Am 5. August 1917 wurde Josefina Guerrero, Kriegsheldin und Spionin, die an Lepra litt, in Lucban, Quezon, geboren
Josefina Veluya Guerrero, eine Spionin während des Zweiten Weltkriegs, die an Lepra erkrankte, wurde am 5. August 1917 in Lucban in der Provinz Tayabas (heute Quezon) geboren.
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Nach dem plötzlichen und frühen Tod ihrer Eltern nahmen die „Schwestern vom Guten Hirten” sie auf. Nachdem sie an Tuberkulose erkrankt war, konnten sich die Nonnen nicht mehr um sie kümmern und ihre Großeltern nahmen sie zu sich. Nach ihrer Genesung wurde sie nach Manila geschickt, um in einem Kloster unterrichtet zu werden.
Am 21. April 1934 heiratete sie den wohlhabenden Medizinstudenten Renato Maria Guerrero, den Sohn des renommierten Arztes Manuel Severino Guerrero. Sie war sechzehn Jahre alt, er sechsundzwanzig. Zwei Jahre später bekamen sie eine Tochter.
1941 wurde bei Guerrero die Hansen-Krankheit, auch Lepra genannt, diagnostiziert. Er zog sofort aus und sie wurde von ihrer Tochter getrennt. Lepra zu haben, war zu dieser Zeit stigmatisierend.
Als die Japaner 1942 auf den Philippinen einmarschierten, kam es zu einem Mangel an medizinischen Hilfsgütern. Guerrero hatte keinen Zugang mehr zu Medikamenten und fühlte sich hoffnungslos und deprimiert, bis sie beschloss, dass sie, wenn sie schon sterben musste, dann mit Ehre sterben würde. Sie wandte sich an einen Freund, äußerte ihren Wunsch, Soldatin zu werden, und machte einen Mann ausfindig, der Mitglied der Widerstandsbewegung war. Guerrero war vierundzwanzig Jahre alt. Der Mann antwortete, dass sie keine Kinder aufnähmen. Darauf entgegnete Guerrero, er werde überrascht sein, wozu Kinder fähig sind, und erinnerte ihn daran, dass Jeanne d’Arc ein junges Mädchen gewesen war.
Daraufhin schloss sie sich als Spionin an und arbeitete als Kurierin, um wichtige Nachrichten über den Krieg an die Filipinos zu übermitteln. Sie prägte sich das Aussehen der Soldaten der Kaiserlich Japanischen Armee ein und berichtete über deren Truppenbewegungen.
Als sich Guerreros Krankheit verschlimmerte, mieden die japanischen Soldaten, die ihr gegenüber aggressiv waren, sie, sobald sie die Läsionen auf ihrer Haut sahen. Die Japaner führten zwar häufig Ganzkörperkontrollen bei Filipinos durch, ließen Guerrero aber in Ruhe, als sie ihnen von ihrer Krankheit erzählte.
Guerrero gelang es, geheime Nachrichten, Informationen, Waffen und wichtige Vorräte an den Widerstand und die Soldaten weiterzuleiten. Später wurden ihre Aufgaben erweitert und sie kartierte japanische Geschützstellungen und Befestigungsanlagen.
Am 21. September 1944 gelang es den Amerikanern mithilfe ihrer Karte, die japanischen Verteidigungsanlagen im Hafen von Manila zu zerstören. Monate später wurde Guerrero auf ihre gefährlichste Mission geschickt: Sie sollte eine Karte der Minenfelder zum 56 Kilometer entfernten amerikanischen Hauptquartier bringen. Die Karte würde dazu beitragen, die Sicherheit der Amerikaner zu gewährleisten, während diese nach Manila vorrückten, um die japanische Besatzung zu beenden. Guerrero nahm die Aufgabe an. Sie ging zu Fuß und erreichte nach 25 Meilen (40 km) die Stadt Hagonoy. Das Gebiet war eine aktive Kampfzone, weshalb sie mit einem Boot weiterfuhr und dabei Flusspiraten ausweichen musste. Nachdem sie an der Küste gelandet war, lief sie acht Meilen (13 Kilometer) zu ihrem endgültigen Ziel Calumpit und stellte fest, dass die Amerikaner bereits bis nach Malolos vorgedrungen waren. Sie lief weiter nach Malolos und übergab die Karte an Captain Blair von der 37. Infanteriedivision. Während ihrer gesamten Reise litt sie unter lähmender Müdigkeit und Kopfschmerzen.
In der Schlacht um Manila versorgte sie verwundete Soldaten und Zivilisten und brachte Kinder in Sicherheit, während sie fliegenden Kugeln auswich.
Nach dem Krieg wurde Guerrero aufgrund ihrer Krankheit in das Leprosarium Tala in Novaliches gebracht. Die Einrichtung war schmutzig und verfügte weder über fließendes Wasser noch über Strom. Sie war überfüllt und es gab nur vier Krankenschwestern, die sich um 650 Patienten kümmern mussten. Notwendige Dinge wie Lebensmittel, Kleidung und Bettzeug waren nur unzureichend vorhanden.
Guerrero widmete ihre Zeit der Reinigung der Einrichtung. Außerdem half sie beim Bau von Särgen für die Verstorbenen. Schließlich beschloss sie, einen Brief an einen Bekannten in den USA zu schreiben, um ihn über die Zustände im Leprosarium zu informieren. Ihr Brief wurde an die Seelsorger des Carville National Leprosarium in Louisiana weitergeleitet, von wo aus er in Umlauf gebracht wurde und schließlich die lokale Zeitung „Manila Times” erreichte. Ein Enthüllungsbericht von Arsenio Lacson über die Einrichtung wurde auf der Titelseite der Zeitung veröffentlicht. Daraufhin berichteten mehrere andere Massenmedien über die Geschichte, was die lokale Regierung zu einer Untersuchung veranlasste. Das Leprosarium wurde anschließend renoviert. Die Einrichtungen wurden gereinigt und verbessert, es wurden neue Betten bereitgestellt, die Lebensmittelrationen erhöht, Telefone installiert und mehr medizinisches Personal eingestellt.
Nachdem Guerrero von den Seelsorgern des Carville National Leprosarium und den medizinischen Durchbrüchen bei der Behandlung von Lepra in den USA erfahren hatte, schöpfte sie wieder Hoffnung. Sie gab nicht auf und erhielt als erste ausländische Leprakranke ein amerikanisches Visum.
Im Jahr 1948 wurde sie als erste Ausländerin in das Carville National Leprosarium aufgenommen. Im selben Jahr wurden ihre Kriegsheldentaten und ihr Kampf gegen die Lepra im Time Magazine vorgestellt und sie erhielt die Medal of Freedom with Silver Palm. Bei ihr wurde eine fortgeschrittene Lepraerkrankung diagnostiziert, die eine neunjährige Behandlung im Carville National Leprosarium erforderte. 1957 wurde sie entlassen.
Guerrero setzte sich für die Entstigmatisierung von Leprapatienten ein. Nach ihrer Genesung suchte sie nach einer Anstellung, doch potenzielle Arbeitgeber lehnten sie ab, sobald sie von ihrer Krankheitsgeschichte erfuhren. Zudem wurde Guerrero mit Abschiebung auf die Philippinen bedroht. Ihre Unterstützer, darunter Angehörige des Militärs, der Presse und Anwälte, setzten sich für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung für sie in den USA ein. 1967 erhielt sie die Staatsbürgerschaft.
Anschließend zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte ein Leben in der Anonymität, wobei sie ihre Vergangenheit geheim hielt. Sie traf ihre erwachsene Tochter nur einmal, als diese sie in den USA besuchte.
Josefina heiratete erneut und kehrte nie mehr auf die Philippinen zurück.
Guerrero starb am 18. Juni 1996 im George Washington University Medical Center und wurde auf dem Mount Olivet Cemetery beigesetzt. In ihrem Adressbuch stand niemand, den sie vor den 1960er Jahren gekannt hatte. Sie sagte, sie habe ihre schmerzhafte Vergangenheit hinter sich gelassen.
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Im Jahr 2016 wurde Guerreros Biografie mit dem Titel „The Leper Spy“ (Die Spionin aus der Leprakolonie), verfasst von Ben Montgomery, für den Pulitzer-Preis nominiert.
Quellen:
- Josefina Guerrero, Wikipedia
- 5 Famous Spies Who Made Philippine History, https://www.esquiremag.ph/
- From Outcast to Spy to Outcast: The War Hero with Hansen’s Disease, The National WWII Museum