Unterwegs rund um den Kalatungan – Erinnerungen an Dominorog und Lantapan

Es ist still geworden in Dominorog, einem abgelegenen Barangay im heutigen Talakag, Provinz Bukidnon. Wenn ich heute an diesen Ort denke, spüre ich immer noch eine Mischung aus Respekt, Ehrfurcht und Abenteuerlust. Es war ungefähr im Jahr 2010, als wir uns auf die Suche nach einem Verwandten machten, der damals als Schulrektor in Dominorog tätig war. Die Gegend war uns fremd, das Terrain unwegsam, und die Atmosphäre – gelinde gesagt – angespannt.

Nach einiger Recherche fanden wir schließlich nicht ihn, aber seine Frau, die als Lehrerin an der Schule in Dagumbaan arbeitete. Der Weg dorthin war bereits beschwerlich, aber was danach kam, war noch intensiver. Von einer Weiterfahrt wurde uns von mehreren Seiten abgeraten. Immer wieder rasten Militärjeeps mit schwer bewaffneten und grimmig dreinblickenden Soldaten in irrem Tempo über die von Schlaglöchern übersäte Straße. Das war kein Ort für unbeschwertes Sightseeing – das war eine Zone, in der man besser genau wusste, was man tat und wohin man fuhr.

Jahre später – ich schätze 2017 oder 2018 – wagten wir uns erneut in diese Gegend. Diesmal stand eine Rundfahrt um das beeindruckende Kalatungan-Gebirge auf dem Plan. Vieles hatte sich seither verändert. Es wurde an vielen Stellen eifrig an der Straßeninfrastruktur gearbeitet. Lange Abschnitte waren bereits betoniert, aber es blieben immer noch Strecken, die ein echter Härtetest für Mensch und Maschine waren – besonders die Verbindung von Dominorog hinüber zum Syre Highway über Lantapan war holprig, staubig und fordernd.

An der Kreuzung zum Syre Highway dann ein klassischer Navigationsfehler: Ich erkannte den Abzweig nicht und fuhr einfach geradeaus weiter. Die Landschaft war atemberaubend schön – saftig grüne Hänge, terrassierte Felder, und eine Weite, die fast schon meditativ wirkte. Doch dann fiel mir auf, dass die Kilometersteine plötzlich mit einem „C“ beschriftet waren. Kein Ort mit „C“ war mir in dieser Gegend bekannt – ein untrügliches Zeichen, dass ich wohl nicht mehr auf dem Weg nach Malaybalay war, sondern geradewegs nach Cabanglasan fuhr. Und das war, gelinde gesagt, kein Reiseziel, das ich damals auf meiner Wunschliste hatte – immerhin galt auch dieser Ort als Unruhegebiet.

Also kehrten wir um, mit dem festen Entschluss, es bis nach Malaybalay zu schaffen – der sicheren, beschaulichen Provinzhauptstadt, wo uns ein Bett und eine warme Mahlzeit erwarteten.


Alle Bilder sind Ki-erstellt, da ich keine Fotos mehr von diesem Ereignis habe

Was mir aus dieser Zeit besonders im Gedächtnis geblieben ist: Die Stimmung in Dominorog und Umgebung hatte sich sichtbar gewandelt. Wo uns Jahre zuvor skeptische Blicke begegnet waren, winkten uns nun freundliche Gesichter entgegen. Besonders in Dominorog selbst, aber auch entlang der Strecke bis nach Lantapan, waren die Menschen aufgeschlossen und erstaunlich neugierig, eine Langnase in ihrer Gegend zu sehen. Noch immer nicht alltäglich – aber offenbar auch nicht mehr beunruhigend.

Und das war ein gewaltiger Unterschied zu dem, was ich bei unserem ersten Besuch erlebt hatte. Damals saßen 10-jährige Jungen mit Schusswaffen vor den Hütten, während ihre Eltern auf den Feldern arbeiteten. Es war ein raues, oft gesetzloses Land – eine Art rechtsfreier Raum, in dem Streit um Landrechte schnell eskalieren konnte. Polizei? Fehlanzeige. Sicherheit? Allenfalls durch Selbstschutz. Es war keine Seltenheit, dass Bauern auf ihren Feldern mit Gewehren, Pistolen oder Macheten arbeiteten.

Bei unserer Rundfahrt Jahre später waren diese Waffen verschwunden. Die Bauern pflanzten Gemüse – nicht mehr Misstrauen. Die Kinder spielten – statt zu wachen. Und das Gefühl, sich in einem Spannungsgebiet zu bewegen, war einem vorsichtigen Optimismus gewichen.

Solche Reisen hinterlassen Spuren. Die holprigen Straßen, die kleinen Missverständnisse, das Gefühl, manchmal auf dem falschen Weg zu sein – all das gehört dazu. Und obwohl nicht alles angenehm war, möchte ich kein einziges dieser Abenteuer missen. Sie gehören zu meinen eindrucksvollsten Erinnerungen auf den Philippinen. Und sie erinnern mich daran, wie sehr sich selbst die abgelegensten Winkel dieses Landes verändern können – wenn man ihnen Zeit gibt.

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