Transformation einer Kokosplantage in ein kleines Regenwaldparadies

Im Jahr 2020 erwarben wir einen Teil einer älteren, etwas verkommenen Kokosplantage auf Samar, ca. 7 KM landeinwärts von Borongan City. Für uns war das Grundstück gerade passend, da wir als Ziel hatten, hier ein kleines Stück Regenwald entstehen zu lassen, allerdings in einer Art Mischform, etwas natürlicher Wald, zusammen mit Bäumen, die genutzt werden können. Die Caretaker hatten sich nicht sehr gekümmert, es gab also einigen Bewuchs, den wir bereits als natürlichen Bewuchs belassen konnten.
Durch gute Beziehungen zu einer Mitarbeiterin der GTZ (heute GIZ), bekamen wir wertvolle Informationen, auch durch Zurverfügungstellung von Buchmaterial über ein Projekt aus Leyte. Dieses Projekt namens „Rainforestation“ wurde gemeinschaftlich mit der Uni Hohenheim aus Deutschland und der Visaya State University aus Baybay, Leyte, durchgeführt. Hierbei handelt es sich um ein System, bei dem Nutzpflanzen und wertvolles Holz kombiniert werden.

Bevor wir die Palmen fällen wollten, bemühten wir uns um Setzlinge, wurden aber in der Gegend, wo wir wohnten, nicht fündig. Wir kannten aber auf Bohol den Raja Sikatuna Park und hatten den Mitarbeiter, der sich auch um das dortige Nursery kümmert, bei einem Aufenthalt dort kennengelernt. Der Wald in der Gegend besteht weitgehend aus Mahogany. Diese wollten wir als erste Bäume anpflanzen, wir hofften, dass wir auf Bohol ausreichend Saatgut finden würden. Über Weihnachten machten wir uns mit den Kids auf, um nach Bohol zu reisen. Im Headquarter konnten wir zwei kleine Zimmerchen beziehen, sehr rustikal, gekocht wird auf Feuer, duschen nur mit Schöpfkelle, als Kühlung gab es nur einen Ventilator, aber zumindest einen Kühlschrank. Zum Einkaufen mussten wir über 2 KM durch die Reisfelder ins Städtchen Bilar laufen.

Bei mehreren Wanderungen sammelten wir reichlich Saatgut. Neben den Mahogany Samen brachten wir auch einige Fruchtbaumsetzlinge wie Rambutan, Mango oder Cainito mit. Zurück in Borongan suchten wir auf unserem Grundstück ein geeignetes Plätzchen, um unsere „Minibaumschule“ in Angriff zu nehmen. Erdreich zur Anzucht nahmen wir von unserem Grundstück, das Einsetzen der Samen erfolgte in den auf den Philippinen üblichen kleinen Plastiktütchen. Als Schutz vor der Sonne bauten wir ein einfaches kleines Dach aus Palmenblättern.

Der nächste Schritt war, den Großteil der Kokospalmen zu entfernen. Dies war erst möglich, nachdem wir uns die Genehmigung bei der Coconut Authority eingeholt hatten. Wir engagierten einen fleißigen Motorsägenbesitzer aus dem Nachbarbarangay. Die Vereinbarung war, dass er das Holz behält und dafür die Arbeit für uns kostenfrei war. Der gute Mann erledigte die Arbeit innerhalb von 5 Tagen. Am ersten Tag heuerte er Helfer aus dem örtlichen Barangay an. Diese bezahlte er direkt am ersten Tag für die bereits getane Arbeit, was dazu führte, dass das verdiente Geld postwendend beim nächsten Sari-Sari Shop gegen Gin eingetauscht wurde. Da er mit der Arbeitsleistung ohnehin nicht zufrieden war, brachte er für die weiteren Tage Arbeiter aus dem eigenen Barangay mit. Meine Frau machte den Leuten aus dem örtlichen Barangay klar, dass für uns nur jemand arbeiten kann, der das verdiente Geld nicht direkt versäuft, sondern nach Hause bringt oder zuerst notwendige Lebensmittel einkauft. Dies Vorgabe fand natürlich wenig Zustimmung, was uns aber egal war.

In der Zwischenzeit hatten sich die bisherigen Caretaker beim „Department of Agrarian Reform“ beschwert, dass sie aufgrund unserer Tätigkeit einen Teil ihres Einkommens verlieren würden. Somit mussten wir bei der Behörde vorstellig werden, und unsere Sichtweise erläutern. Wir wussten nicht, dass es noch Caretaker für dieses Grundstück gab. Da ein großer Teil der Palmen schon gefällt war, und wir zügig weitermachen wollten, musste ein schnelle Lösung her. Ich fragte, wie hoch eine mögliche Kompensation sein müsste. Es wurde kurz beratschlagt, dann wurde ein Betrag in den Raum geworfen. Ich erinnere mich nicht mehr ganz, es war aber weniger als (damals) 50,-- D-Mark. Wir willigten sofort ein, und meine Frau unterzeichnete die entsprechende Vereinbarung.

Es konnte also weiter gehen. Nachdem der Großteil der Palmen gefällt waren, ließen wir das Grundstück bis auf ausgewählte Bäume und einen mittigen „wilden“ Streifen säubern. Besonderes Augenmerk mussten wir hier auf Würgefeigen und hohes Gras legen. Das Gras musste unbedingt eingedämmt werden, da ansonsten neu gepflanzte Setzlinge schnell überwuchert würden. Neben den Mahoganys pflanzten wir auf einer steileren Böschung auch einige Gmelina. Diese sind, ebenso wie Mahogany, auf den Philippinen nicht heimisch. Sie sollten hauptsächlich für Beschattung sorgen, später wollten wir diese entfernen. Die Standorte der eingepflanzten Bäumchen markierten wir mit Stöcken, um diese wiederzufinden.

Die Mahogany-Setzlinge keimten schnell und wuchsen zügig, und als diese groß genug waren, pflanzten wir sie etwas wahllos aus. Wir wollten keinen Plantagencharakter. Bekannte aus dem Barangay versorgten uns mit weiteren Setzlingen. Jetzt sollte sich alles erst mal etwas entwickeln.

Ein Jahr später unternahmen wir einen weiteren Tripp nach Bohol, um weitere Setzlinge zu organisieren. Besonders interssierten uns Setzlinge von einheimischen Harthölzern. In Bohol versorgte uns der Mitarbeiter des Parks mit diversen Setzlingen, darunter auch Mayapis, Narig, Yakal und noch einige weitere wir Mabolo. Mit einem riesigen Korb voller Setzlinge machten wir uns nach einer Woche auf den Weg nach Hause. Nach Ankunft wurden die mitgebrachten Pflanzen zügig ausgepflanzt. Die Standorte markierten wir wieder mit Stöcken.

Außer gelegentlichem Freischneiden der kleinen Bäume war nicht mehr viel zu tun. Wir erfreuten uns am zügigen Wachstum. Wir bekamen immer wieder von Bekannten und Verwandten neue Setzlinge, darunter auch Red Lawaan, Narra, Marang und Antipolo. Die letzten Beiden gehören zur Gattung Artocarpus, hierzu gehören auch Jackruit und Rimas.

Der Pflegeaufwand wurde immer geringer, mittlerweile muss kaum etwas getan werden, wenn wir vor Ort sind, können wir uns an unserem kleinen Regenwaldparadies erfreuen. Es haben sich einige Tiere angesiedelt, die wir dort vorher nicht gesehen haben. Meine Frau entdeckte einmal einen „Philippine Frogmouth“ und sogar einen Tarsier, welche, anders als häufig behauptet wird, auch auf Samar und Mindanao leben.

Einen Nachahmungseffekt konnten wir mit unserem kleinen Projekt leider nicht erreichen.

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3 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Liptong Woodland, der einheimische Wald, der von einem Mann gepflanzt wurde