Meine Reise in mein Heimatland hatte eigentlich rein familiäre Gründe, doch ich wollte die Zeit nutzen, wieder einmal eine ausgedehnte Trekkingtour in den Regenwald von Eastern Samar zu machen. Die letzte Tour dieser Art war schon einige Jahre her.
Der Regenwald auf Samar Island gehört zu den größten, noch existierenden, Regenwaldgebieten auf den Philippinen. Die Region wird von Touristen sehr selten besucht, eine mehrtägige Trekkingtour muss man selbst organisieren.
Ich blieb die ersten Tage in Bulacan bei meiner Familie. Ich konnte meine Nichte und Ihren Lebensgefährten überzeugen, mich nach Eastern Samar zu begleiten. Die Beiden sind absolute Stadtbewohner, für die Beiden ist ein Ausflug zum Angat Stausee schon ein Abenteuer. Ich war sehr gespannt, wie die beiden mit den Herausforderungen einer mehrtägigen Trekkingtour umgehen würden, auch weil wir in einer sehr ungünstigen Jahreszeit unterwegs sein würden.
Wir nahmen von Pasay aus den Bus nach Tacloban. Das ist zwar nicht der direkte Weg, doch meine Nichte hatte noch nie die San Juanico Bridge gesehen. Seit knapp 20 Jahren hatte ich die Strecke nicht mehr mit dem Bus zurückgelegt, ich war sehr überrascht, wie organisiert das Ganze jetzt am Busbahnhof durchgeführt wurde. Auch bei der Farbgestaltung hat sich einiges getan.
Von Tacloban ging es direkt per Duptours Van nach Borongan. Die Strecke hat man nach 3 ½ Stunden hinter sich. In Borongan fuhren wir in den Barangay San Jose, ca. 7 km westlich von der Town Proper. Hier gab es erst mal für ein paar Tage einfaches Dorfleben und einen kurzen Strandbesuch im Barangay Lalawigan, der zu Borongan City gehört.
In San Jose suchte ich einige Leute, die sich in der Gegend gut auskennen und äußerte meinen Wunsch, eine mehrtägige Tour in den Regenwald zu unternehmen. In einer nächtlichen Sitzung mit etwas Tanduay planten wir unsere mehrtägige Trekkingtour. Erforderliches Equipment wie Zelte hatte ich schon in Bulacan besorgt. Nach der Tour war klar, dass man das besser in Deutschland organisiert. Den erforderlichen Proviant (Reis, Zwiebeln, Gewürze, Kaffee etc. sowie Lampenpetroleum, besorgten wir in San Jose, für den ersten Tag kochten wir eine große Portion Adobo.
Unser Trip startete gegen 8 Uhr morgens im westlichsten Barangay von Borongan, in San Gabriel. Die 7 KM dorthin bewältigten wir per Tricycle. Von San Gabriel ging es für einige Zeit über schmale Pfade immer bergauf. Noch bewegten wir uns hauptsächlich durch Kokosplantagen, nach einigen Kilometern erreichten wir verwaiste Plantagen und die ersten Stücke von Secondary Forest. Am frühen Nachmittag setzte Regen ein und wir suchten auf dem Weg eine passende Stelle für unser Nachtlager. Unsere Guides entschieden, wo wir übernachten sollten. Direkt an einem kleinen Fluss fanden wir eine passende Stelle und schlugen unsere Zelte auf. Eine provisorische Stätte zum Kochen und Ausruhen mit Hängematte war von den Jungs schnell aufgebaut. Zum Abendessen gab es den mitgebrachten Adobo, danach war Ausruhen inclusive Tanduay angesagt.
Die Nacht regnete es durch. Am nächsten Morgen war es wieder trocken, außer uns und unserer Klamotten. Soviel zum Thema philippinische Zelte…
Nach einem rustikalen Frühstück (Kaffee, Reis, Instantsuppe (Mami) und Sardinen, packten wir unsere Sachen und brachen auf. Nach recht kurzer Zeit erreichten wir eine ehemalige Logging Road. In den Achtzigern wurde hier in recht großem Stil Logging betrieben. Durch die waldfreien Flächen eröffnen sich immer wieder großartige Blicke auf die Küste und den Pazifik mit den vorgelagerten Inseln Divinubo und Ando. Die Vegetation wandelte sich ab jetzt mit jedem Kilometer, so langsam erreichten wir „richtigen“ Regenwald. Oft folgte unser Pfad den vielen kleinen Wasserläufen, die Bäume wurden größer. Doch nicht nur die Bäume wurden zahlreicher, auch die Blutegel wurden mehr und sollten unsere Begleiter der nächsten Tage werden. Für meine Nichte und Ihren Freund als absolute Stadtmenschen eine große Herausforderung. Am ersten Tag war die Reaktion meiner Nichte so etwas Richtung Panikattacke, später konnten die Beiden die Tierchen ignorieren und sammelten Sie bei den Wanderpausen in aller Ruhe ab. In der zweiten Hälfte des Tages folgten wir kleineren Wasserfällen und mussten an diesen nach unten klettern. Glücklicherweise gab es ausreichend Hilfestellung von unseren Begleitern. Am späten Nachmittag suchten wir wieder ein Fleckchen für das Nachtlager an einem Fluss.
Am dritten Tag warteten die größten Anstrengungen auf uns. Nach dem Frühstück packten wir alles zusammen und folgten dem Fluss, an dem wir gecampt hatten, für einige Kilometer. Immer wieder mussten wir den Fluss dabei überqueren. Aufgrund der starken Strömung nahmen wir ein mitgebrachtes Seil zur Hilfe, zwei der Guides hielten dies so gut es ging gespannt, so konnten wir uns an dem Seil entlang durch den Fluss hangeln. Ich konnte dabei den Boden nicht berühren. Die Landschaft und der Wald hier waren einfach nur fantastisch. Solche wilde Landschaften findet man auf den Philippinen nur noch selten. Alleine die Zahl der Wasserfälle, die wir unterwegs gesehen hatten bzw. passierten, war umwerfend. Alle Variationen, klein über viele Stufen, sehr hoch und schmal, alles war dabei. Die Locals haben Namen für die Wasserfälle, ob es offizielle Namen gibt weiß ich nicht. Wettermäßig hatten wir an diesem Tag Glück, es hatte kaum geregnet. Geholfen hatte es aufgrund der Flussüberquerungen natürlich nicht. Als wir unser Nachtlager aufschlugen waren alle ziemlich erledigt. Ins Zelt wollte ich nicht mehr, zwei Nächte in der „Tropfsteinhöhle“ waren genug. Auch meine Nichte bevorzugte, die Nacht unter dem von unseren Begleitern in kurzer Zeit gebautem Unterstand zu verbringen.
Am Tag Nummer 4 machten wir uns auf den Weg zurück nach San Jose. Es ging wieder entlang vieler Bachläufe mit etlichen Wasserfällen, immer wieder bergauf und bergab. Zurück in San Jose waren meine Nichte und ihr Lebensgefährte ziemlich erledigt, aber auch irgendwie glücklich und stolz, diese Tour geschafft zu haben.
Mir hat es trotz aller Anstrengungen auch sehr viel Spaß gemacht. Meine letzte Trekkingtour in der Gegend war bereits knapp 9 Jahre her. Die Erlebnisse einer solchen Tour sind kaum in Worte zu fassen.
Eastern Samar hat auf jeden Fall für abenteuerlustige Touristen ein riesiges Potential, so lange man bereit ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, zu organisieren und auf Komfort verzichten kann. Einheimische, die einen auf solch einen Trip begleiten, sind leicht zu finden, auch wenn sie sich vermutlich fragen was das ganze soll.
Im Inneren der Insel ließen sich unzählige Möglichkeiten finden, spannende Touren zu machen. Es ist halt recht abgelegen, was aber auch seinen Reiz hat. Eine Wunschtour von mir ist ein Trek von der Ostküste Samars bis nach Sohoton in Western Samar. Das wäre voraussichtlich eine 7 Tage Wanderung.