Suribao River – ein Flusstour in der tiefen philippinischen Provinz, Eastern Samar
Nachdem wir 2003 die Philippinen mit den Kids zusammen Richtung Deutschland verlassen hatten, kam bei mir der Wunsch auf, den „deutschen Winter“ für einen knappen Monat zu unterbrechen. Ich konnte drei gute Freunde überreden, mich zu begleiten. Alle drei hatte zwar verschiedene Reisen durch Europa unternommen, den Kontinent bislang aber noch nie verlassen.
Wir besuchten verschiedene bekannte Ziele (Banaue, Sagada, Bohol), aber es war auch ein Besuch meiner Zweitheimat geplant (Eastern Samar, Borongan und Umgebung). Eastern Samar war, und ist es teils noch heute, eine touristisch unterentwickelte Provinz. Wobei das Potential nicht zu unterschätzen ist. Die Küste ist sehr schön, es gibt viele wunderschöne Strände, das Innere der Insel Samar ist heute noch stark bewaldet. Und es gibt mehrere große Flüsse, welche tatsächlich Wasser führen (was man von vielen anderen Flüssen im Land nicht sagen kann). Es gibt Barangays, die nur über Flüsse erreicht werden können. Auf den Flüssen befördern Boote Waren und Menschen, mit etwas Organisationstalent kann man eine Fahrt auf einem der Flüsse organisieren.
Einer der großen Flüsse ist der Suribao River, der teilweise die Grenze zwischen den Municipalities Borongan (damals noch keine City) und Maydolong darstellt. Eine Fahrt auf dem Fluss beginnt im Barangay Sabang Suribao an der Küste. Dieser Barangay gehört noch zu Borongan, auf der südlichen Flussseite liegt der Barangay Camada, welcher zu Maydolong gehört.
Die Tour
In Borongan trafen wir einen guten Freund, der vor Ort gut vernetzt war, auch zu den sogenannten „Interior Barangays“ (ich nenne unseren Freund im folgende Guide, obwohl er kein regulärer Guide war). Anfang der 2000er Jahre war die NPA im Zentrum Samars noch recht aktiv, weshalb es zur Vorbereitung dieser Tour wichtig war, vorhandene Kontakte zu nutzen, damit man vor Ort Bescheid wusste, dass sich ein paar Langnasen auf machen würden, ins Innere der Insel zu fahren. All dies unternahm mein guter Freund.
Wir verließen Borongan sehr früh am Tag, wenn ich mich recht erinnere war es vor 5:00 Uhr morgens. Wir hatten ein Tricycle gechartert, das uns zum Barangay Sabang Suribao brachte, dieser liegt direkt an der Küste wo der Suribao in den Pazifik fließt. Es war stockdunkel, Straßenbeleuchtung kaum vorhanden. Zwischenzeitlich hatten wir Sorge, dass der Fahrer uns aufgrund mangelnder Sicht in den Straßengraben befördern könnte. Vernünftiges Licht am Tricycle wird sowieso völlig überbewertet. :).
Nach Ankunft in Sabang Suribao war fürs Erste „Warten“ angesagt. Unser Guide verschwand im Dorf, er wollte sich um den Weitertransport per Boot kümmern. Es fing an zu dämmern, getan hatte sich bzgl. unserer geplanten Tour noch nichts. Die Wartezeit wurde ziemlich lang, anscheinend hätten wir ein Stündchen länger schlafen können. Das in diesem Barangay sanitäre Anlagen Mangelware sind, konnten wir aus den morgendlichen Wanderungen der Bevölkerung ins Meer schließen. Aber dies ist ein anderes Thema.
Es dauerte noch bis ca. 8:00 Uhr, bis unser Flussboot samt Mannschaft abfahrbereit war und wir ablegen konnten. Auf den ersten Kilometern war der Fluss recht breit und hatte wenig Strömung. Wir konnten uns entspannt zurücklehnen und die vorbeiziehende Flusslandschaft genießen. Wir sahen ein paar Stellen, an denen kleine Wasserfälle in den Fluss fließen. Recht plötzlich verengte sich das Flussbett. Die Strömung wurde stärker, die Landschaft etwas rauher. Der Bootsmotor hatte einiges zu tun, um gegen die Strömung anzukämpfen.
Beim Barangay Benowangan legten wir eine kurze Pause ein. Hier mussten wir zum Barangay Captain, um unsere Tour anzukündigen. Die Buschtrommeln würden diese Info dann weiter tragen, damit unser Ankommen bekannt war. Das war eine reine Sicherheitsmaßnahme. Dazu gab es noch ein paar Infos, was man besser vermeiden sollte. Dazu gehörte, dass wir keine GPS Geräte mitnehmen sollten, Kleidungsstücke sollten keine Camouflage Muster haben. Wir kauften im örtlichen Sari-Sari Store ein paar Dinge für die Tour, etwas Dosenfutter, Getränke und Brot.
Weiter flussaufwärts wurde aus dem Fluss ein „Flüsschen“, der Wasserstand war recht niedrig. An einigen Stellen mussten unsere Begleiter das Boot schieben. Bald war der Wasserpegel so niedrig, dass wir zeitweise das Boot verlassen mussten, um beim Schieben zu helfen. Das es keine reine Entspannungsfahrt werden würde, hatte unser Guide schon vorab angekündigt. Das zog sich über mehrere Kilometer hin, raus aus dem Boot, schieben, wieder rein ins Boot, usw. usw. Eine äußerst nasse Angelegenheit.
In der Nähe des Barangay Pinanag-an endete der erste Teil der Fahrt, viel Besiedelung war noch nicht zu sehen. Wir suchten eine passende Stelle am Flussufer und verzehrten einen Teil des mitgebrachten Proviants. Nach der Pause führten uns die Bootsleute entlang eines weiteren Wasserlaufs. Die Landschaft um uns herum war wild, dicht bewaldet. Wir erreichten eine breite Flussstelle, ohne nennenswerte Strömung. Hier stiegen wir in eine Art Kanu um. Eine sehr wackelige Angelegenheit.
Wo es hingehen würde wussten wir nicht. Gelegentlich sahen wir Bewohner der Gegend, die in ihren Booten unterwegs waren. Die Boote sind die einzige Möglichkeit, die sogenannten Interior Barangays zu erreichen bzw. zu verlassen.
In der Nähe einer kleinen Ansiedlung erreichten wir einen mächtigen Wasserfall. Die locals nannten ihn „Mono Falls“. Der Name passte gut, der Wasserfall fiel in einer einzigen, senkrechten Kaskade in eine Art Becken. Wir machten eine längere Pause und genossen die Aussicht auf den Wasserfall und den kühlen Nebel.
Von den Mono Falls aus ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wir erreichten Sabang Suribao am späten Nachmittag. Die Rückreise nach Borongan verlief ohne besondere Ereignisse mit dem Jeepney.
Die Tour auf dem Fluss war ein großartiges Erlebnis, was damals und auch heute so auf den Philippinen kaum mehr zu erleben ist. Meine Freunde, die mich begleiteten, sagen heute noch, dass das eines der beeindruckendsten Erlebnisse war, dass sie bislang auf den Philippinen erlebt haben (wir waren vier mal zusammen auf den Philippinen).