Das waren die Worte die Peter Scholl- Latour sagte auf einer seiner drei Vorlesungen und Konferenzen die ich die Ehre hatte besuchen zu dürfen . Sein Buch " Der Tod im Reisfeld " hatte ich mehrmals gelesen und Orte die ich nicht kannte hatte ich mir auf einer grossen Wandkarte mit bunten Nadeln gepinnt .
Für mich stand fest , da musste ich hin und zwar so schnell wie nur möglich .
Also fingen wir an mit Vietnam und 1987 flogen wir dahin . Das Visum war sehr schwierig zu erhalten und mein Vater musste 2-3 X nach Brüssel zur Botschaft biss wir endlich dann nach Saigon ( Ho Chi Minh ) durften . Da damals nur Gruppen ins Land durften waren wir eben eine Gruppe von vier und durften rein .
In 92 übernahm die UN Kambodscha biss Ende 93 um freie Wahlen abzuhalten . Danach wurden die Grenzen geöffnet und mein Vater zur Botschaft nach Brüssel geschickt . Wir wollten nach Phnom Penh fliegen dann unbedingt nach Siem Reap ,dem Tor zu Angkor Wat um dann auf dem Landweg nach Vietnam weiterreisen .
Einzige Auflage war dass wir uns in Kambodscha vor einer Tour über Land bei der Polizei abmelden und nach den Ankunft wieder anmelden mussten .
Biss zu unserem Abflug lasen wir in der Presse von Ueberfällen und Schiessereien zwischen den vier immer noch verfeindeten Parteien im Land - nicht alle hatten ihre Waffen der UN übergeben .
Ankunft in Phnom Penh , einer Stadt ohne Strassenbeleuchtung nachts , fast keine Hotels und nur sehr wenige Restaurants .
Es gab keine Taxis , nur ein paar Busse und einige LKWs , Pedalos und Fahrräder waren das einzige Mittel um sich in der Stadt zu bewegen . Das nachts so ganz ohne Licht …eine heikle Sache nicht so für die Fahrer aber für die Insassen die sich gar nicht orientieren konnten .
Treffpunkt war der FCCC ( Foreign Correspondents Club Cambodia ) wo die Journalisten und NGO Mitarbeiter sich zurückzogen und wo die Nachrichten des Tages sowie die Brennpunkte im Land diskutiert wurden .
Dort erhielten wir dann auch die benötigten Infos was man unbedingt sehen musste denn Reiseführer gab es damals keine . Ausserdem wurde uns erklärt wie man dahin kam aber alle waren sehr skeptisch wegen unseren Plänen nach Siem Reap zu fahren .
Wir gingen zur Polizei und die sagten : Unmöglich dorthin zu fahren weil es erstens so kurz nach den Regenzeit es quasi keine überlandverbindungen geben würde weil es keine Brücken mehr gäbe .
Mit dem Schnellboot sei zu gefährlich weil es marodierende Banden in Kampong Chhang gäbe und das für Ausländer zu gefährlich sei . Blieb nur noch fliegen aber da wären die meisten Flüge übervoll .
Die Polizisten vertrösteten uns doch in PP umzusehen oder raus zu den Killing Fields zu fahren . Das taten wir dann auch aber als erstes sahen wir uns Tuol Sleng an oder auch bekannt unter dem Namen S-21. Dort hatten die roten Khmer wahllos Menschen eingesperrt , gefoltert und alles fotografiert ,danach zu den Killing Fields vor der Stadt gebracht und getötet .
Am folgenden Tag dann raus zu den Killing Fields …
Dort liefen wir dann zwischen den Massengräber rum , der Boden übersät mir Stofffetzen und kleinen menschlichen Knochen .
Wir versuchten auch per Zug nach Battambang zu fahren aber alle Züge waren gestrichen und wir standen vor leeren Schaltern .
Immer wieder gingen wir zur Polizeistation und dort wurde uns folgendes gesagt : Prinz Norodom Sihanouk hat den Wunsch geäussert dass sämtliche ausländischen Gäste das Land verlassen sollten weil es zur Zeit zu gefährlich sei frei rumzureisen .
Der Polizist meinte aber dass er zwei Tickets nach Siem Reap besorgen könnte und wir dann aus der Stadt abhauen könnten . Das natürlich gegen ein Trinkgeld - das wurde akzeptiert von uns und am folgenden Tag flogen wir über grosse überschwemmte Gebiete nach SR. Das in einer uralten chinesischen Maschine die sicher schon ein sehr langes Arbeitsleben hinter sich hatte .
In Siem Reap dann standen wir mit unserem Gepäck vor dem Flughafen und überlegten wie man da in die City kommen könnte . Quasi kein Strassenverkehr biss auf Fahrräder . Plötzlich wurden wir von Schulkindern umringt die sich die Langnasen mal genauer anschauen wollten . Ihnen folgte dann ein Lehrer der sehr gut französisch sprach und uns erklärte dass er in F aufwuchs und er wieder heimgekehrt sei nach Kambodscha . Er brachte uns dann in eine neue Pension und vermittelte uns seinen Bruder der uns als Fahrer und Guide dann die Ruinen zeigen sollte . Das war der beginn einer langen Freundschaft und wir haben ihn später mit weiterem Infomaterial versorgt denn innhalb des Landes gab es nichts .
Wer heute nach Angkor Wat geht muss sich durch Horden von Touristen durchschlagen und ich bin richtig dankbar dass ich das noch so jungfräulich erleben durfte .
Kambodscha war damals ein Land welches total vermint war und es war ein mulmiges Gefühl wenn man nur die abgegrenzten Wege laufen musste wenn man abseits der vielen Tempel sich bewegte .
Minen Räumer arbeiteten quasi überall und abends sprengte die Armee die entschärften Minen auf einem Feld.
Auch waren die Temepl nur zu gewissen Zeiten geöffnet , nachts legte die Armee auch Minen aus um so die Tempelräuber fern zu halten . Die verkauften ihre Beute über Bangkok , Hong Kong und Singapore an Sammler in der ganzen Welt . Auch entfernte das staatliche Museum präventiv einige Statuen und ersetzten sie durch Betonkopien …
Wir wollten dann weiter und konnten Tickets für die Bootsfahrt nach PP anstandslos kaufen und fuhren über den grössten Binnensee Asiens dem Tonle Sap zurück nach PP .
Dass die Armee ein schweres Maschinengewehr auf dem Vorderdeck aufrichtete und manchmal einen Feuerstoss auf einen schwimmenden Baum abfeuerte liess uns mittlerweile kalt .
Von PP meldeten wir uns ab bei der Polizei zu unserem Trip nach Bavet/Moc Bai und sie gaben uns den Ratschlag ein weisses Auto mit abgedunkelten Fenstern ZU mieten . Das würde morodierende rote Khmers an die UN erinnern und mit denen wollten sie sich nicht einlassen . Gesagt , getan , ein weisses Auto mit Fahrer gemietet und pünktlich um 06.00 stand ein rotes ohne Fenster vor der Tür .
Egal wir erreichten die Grenze und waren um 21.00 in Saigon …nach etwa 150 KM .
Ich denke heute noch oft an diesen Trip zur Stunde 0 des Tourismus in Kambodscha und ich bin mir sicher dass das „Der Trip“ meines Lebens war .
PS. Sorry wegen der schlechten Qualität der Bilder , das waren mal DIAs und wurden digitalisiert von mir .