Von Basilans „weißem Gold“ zur Mindanao-Industrie: Die Gummiindustrie der Philippinen

Wenn Du über Gummi :rofl: :joy: in den Philippinen sprichst, führt kein Weg an Basilan vorbei. Dort begann alles – und von dort breitete sich die Kultur in ganz Mindanao aus.

Wie alles begann (Basilan, frühe 1900er)

Die gängige Überlieferung besagt: Der erste Kautschukbaum (Hevea brasiliensis) der Philippinen wurde 1904 in Isabela de Basilan vom US-Arzt Dr. James W. Strong eingeführt; andere Fachquellen nennen 1905/1906 für die Erstpflanzungen. Klar ist: Strong gilt als „Vater der philippinischen Gummiindustrie“. 1910 gründete er gemeinsam mit der J. M. Menzi-Gruppe die Basilan Rubber Plantation – die Keimzelle der späteren Großplantagen.

Kurz darauf entstanden die ersten kommerziellen Betriebe: Aus Strongs Aktivitäten gingen die American Rubber Company bzw. American Rubber Plantation Corp. hervor; in den 1930er-Jahren übernahm B.F. Goodrich Flächen, später führte die britisch-malaiische Sime Darby große Plantagen in Sumisip und Tipo-Tipo (bis rund 4.000 ha). Parallel etablierte sich mit Basilan Estates (hervorgegangen aus der Philippine National Sugar Co. von Don Juan S. Alano) ein bedeutender, vollständig philippinischer Player.

Die Pioniere und Unternehmen

Dr. James W. Strong – Initiator der Basilan-Pflanzungen und des frühen Plantagenbaus; von der Forschung bis zum Straßenbau prägte er die Frühphase maßgeblich.

J. M. Menzi (Menzi Agricultural Corp.) – Früher Partner Strongs; ab 1910/1914 in Basilan aktiv und treibende Kraft der Kommerzialisierung.

American Rubber Company / American Rubber Plantation Corp. – Frühe US-Finanzierung, Aufbau der „pioneer plantation“ auf Basilan.

B.F. Goodrich – Übernahm in den 1930ern große Flächen und professionalisierte Verarbeitung/Export.

Sime Darby – Erweiterte das Plantagensystem im Süden Basilans und führte es modernisiert weiter.

Basilan Estates, Inc. – Wichtigster 100 % philippinischer Wettbewerber der Multis in der Vorkriegs-/Nachkriegszeit.

Ausbreitung über Mindanao

Von Basilan aus verbreitete sich der Kautschuk nach Zamboanga Peninsula, SOCCSKSARGEN, Nord-Cotabato, Agusan del Sur und Davao. Heute stammen rund 98 % der philippinischen Plantagenfläche aus Mindanao; Top-Regionen sind Zamboanga Peninsula, SOCCSKSARGEN und BARMM, mit Cotabato, Zamboanga Sibugay und Basilan als führenden Provinzen.

Produktion, Strukturen und Zahlen

Die Branche gliedert sich in:

Upstream: Baumschulen, Kleinbauern und Plantagen (Latex, Cup Lumps).

Midstream: Aufkäufer/Koops, crumb rubber/TSR-Werke (SPR-10/20), Latex-Konzentrat.

Downstream: Reifen, Gummiware (Dichtungen, Matten etc.).

Nach PSA lag die Cup-Lump-Produktion im 2. Quartal 2023 bei 112,6 Tsd. t (-8,5 % ggü. Vj.). Farm-Gate-Preise schwanken stark (Rohstoff- und Ölpreis-getrieben); Richtwerte zur DRC-Umrechnung (i. d. R. 50 % Trocken­kautschuk im Cup Lump) sind behördlich empfohlen und in der Praxis wichtig für faire Abrechnung.

Qualität & Wettbewerbsfähigkeit: die Dauerbaustellen

Viele Studien bemängeln inkonstante Qualität (Kontaminationen, falsche Koagulation), niedrige Produktivität (alte Bestände, Pflanzmaterial, Pflege) und eine ungünstige Wertschöpfungskette, in der noch zu viel als Cup Lump (statt als höherwertiges TSR/Latex) exportiert wird. Verbesserungen werden bei Pflanzmaterial, Tapping-Know-how, Post-Harvest und lokaler Verarbeitung gesehen.

Aufschwung durch lokale Reifenproduktion

Ein Game-Changer für den heimischen Absatz ist Yokohama Tire Philippines (YTPI) in Clark. 2024/2025 startete das Unternehmen eine P3,5-Mrd.-Peso-Erweiterung und kündigte an, den Lokalbezug von Naturkautschuk bis 2026 auf 100 % zu steigern (von ~51–54 % in 2023). Das entspricht künftig bis zu 30.000 t Naturkautschuk jährlich und schafft einen stabilen Abnehmer für Mindanao-Produzenten.

Parallel entstehen zusätzliche Verarbeitungs-Kapazitäten (z. B. Shared-Service-Facility für SPR-20 in Laak, Davao de Oro, 2025), die es Kleinbauern erleichtern, Crumb Rubber in marktfähiger Qualität zu liefern – ein Schritt weg vom reinen Rohstoffverkauf.

Warum Basilan trotzdem Kult bleibt

Basilan wird bis heute in Reiseführern und Lokalchroniken als „Wiege“ des philippinischen Kautschuks erwähnt – der Ort, wo Strong experimentierte, Menzi einstieg, Goodrich & Sime Darby investierten und wo Plantagen die Insel prägten. Diese Geschichte ist nicht nur Nostalgie, sie erklärt auch, warum Basilan trotz aller Herausforderungen immer noch zu den Top-Produzenten zählt.

Chancen & To-do-Liste der Branche

Höhere Wertschöpfung in der Mitte der Kette: Mehr TSR-Output (SPR-10/20), Latex-Konzentrat statt Cup Lumps – bessere Preise für Farmer.

Qualität & Standards: Schulungen zu Tapping/Koagulation, saubere Sammelketten, Einhaltung von DRC-Standards.

Nachfrage ankoppeln: Langfristige Lieferverträge mit YTPI & Co., damit Kleinbauern Preisschwankungen besser abfedern.

Regionale Infrastruktur: Mehr regionale crumb rubber-Kapazität (à la Laak) senkt Transportkosten und hebt Qualität.

Kleine Timeline zum Einordnen

1904 (teils 1905/06): Erste Hevea-Pflanzungen durch Dr. James W. Strong auf Basilan.
Philippine Rubber Research Institute

1910: Basilan Rubber Plantation mit J. M. Menzi als Partner.
g

1930er: American Rubber Corp./Übergang zu B.F. Goodrich; später Management durch Sime Darby.

Heute: Mindanao liefert den Löwenanteil der philippinischen Produktion; Cotabato, Zamboanga Sibugay, Basilan führen das Provinz-Ranking an.

2024–2026: Yokohama/Clark expandiert und stellt auf 100 % lokalen Bezug um – wichtiger Nachfrageimpuls für die Farmer.

Fazit

Gestartet hat alles mit ein paar Setzlingen auf Basilan – heute ist Kautschuk eine Mindanao-Säule, die Hunderttausenden Kleinbauern Einkommen liefert. Die Achillesferse bleiben Qualität und Wertschöpfung; genau hier tut sich etwas: mehr Verarbeitung vor Ort, neue Abnehmer (Yokohama) und Programme zur Professionalisierung. Wenn das Tempo hält, könnte „weißes Gold“ wieder stärker in den Philippinen veredelt werden – so, wie es die Pioniere auf Basilan vermutlich gehofft hätten.

Die Bilder wurden mit verschiedenen KI erstellt

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J.M. Menzi war ursprünglich Schweizer, einer der ganz wenigen, welcher der Schweizer Staatsbürgerschaft vor der Vereinigten Bundesversammlung abgeschworen und die philippinische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Er wurde mit seinen Geschäften in den Philippinen sehr reich und vor allem einflussreich und nahm einen hohen Rang im philippinischen Militär ein. 1957 hat er das Manila Bulletin übernommen. Er war auch Pate von Bongbong Marcos. Selber habe ich ihn an einem Anlass in der Schweizer Botschaft getroffen, ein sympathischer älterer Herr - offensichtlich hat seine Abneigung gegen die Schweiz im Alter abgenommen.

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