Von Negros nach Mindanao und zurück: Unsere Reise durch Taifun Kristine

Ich will euch von einer ziemlich abenteuerlichen Reise erzählen, die wir kürzlich, im Oktober 2024, unternommen haben. Eigentlich sollte es nur eine einfache Autofahrt sein: Von unserem Zuhause in Dauin, Negros Oriental, nach Cagayan de Oro auf Mindanao – um meine Frau, ein paar Pflanzen und Haushaltsgegenstände abzuholen. Aber wie das Leben so spielt, wurde es zu einer Tour, die wir so schnell nicht vergessen werden. :sweat_smile:


Die Überfahrt: Taifun und schaukelnde Nächte

Unser erster Schritt war die Fähre von Dumaguete nach Dapitan. Früh morgens haben wir im Stadthafen eingecheckt – der Ticketkauf und die Einschiffung liefen zum Glück reibungslos. Wir entschieden uns, die Überfahrt im Auto zu verbringen, auch wenn uns die Crew warnte, das sei auf eigene Gefahr. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Der Taifun Kristine tobte über Luzon und schickte uns kräftige Wellen entgegen. :grimacing:
Die Nacht auf dem Autodeck war alles andere als bequem. Die Fähre schaukelte stark, und wir haben kaum ein Auge zugemacht. Immerhin erreichten wir Dapitan im Morgengrauen – mit Regen, aber heil.


Ein Tag in Oroquieta: Zwischen Checkpoints und Chris Cornell


Nach einem schnellen Frühstück in einer kleinen „Eatery“ am Ortseingang von Dapitan ging es Richtung Oroquieta. Die Straßen waren gespickt mit Polizei- und Militärkontrollstellen. Meistens wurden wir durchgewunken, aber in Plaridel mussten wir Fahrzeugpapiere und Fahrerlaubnis vorzeigen. Der grimmige Kommandeur ließ uns dann doch weiterziehen. Ob das alles mit früheren Vorfällen in der Region zu tun hatte? Wer weiß. :man_shrugging:

In Oroquieta fanden wir eine Unterkunft im Asia Novo Boutique Hotel direkt an der Plaza – ein Glücksgriff. Nach einem Tipp vom Wachmann gönnten wir uns im schwer zu findenden iGrunge Café auf der Pastrano Straße einen richtig guten Kaffee. Das Café ist übrigens dem Sänger Chris Cornell gewidmet, also perfekt für Fans von Soundgarden und Audioslave! :guitar:

Mein Video über unseren kurzen Besuch in Oroquieta City:
Exploring OROQUIETA CITY

Danach schlenderten wir durch die Stadt: am Stadtplatz entlang, zur Strandpromenade, wo gerade Reparaturen liefen, und in eine Bäckerei, die noch mit einem traditionellen Holzkohleofen arbeitet. Es war herrlich, die entspannten Einheimischen zu treffen und ihre Geschichten zu hören.



Von der Panguil-Bucht nach Cagayan de Oro

Am nächsten Morgen ging’s weiter Richtung Ozamis und über die neue Brücke von Tangub City nach Tubod. Diese Gegend löste bei mir gemischte Gefühle aus. Erinnerungen an den Vorfall von 2008 kamen hoch, als Rebellen dort Chaos verbreiteten.

Hier ein Zeitungsartikel über den damaligen Vorfall im August 2008:
https://www.spokesman.com/stories/2008/aug/18/muslim-rebels-attack-villages/

Zum Glück ist es heute ruhiger, und wir passierten die Orte ohne Zwischenfälle. Am Nachmittag erreichten wir schließlich unser Ziel in Cagayan de Oro.

Die Überraschung für meine Frau klappte übrigens nicht – sie hatte gerade angekündigt, selbst nach Dumaguete kommen zu wollen. Wenigstens waren ihre Pflanzen schon fertig verpackt, bereit für den Rückweg. :joy:


Die Rückreise: Taifun, Fixer und ein „Seelenverkäufer“

Die Fahrt nach Dapitan lief problemlos, aber der Hafen dort… Ein einziges Chaos! Der Fährverkehr war wegen des Tropensturms eingestellt. Wir mussten uns eine Unterkunft suchen und landeten in der Villa Pilar Pensione. Am nächsten Tag standen wir Stunden in der Schlange für Tickets – nur um zu erfahren, dass die Fähre voll war. Nach viel Hin und Her besorgten uns zwei „Fixer“ Tickets für die M/V Stephanie Marie 1. Der Preis: 1.200 Pesos und jede Menge Nerven.

Die Überfahrt? Ein Alptraum. Der Starkregen drang durch die Decke der Touristenklasse, und die Türen waren nicht gesichert. Toiletten? Entweder überflutet oder ohne Licht. Rettungswesten? Eingeklemmt hinter einer Schranktür. Ich dachte mir: „Das war’s jetzt.“ Die eigentlich vierstündige Überfahrt dauerte fünf Stunden, und bei der Ankunft in Dumaguete steckte auch noch ein Lkw auf der Rampe fest. :roll_eyes:


Alle Fotos: Philippine Magazine - See- und Straßentrip von Negros nach Mindanao


Fazit: Abenteuer pur


Zur Abschreckung das Bild der M/V Stephanie Marie
*Foto: Wikipedia - * CC BY-SA 4.0

  • File:MV Stephanie Marie*

Nach all dem Drama schafften wir es schließlich zurück nach Dauin. Es war eine Reise voller Höhen und Tiefen – von Taifunausläufern und Kontrollpunkten bis hin zu beeindruckenden Einblicken in das Leben der Menschen auf Mindanao. Ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Wer Interesse hat, kann sich mein Video zu dieser Tour anschauen:
ROAD + SEA TRIP | NEGROS to MINDANAO and back

Falls ihr mal eine ähnliche Tour plant, packt euch Geduld, gute Nerven und einen Plan B ein. Und checkt das Wetter! :cloud_with_rain:

Habt ihr auch solche abenteuerlichen Reiseerfahrungen gemacht?

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Hatte schon ein paar stürmische Fahrten, aber in der Ostsee und da waren die Schiffe dann doch nicht solche Seelenverkäufer wie das von dir beschriebene.

Hoffe das mir eine solche Reise auf den Philippinen erspart bleibt - aber man kann es ja nie wissen.

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