wild gefangenen Seegurken stetig steigt.


Bildnachweis: thefishsite.com

Bedeutung in der traditionellen asiatischen Küche

Getrocknete Trepang – auch als „bêche-de-mer“ bekannt – gelten in der chinesischen Küche als Luxusgut. Sie werden in Suppen, Eintöpfen oder mit Meeresfrüchten zubereitet und wegen ihrer gelatinösen Konsistenz geschätzt. Der Geschmack selbst ist eher neutral, aber die Trepang nehmen hervorragend Aromen auf und liefern eine besondere Textur.

In gehobenen Restaurants in Hongkong, Shanghai oder Singapur zahlen Gäste mehrere hundert Dollar für eine Portion besonders hochwertiger philippinischer Seegurken.


Bildnachweis: https://www.researchgate.net/

Heilwirkung und Anwendung in der traditionellen Medizin

Trepang werden nicht nur gegessen, sondern auch in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) verwendet. Ihnen wird eine Vielzahl an positiven Wirkungen nachgesagt:

  • Entzündungshemmend
  • Stärkung des Immunsystems
  • Förderung der Wundheilung
  • Linderung bei Gelenkproblemen und Arthritis
  • Verbesserung der Libido und Fruchtbarkeit

Diese Effekte sind wissenschaftlich nicht alle eindeutig belegt, aber in der Volksmedizin Asiens seit Jahrhunderten fester Bestandteil.

Nachhaltigkeit und Schutz

Die zunehmende Nachfrage bringt jedoch auch Probleme mit sich. In einigen Regionen werden die Bestände bereits durch Überfischung bedroht. Zudem sind manche Fischer nicht ausreichend über die Bedeutung nachhaltiger Ernte informiert oder gezwungen, aus wirtschaftlicher Not heraus auch junge, noch nicht fortpflanzungsfähige Tiere zu sammeln.

Daher setzen sich lokale Organisationen, Tauchgemeinschaften und auch die philippinische Regierung vermehrt für eine kontrollierte Bewirtschaftung und den Schutz bestimmter Arten ein. Es gibt sogar erste Aquakultur-Projekte, bei denen Seegurken nachhaltig gezüchtet werden – mit Erfolg!


Bildnachweis: https://ars.els-cdn.com/

Fazit

Trepang sind ein spannendes Beispiel dafür, wie biologische Vielfalt, traditionelle Heilkunde und internationale Märkte miteinander verwoben sind. Die Philippinen besitzen mit ihren endemischen Seegurken ein maritimes Juwel, das weit über die Landesgrenzen hinaus geschätzt wird – aber auch geschützt werden muss.

Wenn Du also das nächste Mal am Strand unterwegs bist oder beim Schnorcheln ein merkwürdiges, wurstähnliches Wesen am Meeresboden siehst – vielleicht hast Du gerade einen echten kulinarischen Schatz entdeckt!

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Die Tradition des Handlesens auf den Philippinen – Eine Begegnung

Handlesen auf den Philippinen: Zwischen Aberglaube und Alltagskultur

Während Videoaufnahmen auf dem Markt in Dumaguete, der „Stadt der sanften Menschen“, stieß ich auf dem lebhaften Public Market auf eine Szene, die mich faszinierte: Eine Handleserin, umringt von Marktständen mit exotischen Früchten und schreienden Händlern, deutete konzentriert die Linien einer Kundin. Trotz des Chaos‘ um sie herum schien die Zeit für diesen Moment stillzustehen.

Handlesen als kulturelles Erbe

Auf den Philippinen ist Handlesen (palmistry) keine bloße Kuriosität, sondern ein fester Bestandteil der volkstümlichen Spiritualität. Wie der Aberglaube an die White Lady oder Aswang-Geister zeigt, sind viele Filipinos offen für übernatürliche Deutungen. Die Herzlinie, Lebenslinie und Schicksalslinie werden hier nicht nur als individuelle Merkmale, sondern als Wegweiser für Liebe, Gesundheit und Berufung interpretiert.

Meine Beobachtung auf dem Dumaguete Public Market – einem Ort, der selbst ein Mikrokosmos philippinischer Lebensart ist – unterstrich dies: Die Handleserin nutzte keine esoterischen Utensilien, sondern allein die Tiefe und Verzweigungen der Linien. Ihre Kundin, eine junge Frau, hörte gespannt zu, als die Deutung von „kurzen Beziehungen“ (bei einer blassen Herzlinie) auf „berufliche Wendepunkte“ (durch eine markante Schicksalslinie) überging.

Warum glauben Filipinos daran?

  1. Kulturelle Verwurzelung: Wie der Markt mit seinen Painitan-Ständen für traditionelle Snacks ist Handlesen ein Stück lokaler Identität.
  2. Soziale Funktion: In einer Gesellschaft, wo Armut und Unsicherheit oft präsent sind, bieten solche Praktiken Halt – ähnlich wie der Glaube an Wunderheiler.

Mein Erlebnis: Authentizität vs. Inszenierung

Die Handleserin auf dem Markt wirkte authentisch – kein „Show-Akt“ für Touristen, sondern ein Dienst für Einheimische. Er zeigt, wie sie dominante Handlinien analysierte (bei Rechtshändern die rechte Hand) und dabei sogar auf sich ändernde Linien hinwies – ein Hinweis darauf, dass sich Schicksal laut Glauben mit dem Alter wandeln kann.

Kritiker mögen dies als Aberglaube abtun, doch die Lebendigkeit dieser Tradition ist unbestreitbar. Sie spiegelt wider, was Dumaguete ausmacht: ein Ort, wo Moderne (Universitäten wie Silliman) und Tradition (Märkte, Geisterglaube) nebeneinander existieren.

PS: Wer mehr über Dumaguetes Kultur erfahren will – die aktuellen Festivals wie das Sandurot im September oder der Public Market mit seinen alltäglichen und nicht immer so alltäglichen Produkten sind einen Besuch wert!

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Ja, schade das es keine Eisenbahn mehr für den Personenverkehr (ausgenommen Manila S-Bahn) auf den Philippinen gibt. Es ist ein Verkehrsmittel der Zukunft. Statt 5 Stunden mit dem Bus wäre z.B. die Strecke von Bacolod in den Süden in 1-2 h zu schaffen. Dagegen spricht wahrscheinlich ein Konglomerat aus lokalen Interessen und Bus Transportunternehmen.

Da wurden von staatlicher Seite bereits im letzten Jahrhundert nach dem zweiten Weltkrieg auch unter dem Einfluss der Amerikaner die Weichen auf „Strasse“ gestellt!

Heute fehlt neben politischem Willen auch das Geld.

Früher gab es auf Luzon eine Nord-Süd-Verbindung.

Auch interessant:

Little Saigon – Vietnamesisches Flair auf Palawan


Bildnachweis: https://vietnamesemuseum.org/

Wer hätte gedacht, dass man mitten auf der philippinischen Insel Palawan ein Stück Vietnam entdecken kann? „Little Saigon“ oder „Vietville“ in Santa Lourdes, etwa 15 Kilometer von Puerto Princesa entfernt, ist eine faszinierende Enklave vietnamesischer Kultur und Geschichte. Dieses Dorf, das von vietnamesischen Flüchtlingen („boat people“) gegründet wurde, die nach dem Fall Südvietnams 1975 auf den Philippinen strandeten, ist heute ein lebendiges Zeugnis von Integration und kulinarischer Tradition.

Historischer Hintergrund
Nach dem Kommunistischen Übernahme Südvietnams flohen über 40.000 Menschen auf Booten in die Philippinen. Während die meisten später in die USA oder andere Länder umgesiedelt wurden, blieben etwa 1.500 Vietnamesen zurück. Die katholische Kirche (CBCP) unterstützte sie durch das „Center for Assistance to Displaced Persons“ (CADP), und 1997 ermöglichte ein Abkommen mit der philippinischen Regierung dauerhafte Aufenthaltsrechte und Perspektiven auf Staatsbürgerschaft.

Das Leben in Vietville
Heute besteht das Dorf aus 155 Häusern und ist selbstverwaltet. Die Bewohner betreiben kleine Geschäfte, backen französisches Brot, verkaufen vietnamesische Nudeln und betreiben ein Restaurant, das als kultureller Treffpunkt dient. Auffällig ist die Mischung aus lokaler Bauweise (Bambusstrukturen mit roten Laternen) und vietnamesischen Elementen wie einer Pagode mit einer Madonnenstatue. (Ich bin mir nicht sicher, ob das tatsächlich noch für heute gilt, anderweitig wird gesagt, da ist außer dem Restaurant nichts mehr, aber lest auch die ganz unten verlinkte Geschichte.)


Bildnachweis: https://vietnamesemuseum.org/

Kulinarische Highlights
Das Herzstück von Little Saigon ist seine Küche:


Bildnachweis: https://www.tripadvisor.com.ph/

  • Pho: Nudelsuppe mit frischen Kräutern, Fleisch oder Meeresfrüchten.
  • Cha Gio Viet: Frühlingsrollen mit Reisnudeln.
  • Kaffee: Vietnamesischer Eiskaffee mit Kondensmilch.
    Die Gerichte sind leicht, aromatisch und von französisch-asiatischem Einfluss geprägt. Frische Kräuter wie Minze und Koriander spielen eine zentrale Rolle.


Bildnachweis: https://roadsandkingdoms.com/

Kulturelle Bedeutung
Little Saigon ist/war mehr als ein Flüchtlingslager – es ist ein Symbol der Resilienz. Die Gemeinde engagiert sich auch für soziale Projekte, wie Spendenaktionen für die Opfer von Dürren in Mindanao.

Lesetipp: The Last Remains of Viet Ville (in englischer Sprache)

Fazit & Reisetipp
Ein Besuch in Vietville bietet nicht nur kulinarische Abenteuer, sondern auch Einblicke in eine wenig bekannte Migrationsgeschichte. Wer authentische vietnamesische Küche abseits der Touristenpfade sucht, sollte die 15-km-Tricyclefahrt von Puerto Princesa nicht scheuen! Tipp: Bestellt nach Nummer (das Menü ist auf Englisch beschriftet) und probiert unbedingt die Pandan Mongo Cake zum Dessert

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Lecker, lecker!

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Rajah Paduka Batara – Ein vergessener König aus Sulu und sein Vermächtnis in China

Hast du schon mal von Rajah Paduka Batara gehört? Er war ein Herrscher aus dem Königreich Sulu (heute Teil der Philippinen) und seine Geschichte ist ein faszinierendes Kapitel der vorkolonialen Diplomatie Asiens. Vor über 600 Jahren reiste er nach China – und sein Grab steht bis heute in der Provinz Shandong! Hier die spannenden Details:


Bildnachweis: https://filipino.cri.cn/

Wer war Rajah Paduka Batara?

Rajah Paduka Batara, auch bekannt als Paduka Pahala, regierte im frühen 15. Jahrhundert als einer der drei Könige von Sulu (neben dem „Westkönig“ Maharajah und dem „Bergkönig“ Prabu). Sulu war damals ein mächtiges Sultanat mit Handelsverbindungen von Borneo bis zu den Philippinen.

Wichtig: Der Begriff „filipinisch“ passt hier nicht – die Philippinen gab es als Nation noch nicht! Sulu war ein unabhängiges Königreich, geprägt von austronesischer Kultur und später islamischem Einfluss.


Die historische Reise nach China (1417)

Im Jahr 1417 brach Paduka Batara mit einer Delegation von über 340 Personen – darunter Familie, Adlige und Diener – nach China auf, um dem berühmten Yongle-Kaiser der Ming-Dynastie Tribut zu zollen.

  • Ziel der Mission: Handelsbeziehungen stärken und Anerkennung als gleichwertiger Herrscher erhalten.
  • Geschenke: Sulu brachte kostbare Gaben wie Perlen, goldene Schriften und tropische Waren, während der Kaiser im Gegenzug Seide, Porzellan und offizielle Siegel überreichte.
  • Empfang: Die Delegation wurde 27 Tage lang mit königlichen Ehren empfangen – ein Zeichen des Respekts des Kaisers für Sulu.

Tragischer Tod und königliches Grab in China

Auf der Rückreise erkrankte Paduka Batara in der Stadt Dezhou (Shandong) und starb. Der Yongle-Kaiser ließ ihm ein prächtiges Grabmal errichten – ein einzigartiges Privileg für einen ausländischen Herrscher!.


Bildnachweis: * CC BY-SA 4.0

  • Die Grabstätte: Ein Komplex mit Statuen, Steintafeln und einem muslimischen Mausoleum im chinesischen Stil. Sie ist heute als „Su Lu Wang Mu“ bekannt und kann besichtigt werden.
  • Inschrift: Der Kaiser pries Paduka Batara als „brillant, weise und loyal“ – ein Beweis für die tiefe Wertschätzung.

Das Vermächtnis: Nachkommen in China

Zwei Söhne des Königs blieben in Dezhou, um das Grab zu bewachen. Sie erhielten chinesische Nachnamen (An und Wen) und wurden in die lokale Hui-Gemeinschaft (chinesische Muslime) integriert.


Bildnachweis: https://www.philstar.com/

  • Heutige Nachkommen: Rund 3.700 Menschen in Dezhou tragen die Namen An oder Wen und pflegen bis heute Erinnerungen an ihre suluischen Wurzeln.
  • Kulturelle Brücke: Ihre Geschichte zeigt, wie frühe Globalisierung funktionierte – lange bevor Kolonialmächte die Region prägten.

Warum ist das wichtig?

  1. Vorkoloniale Diplomatie: Sulu war kein isoliertes Inselreich, sondern aktiv in asiatische Netzwerke eingebunden.
  2. Anerkennung durch China: Der Yongle-Kaiser behandelte Sulu als gleichwertigen Partner – anders als spätere Kolonialherren.
  3. Vergessene Helden: Figuren wie Paduka Batara oder Lapu-Lapu (der Magellan besiegte) zeigen die starken Identitäten der Philippinen vor Spanien.

Fun Fact: 1987 drehten China und die Philippinen sogar einen Film über ihn: „Hari sa Hari, Lahi sa Lahi“ – leider heute schwer zu finden.


Fazit

Paduka Bataras Geschichte ist ein Symbol für kulturellen Austausch und widerlegt das Klischee von „isolierten“ südostasiatischen Königreichen. Sein Grab in China ist nicht nur ein Denkmal, sondern eine Einladung, die vielfältige Geschichte Asiens neu zu entdecken.

Was denkst du? Sollten solche Geschichten mehr Beachtung in Schulbüchern finden?

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Der philippinische Kilometer Zero Marker: Ein umfassender Leitfaden zu Bedeutung und Navigation

Einführung in das Kilometer-Marker-System der Philippinen

Auf den Philippinen spielen Kilometer-Marker eine entscheidende Rolle im Straßennetz des Landes. Diese oft gelb-weißen Betonpfeile sind entlang der Nationalstraßen zu finden und dienen als wichtiges Navigationswerkzeug - besonders in Zeiten, in denen GPS-Signale schwach sind oder die Technik versagt. Das System hat seinen Ursprung in der Pan-Philippine Highway (auch bekannt als Maharlika Highway), die sich über beeindruckende 3.500 Kilometer von Norden nach Süden erstreckt und die Inseln Luzon, Visayas und Mindanao verbindet.

Der zentrale Kilometer Zero Marker in Manila


Bildnachweis: https://www.thebackpackadventures.com/

Der wichtigste und historisch bedeutsamste Kilometer Zero Marker der Philippinen befindet sich im Herzen von Manila, genauer gesagt im Rizal Park (Luneta). Dieser Marker dient als zentraler Referenzpunkt für Entfernungsmessungen im gesamten Straßennetz der Philippinen.

Interessanterweise war dieser Standort nicht immer der Referenzpunkt. Vor dem Zweiten Weltkrieg diente das Kreuz auf der Kuppel der Manila Kathedrale als ursprünglicher Kilometer Zero für das gesamte Land. Während der amerikanischen Kolonialzeit wurde der Marker im Zuge der Verschönerung von Bagumbayan (dem heutigen Rizal Park) an seinen aktuellen Standort verlegt.

Inselübergreifende Bedeutung und regionale Kilometer Zero Marker

Während der Luneta-Marker in Manila als nationale Referenz dient, haben die größeren Inseln des Archipels ihre eigenen Kilometer Zero Marker:


Bildnachweis: Maranao.Com

  • Luzon: Rizal Park (Luneta) in Manila 5
  • Mindanao: Marawi City (mit der Inschrift „Original reference point of all roads in Mindanao“)
  • Panay Island: Vor dem alten Kapitolgebäude in Iloilo City
  • Cebu: Vor dem Provinzkapitol in Cebu City
  • Negros Island: Sowohl in Bacolod als auch in Dumaguete
  • Mindoro: Calapan, Oriental Mindoro
  • Batanes: Basco

Diese regionalen Marker dienen als Ausgangspunkte für Entfernungsmessungen innerhalb der jeweiligen Inseln, während der Manila-Marker die überregionale Referenz bleibt.

Aufbau und Bedeutung der Kilometer-Marker

Die typischen Kilometer-Marker entlang der philippinischen Straßen enthalten mehrere wichtige Informationen:


Bildnachweis: https://www.topgear.com.ph/

Persönlicher Vermerk: Auch wenn ich dieses Foto im WWW gefunden habe, so bin ich mir doch wirklich sicher, dass es auf der Straße von Cagayan de Oro nach Talakag, Bukidnon aufgenommen wurde, weil hier Tourenanbieter Jeepneys benutzen, um die Schlauchboote zum White Water Rafting zu den Startplätzen am Cagayan River zu bringen. Dazu passt auch die Kilometerangabe zum Zero Marker in Luneta.

  1. „KM“ oder „K“: Steht für Kilometer und ist im oberen weißen Kasten des Markers zu finden.
  2. Zahl unter „KM“: Zeigt die Entfernung in Kilometern vom zuständigen Kilometer Zero Marker an. Auf Luzon bedeutet „KM 100“, dass Sie 100 km von Luneta entfernt sind. In Mindanao könnte ein Marker „K 1460“ anzeigen, was 1.460 km von Manila entfernt bedeutet.
  3. Buchstabe/n: Initial(en) der nächsten Stadt oder Gemeinde in Fahrtrichtung. Beispielsweise steht „B“ für Baras oder „ST“ könnte für Sta. Maria stehen.
  4. Zahl unter dem Buchstaben: Die verbleibende Entfernung in Kilometern bis zur nächsten Stadt. Ein Marker mit „B 2“ bedeutet, dass das Zentrum von Baras nur noch 2 km entfernt ist.

Bedeutung der Straßenseite des Markers

Die Position des Markers relativ zur Fahrbahn gibt wertvolle Informationen über die Fahrtrichtung:

  • Rechte Straßenseite: Sie fahren weg vom Kilometer Zero (in Luzon: weg von Manila)
  • Linke Straßenseite: Sie fahren in Richtung Kilometer Zero (in Luzon: Richtung Manila)

Diese Regel hilft bei der Orientierung, besonders wenn man sich in unbekanntem Gebiet befindet.

Praktischer Nutzen der Kilometer-Marker

  1. Navigation ohne Technik: Die Marker sind eine zuverlässige Alternative, wenn GPS-Geräte versagen oder der Akku leer ist.
  2. Entfernungsberechnung: Sie ermöglichen die Berechnung von Distanzen zwischen Orten und helfen bei der Planung von Tankstopps oder Pausen.
  3. Notfall-Referenzpunkte: Bei Unfällen oder Straßenschäden können die Marker zur genauen Ortsangabe dienen.
  4. Fahrpreisberechnung: In einigen Regionen dienen sie als Referenz für die Berechnung von Fahrpreisen im öffentlichen Verkehr.

Variationen im Erscheinungsbild

Während die meisten Marker gelb-weiß sind, gibt es regionale Unterschiede 7:

  • Einige sind vorwiegend weiß
  • Andere sind einfarbig gelb mit schwarzer Beschriftung
  • Wieder andere haben natürliche Betonfarbe mit kontrastierender Beschriftung
  • Der KM 0 Marker in Luneta ist besonders gestaltet, mit einer Karte der Philippinen über der „KM 0“-Markierung

Historische und kulturelle Bedeutung

Neben ihrer praktischen Funktion haben die Kilometer-Marker auch historische Bedeutung. Der Kilometer Zero Marker in Mariveles, Bataan, markiert beispielsweise den Ausgangspunkt des berüchtigten Todesmarsches während des Zweiten Weltkriegs.

Aktuelle Herausforderungen

Durch Straßenerweiterungsprojekte sind viele dieser Marker verschwunden, verlegt oder entsorgt worden. Dies hat bei einigen Bürgern Besorgnis ausgelöst, da sie nach wie vor ein wichtiges Navigationswerkzeug darstellen.

Fazit

Das philippinische Kilometer-Marker-System ist ein faszinierendes Relikt aus der Zeit vor GPS, das bis heute praktischen Nutzen bietet. Es verbindet nicht nur die verschiedenen Inseln des Archipels durch ein einheitliches Messsystem, sondern ist auch ein Zeugnis der philippinischen Ingenieurskunst und Infrastrukturgeschichte. Für Reisende, die die Schönheit der Philippinen auf Landstraßen erkunden möchten, bleibt das Verständnis dieser Marker eine wertvolle Fähigkeit - für den Fall, dass die moderne Technik einmal versagt.

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Das philippinische Balisong – mehr als nur ein Messer

Wer schon einmal in den Philippinen unterwegs war, besonders in der Provinz Batangas, hat vielleicht schon Bekanntschaft mit einem ganz besonderen Messer gemacht: dem Balisong, international auch Butterfly Knife genannt. Dieses Klappmesser ist nicht nur ein Werkzeug, sondern auch ein Stück philippinischer Kulturgeschichte – und für viele ein faszinierendes Sammlerstück.


Bildnachweis: KI-erstellt

Herkunft und Geschichte

Der Name Balisong leitet sich vermutlich vom gleichnamigen Barangay in der Stadt Taal (Batangas) ab, wo diese Messer seit über 100 Jahren hergestellt werden. Der Begriff könnte aus dem Tagalog stammen: „bali“ (brechen oder falten) und „sungay“ (Horn), da ältere Modelle oft Griffschalen aus Tierhorn besaßen.

Die Ursprünge sind nicht ganz eindeutig. Manche Historiker vermuten, dass ähnliche Klappmesser bereits von den Spaniern im 18. Jahrhundert eingeführt wurden, andere sehen die Entwicklung als rein philippinische Erfindung, inspiriert von traditionellen Werkzeugen. Sicher ist: In Batangas hat sich über Generationen eine Handwerkskunst entwickelt, die Messer von schlichter Funktionalität bis zu kunstvoll verzierten Sammlerstücken hervorbringt.

Bauweise und Besonderheiten

Ein Balisong besteht aus einer zweigeteilten Griffhülle, die um den Klingenrücken schwenkt. Dadurch lässt sich die Klinge blitzschnell öffnen oder schließen – ein Grund, warum es in Actionfilmen und auf YouTube-Trickvideos so beliebt ist.
Typische Merkmale:

  • Länge: Meist zwischen 20–30 cm im geöffneten Zustand
  • Material: Früher Horn, Holz und Messing – heute auch Stahl, Aluminium oder moderne Kunststoffe
  • Mechanismus: Drehbare Achsen mit Stiften oder Schrauben, oft ohne Federn
  • Verschluss: Meist ein einfacher Haken (latch), der die Griffe fixiert


Bildnachweis: https://www.thearmorylife.com/

Kulturelle Bedeutung

Für viele Filipinos, besonders in Batangas, ist das Balisong mehr als eine Waffe – es ist ein Symbol für Handwerkskunst und lokale Identität. In der Vergangenheit nutzte man es als Allzweckmesser: zum Schneiden von Seilen, Öffnen von Kokosnüssen, in der Landwirtschaft oder als Werkzeug im Haushalt.

Das schnelle Aufklappen wurde nicht nur zum Prahlen geübt, sondern hatte auch einen praktischen Zweck: In unsicheren Zeiten konnte man so potenzielle Angreifer abschrecken.


Rechtliche Lage

Während das Balisong in den Philippinen relativ frei verkauft werden kann (in manchen Städten aber reguliert ist), sieht es im Ausland oft anders aus: In vielen Ländern – darunter Deutschland – gelten Butterflymesser als verbotene Waffen. Dort drohen beim Besitz oder Import hohe Strafen.
Wer ein Balisong als Souvenir mitnehmen möchte, sollte sich unbedingt vor der Einreise in die Heimat über die Gesetzeslage informieren!


Balisong heute

In Taal und Umgebung findet man noch immer Schmiede, die diese Messer in Handarbeit fertigen. Manche spezialisieren sich auf traditionelle Designs, andere setzen auf moderne Materialien und kunstvolle Gravuren für Sammler. Touristen können oft zusehen, wie aus einem einfachen Stück Stahl ein funktionales Kunstwerk entsteht.

Auf den Philippinen wird das Balisong weiterhin als Werkzeug geschätzt, ist aber auch ein beliebtes Geschenk – besonders für Besucher, die die lokale Kultur kennenlernen wollen.

Fazit:
Das philippinische Balisong ist ein Stück lebendige Handwerkskunst mit einer spannenden Geschichte. Es vereint Funktionalität, Tradition und ein wenig Showeffekt. Wer auf den Philippinen unterwegs ist, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Schmieden von Batangas bei der Arbeit über die Schulter zu schauen – und sich vielleicht ein Stück Geschichte mit nach Hause zu nehmen (sofern das im eigenen Land erlaubt ist).

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Interessant, salamat

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Ambal Zeitungsstand & die morgendliche Eile von damals in CDO

Ich muss gerade an eine Szene hier in Cagayan de Oro denken, die wie aus einer anderen Zeit wirkt: Ambal Zeitungsstand in der Cruz Taal Street. Es berührt mich wirklich, dass die Dame dort noch immer gedruckte Zeitungen verkauft – ein seltener Anblick geworden.


Bildnachweis: Facebook Netzfund

Das weckt so lebhafte Erinnerungen! Ich kann es noch genau vor mir sehen: Morgens vor dem Büro von Philippine Airlines war immer ein besonderes Gewusel. Da kamen die frisch gedruckten Zeitungen direkt aus dem Flugzeug an und wurden flink auf dem Bürgersteig sortiert und gebündelt. Und dann ging es los: Die Zeitungsjungen rannten los, um die Neuigkeiten in die ganze Stadt zu tragen. Diese Energie, diese Eile – unvergesslich.

Und wo landeten die Zeitungen dann? Bei uns! Manager, Anwälte, und an manchen Tagen auch ich selbst – wir saßen in einem der Restaurants in der Nähe, genossen den ersten Kaffee und vertieften uns in die Morgenlektüre. Während wir lasen und diskutierten, waren die „Shine Boys“ schon zur Stelle. Mit ihren flinken Händen brachten sie unsere Schuhe auf Hochglanz, fast im Takt zum Rascheln der Zeitungsseiten.

Es war ein ganzes Ökosystem des Morgens, dieses Zusammenspiel. Und wisst ihr was? Beides – diese Art des Zeitungsvertriebs und das Ritual mit den Schuhputzern in den Cafés – gibt es heute so gut wie gar nicht mehr. Es ist einfach anders geworden.

Manchmal, wenn ich an Ambals Stand vorbeigehe, spüre ich diesen Hauch von Vergangenheit ganz stark. Es ist schön, dass es diesen Ort noch gibt, aber es macht mich auch ein bisschen wehmütig. Eine kleine, lebendige Welt von damals, die weitgehend verschwunden ist.

Schade eigentlich, oder? Wer von euch erinnert sich noch an diese morgendliche Routine rund um die Zeitungen?**

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Das „Romblon Triangle“ – das philippinische Bermuda-Dreieck

Hast du schon mal vom Romblon Triangle gehört? Viele nennen es das „Bermuda-Dreieck der Philippinen“. Es liegt mitten in der Sibuyan-See, rund um die Provinz Romblon, und hat seit den 1990er-Jahren einen ziemlich mysteriösen Ruf.

Mindestens zwei Dutzend Schiffe sollen dort verschwunden oder in die Tiefe gerissen worden sein. Offizielle Erklärungen sprechen meist von plötzlichen Stürmen, gefährlichen Strömungen oder tückischen Riffen, die selbst erfahrenen Seeleuten zum Verhängnis werden können. Klingt eigentlich logisch – und doch kursieren Geschichten, die dir vielleicht Gänsehaut machen: Fischer und Taucher berichten von verrückten Kompassanzeigen oder magnetischen Störungen, die angeblich immer wieder in dieser Gegend auftreten.

Natürlich sagt die Wissenschaft, dass das Meer dort einfach besonders unberechenbar ist. Aber mal ehrlich: genau diese Mischung aus Naturgewalt und geheimnisvollen Erzählungen macht das Romblon Triangle so faszinierend. Es ist längst mehr als nur ein geografisches Gebiet – es ist eine Legende der philippinischen Seefahrt.

Wenn du also jemals in Romblon unterwegs bist und mit dem Boot rausfährst: Hab Respekt vor der See – und im Hinterkopf die Vorstellung, dass dort draußen vielleicht doch mehr lauert, als man mit bloßem Auge sieht.

Bildnachweis: Beide Bilder wurden KI-erstellt

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Capiz-Muscheln – das schimmernde Erbe philippinischer Architektur und Handwerkskunst

Capiz-Muscheln – Tradition und Nutzen auf den Philippinen


Bildnachweis: Facebook - Lapogenio Kami

Wenn man auf den Philippinen alte Gebäude, Kirchen oder traditionelle Häuser sieht, fallen einem oft die besonderen Fenster auf, die nicht mit Glas, sondern mit einer Art durchscheinenden Muschel besetzt sind. Dabei handelt es sich um die sogenannten Capiz-Muscheln.

Die Capiz-Muschel (Placuna placenta) ist eine flache, fast runde Muschel, die vor allem in den flachen Küstengewässern rund um die Insel Capiz in der Provinz Panay vorkommt – daher auch ihr Name. Schon seit Jahrhunderten wird sie nicht in erster Linie wegen ihres Fleisches geschätzt, sondern vor allem wegen ihrer dünnen, fast transparenten Schale, die im Sonnenlicht schimmert und eine warme, sanfte Helligkeit erzeugt.

Bildnachweis: Links: https://www.pinterest.com/; rechts: https://www.reddit.com/


Bildnachweis: Facebook - Marissa Cuenca

Historische Nutzung
Vor der flächendeckenden Verbreitung von Glas war Capiz ein günstiges und leicht verfügbares Material, das als Fensterscheibe eingesetzt wurde. Gerade in den spanischen Kolonialzeiten waren Capiz-Fenster ein typisches Merkmal vieler Häuser im „Bahay na Bato“ (Steinhaus mit Holzetage). Die Muschelschalen wurden in kleine Quadrate geschnitten und in Holzrahmen eingefasst, die man wie Schiebefenster öffnen konnte. Der Vorteil: Sie ließen Licht herein, hielten aber Wind und Regen weitgehend ab. Gleichzeitig gaben sie den Innenräumen ein warmes, weiches Leuchten, das Glasfenster so nicht erzeugen konnten.

Bis heute sind solche Capiz-Fenster an alten Kirchen, Klöstern und Herrenhäusern zu finden. In Vigan (Ilocos Sur), aber auch in Manila oder Iloilo gibt es noch viele Häuser, die diesen ganz eigenen architektonischen Charme bewahrt haben.

Bildnachweis: Links: Facebook - JGL Capiz Shells; rechts: https://www.jpacific.com/

Weitere Verwendung
Neben Fenstern fanden Capiz-Muscheln auch in anderen Bereichen Anwendung. Aus den zarten, schimmernden Schalen werden bis heute Lampen, Laternen (Parol), Raumteiler, Schmuck, Windspiele oder Dekorationsartikel gefertigt. Besonders zur Weihnachtszeit sieht man in den Philippinen unzählige bunte Parol-Sterne, bei denen Capiz als transluzentes Material dient. Der Effekt ist einmalig, weil das Licht sehr sanft und natürlich durchscheint.


Videobeschreibung: Sehen Sie, wie philippinische Kunsthandwerker für West Elm aus wilden Perlmuscheln traditionelle Capiz-Kunsthandwerke fertigen!

Der gesamte Prozess ist beeindruckend: von der Ernte der Perlmuscheln in bis zu drei Meter Tiefe bis zum fertigen, wunderschönen handgefertigten Produkt.

Wir sind stolz darauf, dass die Capiz-Designs von West Elm Hunderte Familien unterstützen und dass Frauen spezielle Schulungen und Unterstützung erhalten.

Bedeutung in der Gegenwart
Zwar hat Glas längst die praktische Rolle der Capiz-Muschel im Alltag abgelöst, doch bleibt sie ein fester Bestandteil des philippinischen Kulturerbes. Viele Kunsthandwerker und Designer setzen Capiz bewusst ein, um Tradition und Moderne miteinander zu verbinden. Gleichzeitig sind Capiz-Produkte ein beliebtes Souvenir und ein Exportschlager, da sie die filigrane Handwerkskunst der Philippinen widerspiegeln.

Fazit
Die Capiz-Muschel ist mehr als nur eine Meeresmuschel – sie ist ein Stück philippinischer Identität. Sie hat über Jahrhunderte das Leben, die Architektur und die Kultur geprägt und sorgt bis heute für faszinierende Lichtspiele, sei es in alten Kirchenfenstern oder modernen Lampenschirmen. Wer die Philippinen besucht, sollte unbedingt einen Blick auf diese besondere Tradition werfen – man sieht die Capiz-Muscheln oft, ohne sofort zu wissen, dass es sich dabei um ein Stück Natur handelt.

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„Filipino Time“ – Mythos, Realität oder Beleidigung?

Wenn man länger auf den Philippinen lebt oder mit Filipinos zu tun hat, stößt man früher oder später auf den Begriff „Filipino Time“. Gemeint ist damit, dass Termine, Treffen oder Veranstaltungen regelmäßig später beginnen, als ursprünglich angesetzt – manchmal nur 15 Minuten, manchmal eine Stunde oder mehr. Für Ausländer, die an Pünktlichkeit gewöhnt sind, kann das anfangs irritierend bis nervig sein.


Bildnachweis: KI-erstellt

Ursprung und Bedeutung

Historisch gesehen hat „Filipino Time“ nichts mit Faulheit oder Respektlosigkeit zu tun, sondern ist tief kulturell verankert. In ländlichen Regionen spielte Zeit eine geringere Rolle – wichtig war, dass man erschien, nicht wann. Auch das tropische Klima, unzuverlässige Verkehrsmittel und die berüchtigten Staus in Großstädten wie Manila oder Cebu haben sicher ihren Anteil daran, dass Termine flexibel gehandhabt werden.

Kontroverse um den Begriff

Viele Filipinos empfinden den Ausdruck als abwertend oder sogar beleidigend. Sie sehen darin ein koloniales Stigma, das die eigene Kultur als „unzuverlässig“ abstempelt. Für sie ist es schlicht eine andere Art, Zeit wahrzunehmen: weniger starr, weniger vom Takt der Uhr bestimmt, dafür stärker von den Umständen des Alltags. Dass Filipino Time heute fast sprichwörtlich geworden ist, kratzt am Nationalstolz, weil es nach außen wie eine nationale Eigenart wirkt, die man nicht loswird.

Persönliche Erfahrung

Ich muss allerdings zugeben: So sehr man den Begriff auch kritisieren mag, ich selbst erlebe dieses Phänomen immer wieder. Ob private Treffen, Fiestas oder offizielle Anlässe – oft fangen Dinge einfach später an. Für jemanden wie mich, der gewohnt ist, dass „15 Uhr“ auch wirklich „15 Uhr“ bedeutet, war das anfangs schwer zu akzeptieren. Mit der Zeit habe ich gelernt, es gelassener zu sehen – aber ganz ehrlich: nerven kann es schon.

Zwischen Realität und Wandel

Man sollte jedoch nicht übersehen, dass sich in den Städten, in der Geschäftswelt und besonders im internationalen Umfeld ein deutlicher Wandel zeigt. Geschäftstermine, Uni-Vorlesungen oder kirchliche Zeremonien beginnen heute meist pünktlich(er). Viele junge Filipinos wollen mit dem Klischee nichts mehr zu tun haben und sehen Pünktlichkeit als Zeichen von Professionalität.

Fazit

„Filipino Time“ ist also ein zweischneidiges Schwert:

  • Für die einen eine abfällige, ungerechte Pauschalisierung.
  • Für andere ein real erlebtes Alltagsphänomen, das man kaum ignorieren kann.

Am Ende hilft nur, sich anzupassen und zu wissen, in welchem Kontext man sich bewegt. Im Geschäftsleben oder bei Ämtern sollte man Pünktlichkeit erwarten, im privaten Bereich oder bei Dorffiestas darf man sich aber ruhig etwas Flexibilität angewöhnen.

Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte: „Filipino Time“ ist keine „infame Lüge“, aber auch kein unüberwindbares Kulturmerkmal – eher ein Spiegel der philippinischen Lebensart, in der nicht die Uhr, sondern der Moment zählt.**

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