Moment mal! – Verknüpfte Geschichten hinter der Linse

** Die Bedeutung öffentlicher Wasserstellen auf den Philippinen


Bildnachweis: PHILIPPINE MAGAZINE

Einleitung
Auf den Philippinen sind öffentliche Wasserstellen – oft als poso (Handpumpenbrunnen), deep wells (Tiefbrunnen) oder communal faucets (Gemeinschaftswasserhähne) bekannt – ein zentraler Bestandteil des täglichen Lebens, besonders in ländlichen Gebieten und ärmeren Stadtvierteln. Diese Orte dienen nicht nur der Wasserversorgung, sondern sind auch wichtige soziale Treffpunkte, insbesondere für Frauen, die dort Wäsche waschen (labada), Geschirr spülen oder Wasser für den Haushalt holen. Dieser Bericht beleuchtet die vielfältige Bedeutung dieser Wasserstellen und ihre Rolle in der philippinischen Gesellschaft.

1. Praktische Funktion: Lebensnotwendige Wasserversorgung
In vielen ländlichen Regionen und sogar in einigen urbanen Armutsvierteln haben Haushalte keinen direkten Zugang zu fließendem Wasser. Öffentliche Wasserstellen sind daher oft die einzige Quelle für sauberes Trinkwasser, Kochwasser und Wasser für die Hygiene. Besonders in der Trockenzeit oder in Gebieten mit unzuverlässiger Infrastruktur werden diese Brunnen und Pumpen zu überlebenswichtigen Einrichtungen.

  • Wäschewaschen als Routinearbeit
    Traditionell waschen philippinische Frauen ihre Wäsche von Hand, oft in großen Bottichen oder an speziellen Betonwannen (lavandera), die neben den Wasserstellen gebaut sind. Dies ist eine zeitaufwendige und körperlich anstrengende Tätigkeit, die jedoch aufgrund der begrenzten finanziellen Mittel vieler Familien notwendig bleibt. Die öffentlichen Wasserstellen bieten hierfür eine praktische Lösung, da sie genug Platz und Wasser bereitstellen.

2. Sozialer Treffpunkt: Kommunikation und Gemeinschaft
Während Männer oft in der Landwirtschaft oder als Tagelöhner arbeiten, sind es meist die Frauen, die sich an den Wasserstellen versammeln. Diese Orte werden dadurch zu informellen Zentren des Austauschs:

  • Nachrichten und Neuigkeiten
    Beim Wäschewaschen tauschen die Frauen lokale Neuigkeiten aus, besprechen Familienangelegenheiten oder geben sich Ratschläge. In abgelegenen Dörfern, wo Internet und Handyempfang begrenzt sind, sind diese Gespräche oft die schnellste Informationsquelle.
  • Solidarität und gegenseitige Hilfe
    Wenn eine Frau krank ist oder ihre Wäsche nicht allein bewältigen kann, springen oft Nachbarinnen ein. Diese gegenseitige Unterstützung stärkt die Dorfgemeinschaft.
  • Ort der Tradition und Erziehung
    Jüngere Mädchen lernen von älteren Frauen nicht nur das Wäschewaschen, sondern auch Lebensweisheiten und kulturelle Bräuche. Dieses informelle Lernen ist ein wichtiger Teil der Weitergabe von Wissen.

3. Wirtschaftliche und ökologische Aspekte

  • Kostenersparnis
    Der Zugang zu privaten Wasseranschlüssen ist teuer. Öffentliche Wasserstellen, oft kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr nutzbar, entlasten Familien finanziell.
  • Umweltprobleme
    In manchen Gebieten führen Übernutzung und mangelnde Wartung zu versiegenden Brunnen oder verunreinigtem Grundwasser. Klimawandel und unkontrollierte Bautätigkeit verschärfen die Situation.

4. Herausforderungen und Wandel
Trotz ihrer Bedeutung gibt es Probleme:

  • Frauenbelastung
    Das stundenlange Wäschewaschen in gebückter Haltung führt oft zu Rückenproblemen. Moderne Waschmaschinen sind für viele unerschwinglich.
  • Urbanisierung
    In Städten wie Manila oder Cebu verschwinden Gemeinschaftswasserstellen langsam, da Wohnungen mit eigenem Wasseranschluss gebaut werden. Doch in Slums bleiben sie unverzichtbar.
  • Infrastrukturmängel
    Viele Brunnen sind veraltet, und Leitungen lecken. NGOs und lokale Regierungen versuchen, Lösungen zu finden, doch Korruption und Bürokratie bremsen Fortschritte.

Fazit
Öffentliche Wasserstellen auf den Philippinen sind weit mehr als nur praktische Einrichtungen – sie sind pulsierende soziale Knotenpunkte, die das Leben insbesondere der Frauen prägen. Sie symbolisieren sowohl die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft als auch die anhaltenden infrastrukturellen Defizite des Landes. Solange keine flächendeckende, bezahlbare Wasserversorgung existiert, werden sie weiterhin eine zentrale Rolle spielen – als Orte der Arbeit, der Begegnung und des Zusammenhalts.

Diskussionsfragen:

  • Wie könnte die Regierung diese Wasserstellen modernisieren, ohne die sozialen Strukturen zu zerstören?
  • Gibt es ähnliche Traditionen in anderen Ländern?
  • Sollten NGOs mehr mobile Waschsalons fördern, um die körperliche Belastung der Frauen zu verringern?

Dieser Bericht soll dazu anregen, über die oft unsichtbare, aber essentielle Bedeutung solcher alltäglichen Orte nachzudenken.**

Eine unterschiedliche Lebensweise wird auch deutlich gegenüber westlichen Ländern, wenn man sich anschaut, auf welche Weise Filipinos ihren Lebensunterhalt erwirtschaften. Darüber veröffentliche ich immer wieder neue Videos unter

Wie Filipinos ihren Lebensunterhalt auf den Philippinen verdienen

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