Stämme und Stammesleute der Philippinen

Der Stamm der T’boli in Mindanao: Einblicke in Kultur, Traditionen und Herausforderungen

Einführung

Die T’boli sind einer der bekanntesten indigenen Stämme der Philippinen und leben hauptsächlich in den Hochlandregionen von Mindanao, insbesondere um den Lake Sebu in der Provinz South Cotabato. Sie gehören zur größeren Gruppe der Lumad, einem Sammelbegriff für die nicht-islamisierten und nicht-christianisierten Ethnien Mindanaos. Trotz des zunehmenden Einflusses moderner Gesellschaften haben die T’boli viele ihrer einzigartigen Traditionen, Glaubensvorstellungen und handwerklichen Fähigkeiten bewahrt.


Geschichte und Lebensraum

Ursprünge und Mythologie

Die T’boli haben eine reiche mythologische Tradition. Einer ihrer Schöpfungsmythen erzählt von einer großen Flut, die nur zwei Paare überlebten, indem sie sich in einem riesigen Bambus versteckten. Aus diesen Paaren sollen die T’boli und andere indigene Gruppen Mindanaos hervorgegangen sein.

Vertreibung und heutige Siedlungsgebiete

Historisch lebten die T’boli in den fruchtbaren Tälern des Alah Valley, doch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie durch Siedler aus anderen Teilen der Philippinen (wie den Visayas und Luzon) in die bergigen Regionen verdrängt. Heute sind sie vor allem in den Provinzen Sarangani und South Cotabato anzutreffen.


Kultur und Traditionen

Sprache und Identität

Die T’boli sprechen ihre eigene austronesische Sprache, Tboli, aber viele beherrschen auch Cebuano, Hiligaynon und Tagalog aufgrund des Kontakts mit Siedlern. Interessanterweise gibt es Tabus, wie Familienmitglieder angesprochen werden dürfen – Eltern und Großeltern werden niemals beim Namen genannt, sondern nur mit Verwandtschaftsbezeichnungen.

Handwerk und Textilkunst


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Ein Markenzeichen der T’boli ist ihre T’nalak-Weberei, ein heiliges Tuch aus Abaca-Fasern, das in aufwendigen Verfahren hergestellt wird. Der Legende nach lernen die Weberinnen die Muster im Traum von der Göttin Fu Dalu. Die Herstellung ist von strengen Ritualen begleitet: Männer dürfen die Materialien nicht berühren, und die Weberin muss während des Prozesses enthaltsam leben.

Musik und Tanz


Bildnachweis: https://www.wikiwand.com/

Die Musik der T’boli ist geprägt von Gong-Ensembles (Agung) und Instrumenten wie dem Hegelung. Ihre Tänze ahmen oft Tierbewegungen nach, etwa von Vögeln oder Affen.


Religion und Glaubensvorstellungen

Polytheistische Mythologie

Die T’boli verehren eine komplexe Götterwelt mit zwei Hauptgottheiten: Bulon La Mogoaw und Kadaw La Sambad, die im siebten Himmel leben. Deren Kinder, wie der schöpferische D’wata, spielen eine zentrale Rolle in ihren Mythen.

Anmerkung: Alle Götter und Gottheiten hier:
Local Myth of T'boli Tribe

Animismus und Geisterglaube

Alles in der Natur besitzt nach ihrem Glauben einen Geist (Fu), der respektiert werden muss. Flüsse, Wälder und Tiere haben eigene Schutzgeister, denen Opfergaben dargebracht werden.

Synkretismus mit Christentum und Islam

Obwohl viele T’boli heute offiziell christlich oder muslimisch sind, praktizieren sie oft eine Mischform mit ihren traditionellen Riten.


Moderne Herausforderungen

Landrechte und Vertreibung

Die T’boli kämpfen seit Jahrzehnten um den Erhalt ihres Landes, das durch Agrarunternehmen und Siedler beansprucht wird. Die Abholzung der Wälder bedroht zusätzlich ihre Lebensgrundlage.


Bildnachweis: Facebook - Raymond Delos Reyes

Tourismus und Kommerzialisierung

Einerseits profitieren einige T’boli vom wachsenden Interesse an ihrer Kultur (z. B. durch den Verkauf von T’nalak-Textilen), andererseits führt dies auch zu Ausbeutung und Verlust authentischer Traditionen.

Bildung und politische Mobilisierung

Organisationen wie PANAMIN und kirchliche Gruppen unterstützen die T’boli bei der Wahrung ihrer Rechte. Gleichzeitig entwickeln sie eine gemeinsame Identität als Lumad, um politisch stärker aufzutreten.

Fazit

Die T’boli sind ein faszinierendes Beispiel für den Widerstand indigener Kulturen gegen Assimilation. Trotz aller Herausforderungen gelingt es ihnen, ihre einzigartige Identität durch Handwerk, Musik und Spiritualität zu bewahren. Wer mehr über sie erfahren möchte, sollte die Region um Lake Sebu besuchen – ein Ort, wo Tradition und Moderne aufeinandertreffen.

Wie die T’boli-Frauen ihre Träume weben

Vom Träumen über das Färben und Weben bis hin zum Glänzen – der T’nalak-Stoff ist ein echtes Kunstwerk der gesamten T’boli-Gemeinschaft. Wenn Sie ein Souvenir aus T’nalak erwerben, nehmen Sie ein Stück mit nach Hause, das von einer ganzen indigenen Gemeinschaft hergestellt wurde. Wenn Sie ein Kleidungsstück aus T’nalak tragen, dann tragen Sie die Träume der Vorfahren des philippinischen Volkes mit sich herum.

Persönliche Notiz: Leider habe ich es bis jetzt nicht zu den Dreamweavers am Lake Sebu zu einem Besuch geschafft. Allerdings durfte ich beim Abaca-Weben in unserer Nachbargemeinde Bacong, Negros Oriental, einer Hausfrau beim Weben mit Abaca zuschauen.

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