Kreaturen der philippinischen Nacht

Aus dem Fundus von Wolfgang Bethge

Kreaturen der Nacht - Philippinen Albträume und Horrorfiguren.

Was kann nachts auf den Philippinen los sein? In den Verlagshäusern von Manila rattern die Rotationsmaschinen. Informatiker schicken ihre Datenprogramme über den Ozean zu den Großrechnern in Amerika. Go-Go-Girls tanzen möglicherweise um die fragwürdige Gunst der Touristen und Diebe testen möglicherweise die Nützlichkeit ihrer Werkzeuge.

Und auf dem ländlichen Raum? Der Wind rauscht in den Palmen. Schweine wälzen sich bei ihrer Jagd und auf dem Meer fischen Fischer im Licht ihrer Petroleumlampen. Das ist alles? Zu diesem Eindruck kann ein Beobachter gelangen - wenn er die auf die philippinische Seele oft so drückenden Figuren wie die Aswangs, Pugots oder Viscera Takers nicht kennt.

Einige dieser Figuren wollen wir hier vorstellen – nach dem Motto: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Unsere Ausführungen stützen sich auf das Buch von Maximo D. Ramos „Legends of Lower Gods“, Manila, 1990. Der westliche ungläubige Leser mag sich beim Lesen in humorvolle Posen flüchten – er sollte jedoch vorsichtig sein – viele unserer Figuren haben Flügel. Einige nutzen bereits Taxis und diese fahren auch zum Aquino-Flughafen.

Nehmen wir die Erscheinung der Dämmerung an und nähern wir uns kleinen, helleren Wesen, den ELFEN. Elfen kündigen sich oft durch Glöckchenklänge und süße Musik an. Wenn einem vorher nicht Sand in die Augen gestreut wurde, sind wunderschöne, seltsame Wesen mit schicker, altmodischer Kleidung zu sehen. Sie können eine weibliche oder eher männliche Gestalt haben und leben in großen Mangobäumen. Über seine Kronen fahren sie mit Segelbooten. Sie haben einen so hellen Teint, dass man das Wasser, das sie trinken, in ihren Kehlen sehen kann. Sie kommen und verschwinden plötzlich, spielen vielleicht einen Streich und manchmal stehlen sie Reis und Fisch. Wenn sie ihre Verführungskünste einsetzen, werden sie gefährlich. Ist es der Mangel an Chancen, der sie für junge Männer so gefährlich macht? Eingeladene Personen können neben Speisen ohne Salz und Gewürze auch schwarzen Reis anbieten. Sie können den schwarzen Reis ablehnen, doch dann kann es sein, dass Sie nach der Rückkehr ins normale Leben Sprachlosigkeit oder geistige Verwirrung verspüren. Wenn jedoch jemand schwarzen Reis isst, geht die Seele des Essers verloren. Er ist der Gnade der Elfen ausgeliefert.

Die ZWERGE sind unseren europäischen Zwergen ziemlich ähnlich. Sie sind klein und schrumpelig, haben Mäuseohren, schlechte Zähne, eine Falsettostimme und einen langen Bart, in dem ihre Kraft steckt. Ihr Teint ist eher braun. Anstelle einer lächerlichen Zipfelmütze tragen sie einen Hut aus Palmblättern. Und sie sitzen nicht wie ihre europäischen Artgenossen im Garten, sondern auf einem Termitenbau, der Ausgang und Eingang zu ihren unterirdischen Minen und Städten darstellt. Die philippinischen Zwerge haben eine Doppelmoral. Sie treten als Vertreter einer bürgerlichen Moral auf („Werft das Kokospalmenmehl nicht aus dem Fenster!“). Andererseits können sie als Tuba-Diebe die Eigentumsrechte vergessen. Wenn sie nicht zu betrunken sind, können sie junge Mädchen überfallen.

Und – deutsche Weltenbummler, die nur die Reisetipps von Jens Peters kennen – bitte beachten: Wenn Ihnen ein Zwerg einen Goldklumpen anbietet, erzählen Sie es nicht anderen Personen, sonst verwandelt sich der Klumpen in ein Stück Holzkohle.

Flüsse, Seen und Meere werden meist von Wassermännern (z. B. UGKOYS) und Meerjungfrauen bevölkert. Einige leben in wunderschönen Palästen. Ihr Sexualleben scheint noch nicht geregelt zu sein. Wer ihren Verlockungen erliegt, findet keinen Zugang mehr in ein normales menschliches Leben.

Der Drache BUKUNAWA sprengt alle Größennormen. Er kann brüllen wie ein Taifun. Wenn er Menschen nicht verschlingen kann, greift er nach dem Mond, der daraufhin seine Farbe ins Rot ändert. Einigen Jägern gelang es, ein Auge herauszuschneiden. Doch solange er noch ein Auge hat, stellt er weiterhin eine Bedrohung dar.

Riese und Dämon zugleich ist die grün aussehende SCHWARZE ZIEGE. Keine Gebete können ihn vertreiben, er kann sie sich persönlich einprägen.

Dämonen werden als dunkle, hässliche Gestalten beschrieben. Sie leben in großen Bäumen und können in Größe und Aussehen variieren, wenn sie nicht lieber kopflos erscheinen. Sie erscheinen der Landbevölkerung in Form von Wildschweinen oder als PUGOTS – schwarze Hunde mit großen, tellerartigen Augen.

Der BALANG ist halb Mensch, halb Pferd. Aus seinen blauen Augen schießen Flammen. Er kann auch eine Zigarre rauchen, sein Ziegengeruch ist jedoch durchdringender. Durch wildes Galoppieren erschreckt er die Menschen und versucht, sie in die Irre zu führen. Es gibt auch eine Art, die freundlichen Bauern nachts auf den Feldern hilft.

Zu den Wachsfiguren der furchteinflößenden Gestalten zählen auch WERE BEASTS. Es handelt sich um Monster, die in Gestalt schwarzer Hunde oder anderer wilder Tiere auftreten. Nachdem sie Menschen angegriffen und verschlungen haben, kehren sie zur normalen menschlichen Existenz zurück. Die Oger sind Menschenfresser. Sie können als Menschen, Tiere oder Vögel auftreten. Der übel riechende BUSAN kann menschliche Stimmen imitieren. Ein wahres Monster ist der BUSO. Er hat nur ein Auge. Über der Stirn wächst ein rotes Horn hervor. Seine Zähne sind scharf und in seinem Fell nisten schwarze Würmer und Läuse.

Die HOULS sind Spezialisten im Enthäuten. Vampire zählen - wie auch die PRETTY NICE WOMAN ASWANG - zur Gruppe der Blut- und Körpersauger. Sie fliegen nachts weg und haben eine lange, röhrenförmige Zunge. Sympathisch sind die weiblichen VISCERA-TAKERS, die zuletzt auf dem Boden der Olangopo Naval Bases gesichtet wurden. Beim nächtlichen Abheben lassen sie durch eine Art Körpersegmentierung ihren Unterkörper zurück. Aus dem Oberkörper entspringen Flügel. Sie sind Eingeweidesauger. Streut man während der Abwesenheit des Verstorbenen Salz oder Asche auf die unteren Körperteile, können sich die beiden Körperteile nicht wieder vereinen. In diesem Fall finden sie den Weg zurück zum Gericht und können möglicherweise in das normale bürgerliche Leben zurückkehren.

HEXEN – das sind vor allem Frauen, die andere Menschen schwer krank machen oder ihnen langsam die Lebenskraft rauben können. Hexen können Körper zum Ausbeulen und Platzen bringen. Sie füllen die Körper mit Schlangen und Insekten.

Für eine als Hexe abgestempelte Person ist es eine große Erleichterung, wenn sich bei einer Untersuchung der Verdacht als falsch erweist.

Welchen Rat könnte man einer Person geben, die von einer unserer Horrorfiguren betroffen ist? Vorliegende Berichte weisen darauf hin, dass Priester und Ärzte schnell an die Grenzen ihres Wissens stoßen. Eine kompetente Beratung kann durch einen Kräuterheilkundler erfolgen. Sie kennen „Geheimwörter“ und nützliche Zutaten. Dies kann eine Mischung aus Essig, zerstoßenem Ingwer, Salz oder Pfeffer sein. Andere empfehlen möglicherweise das Inhalieren von Rauch aus getrockneten Guavenblättern oder Hühnerfedern. Auch ein einfacher Wechsel der Kleidung kann bereits hilfreich sein.

Unsere Figuren stehen nicht im Verdacht, besonders intellektuell zu sein. Längere metaphysische Herleitungen und Schlussfolgerungen sind an dieser Stelle falsch. Wer möchte, kann sich auf den Psychoanalytiker C.G. JUNG und seine auch unserer westlichen Kultur bekannte Theorie der „Archetypen der Bedrohung“ berufen. Es kann allerdings sein, dass diese Figuren nur geschaffen wurden, um auf makabre und düstere Weise unser Empfindungs- und Konversationsbedürfnis zu befriedigen.

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