** Die Schwestern der Kakaobohne
Der Morgen auf dem Painitan in Dumaguete war bereits lebendig, als ich mich zu zwei Frauen auf dem painitan auf eine Holzbank setzte, um eine kleine Pause einzulegen. Vor mir dampfte eine Tasse native Kaffee, daneben ein Brötchen mit Erdnussbutter – ein einfaches, aber köstliches Frühstück. Um mich herum lachten Händler, schnatterten Kinder, und der Duft von frisch geröstetem Kakao und Klebereis (bodbod) hing in der Luft.
Doch meine Aufmerksamkeit galt den zwei Frauen, die neben mir am gleichen Tisch saßen und mit ruhigen, geübten Bewegungen geröstete Kakaobohnen von ihren Schalen befreiten. Ihre Hände arbeiteten schnell, fast wie im Rhythmus eines alten Liedes, das nur sie kannten. Die ältere der beiden, Nanay Luming, hatte ein Gesicht, das von Jahren unter der Sonne gezeichnet war, doch ihre Augen funkelten wach. Die jüngere, Inday, ihre Tochter, lächelte verschmitzt, als sie bemerkte, dass ich zusah.
„Masarap ang tsokolate kapag pinaghirapan – Schokolade schmeckt besser, wenn man sich Mühe gibt“, sagte Nanay Luming und schob mir eine Handvoll der gereinigten Bohnen hin. Ich probierte eine – bitter, aber mit einem tiefen, rauchigen Aroma, das schon erahnen ließ, wie reich der Geschmack später sein würde.
„Seit meiner Kindheit mache ich das“, erzählte sie, während ihre Finger unermüdlich weiterarbeiteten. „Früher half ich meiner Großmutter, dann meiner Mutter, jetzt lehre ich Inday. Die besten Bohnen kommen von den Hängen des Cuernos de Negros. Wir rösten sie über Holzkohle, bis sie knisternd aufplatzen. Dann kommt diese Arbeit.“ Sie tätschelte den Haufen brauner Schalen, der im ‚nigo‘ anwuchs, während die Bohnen in Tassen landeten.
Inday ergänzte: „Aus diesen Bohnen wird später tablea – die festen Schokoladenstücke, die wir in heißer Milch auflösen. Manche mögen sie mit Zucker, aber die Alten trinken sie pur, stark wie das Leben.“ Sie lachte, und selbst ihre Mutter stimmte ein.
Ich nippte an meinem Kaffee und beobachtete sie, wie sie Schale um Schale entfernten, während der Markt um uns herum pulsierte. Es war ein einfacher Moment, und doch spürte ich etwas Magisches darin – die Geduld, das Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Ich komme gerne hier auf den öffentlichen Markt von Dumaguete. Zu sehen und erleben gibt es immer wieder etwas und einen Gesprächspartner findet man schnell.
Vor einiger Zeit habe ich ein Video über den Painitan hier gemacht. Schaut es euch gerne hier in einem anderen Beitrag an: