Ruy López de Villalobos startete am 1. November 1542 seine Expedition auf die Philippinen
Am 1. November 1542 stach der spanische Entdecker Ruy López de Villalobos vom Hafen Barra de Navidad im heutigen mexikanischen Bundesstaat Jalisco aus in See. Er befehligte eine Flotte, die die Geschichte der Philippinen nachhaltig prägen sollte. Zwar konnte diese Expedition letztlich keine dauerhafte spanische Herrschaft etablieren, sie gab dem philippinischen Archipel jedoch seinen bleibenden Namen und stellte einen entscheidenden Schritt hin zur späteren spanischen Kolonisierung dar.
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Entstehung und Auftrag der Expedition
Die Villalobos-Expedition wurde 1541 von Antonio de Mendoza, dem ersten Vizekönig von Neuspanien und einem der fähigsten Kolonialverwalter der Neuen Welt, in Auftrag gegeben. Mendozas Anweisungen spiegelten Spaniens dringendes Bedürfnis wider, eine dauerhafte Präsenz auf den Pazifikinseln, insbesondere in der Region, die die Spanier „Islas del Poniente“ (Inseln des Westens) nannten, zu errichten. Die strategische Bedeutung dieser Inseln lag in ihrer Lage an den wichtigen Handelsrouten zu den Gewürzinseln und nach China sowie in ihrer Lage innerhalb der umstrittenen Grenzen, die durch den Vertrag von Tordesillas und den Vertrag von Saragossa festgelegt wurden.
Villalobos wurde unter anderem aufgrund seiner familiären Verbindung zu Vizekönig Mendoza durch Heirat zum Leiter dieses ehrgeizigen Unternehmens ernannt. Die Expedition stellte eine bedeutende Investition der spanischen Krone dar und spiegelte deren Entschlossenheit wider, die portugiesische Vorherrschaft in der Region herauszufordern und Spaniens Anspruch auf diese strategisch wichtigen Inseln zu untermauern.
Flottenzusammensetzung und Abfahrt
Die Expedition bestand aus einer beeindruckenden Flotte von sechs Galeonen mit 370 bis 400 Mann Besatzung. Die Schiffe waren:
- Santiago (150–200 Tonnen)* – Das Flaggschiff, früher im Besitz von Juan Rodríguez Cabrillo, mit Gaspar Rico als Chefpilot.
- San Jorge (120 Tonnen) – Das stellvertretende Flaggschiff der Flotte unter Kapitän Bernardo de la Torre.
- San Antonio (90–100 Tonnen) – In einigen Quellen auch als San Anton, San Felipe oder Siete Galigos bezeichnet. Kommandiert wurde es von Francisco Merino.
- San Juan de Letrán (70 Tonnen) – Unter Kapitän Alonso Manrique mit dem Piloten Ginés de Mafra, einem Veteranen der Magellan-Expedition von 1519–1522.
- San Cristóbal – Eine mit Segeln und 20 Ruderpaaren angetriebene Galeere unter dem Kommando von Pedro Ortíz de Rueda.
- Martín: Eine Fusta (kleine Galeere) mit Segeln und 14 Ruderpaaren unter Kapitän Juan Martel
Die Abfahrt von Barra de Navidad war von strategischer Bedeutung. Der mexikanische Hafen hatte sich zu einem wichtigen Schiffbauzentrum und Ausgangspunkt für Expeditionen in den Pazifik entwickelt. Der Name der Stadt, der „Weihnachtssandbank“ bedeutet, erinnert an ihre Entdeckung durch spanische Entdecker am Weihnachtstag. Barra de Navidad bot mit einer geschützten Bucht, Sandstränden für den Schiffbau und reichlich Holz aus den nahegelegenen Wäldern ideale Bedingungen für maritime Operationen.
Villalobos’ Flotte unternahm eine außergewöhnliche Pazifiküberquerung und folgte dabei einer Route, die sie durch bis dahin unbekannte Gewässer führte. Am 26. Dezember 1542 machten sie ihre erste bedeutende Entdeckung: Sie sichteten eine Inselgruppe der Marshallinseln, die sie „Corales” (Korallen) nannten – vermutlich das Wotje-Atoll. Sie setzten ihre Reise fort und entdeckten und benannten mehrere weitere Inselgruppen, darunter „Los Jardines” (Die Gärten) in Kwajalein und verschiedene Inseln der Karolinen.
Am 29. Februar 1543 erreichte die Expedition die Baganga-Bucht an der Ostküste Mindanaos, die sie Malaga nannten. In einer Geste mit weitreichenden historischen Folgen benannte Villalobos Mindanao zu Ehren des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, Karl V., der zugleich König Karl I. von Spanien war, „Caesarea Karoli“.
Von noch größerer historischer Bedeutung war jedoch Villalobos’ Benennung der Inseln Leyte und Samar als „Las Islas Filipinas“. Dieser Name ehrte Prinz Philipp von Österreich (den späteren Philipp II. von Spanien), den Kronprinzen, der 1556 den spanischen Thron bestieg. Der Name „Felipinas” entwickelte sich schließlich zu „Filipinas” und wurde später auf den gesamten Archipel ausgedehnt, wodurch die Philippinen ihren Namen erhielten.
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Herausforderungen und Konflikte
Die Expedition sah sich von Anfang an mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. So litt die Flotte fast unmittelbar nach Beginn der Expedition unter Nahrungsmittelknappheit und die Versuche, auf den Inseln Landwirtschaft zu betreiben, scheiterten. Die Besatzung litt unter extremen Hunger, Krankheiten und feindseligen Begegnungen mit der indigenen Bevölkerung, die verständlicherweise misstrauisch gegenüber den fremden Eindringlingen war.
Am bedeutendsten war jedoch der heftige Widerstand der portugiesischen Behörden, die die spanische Präsenz als Verletzung ihrer territorialen Rechte in der Region ansahen. So forderte Jorge de Castro, der portugiesische Gouverneur der Molukken, in Briefen Erklärungen für die spanische Präsenz in dem Gebiet, das Portugal gemäß den bestehenden Verträgen als sein Territorium betrachtete. Villalobos reagierte trotzig und beharrte auf Spaniens rechtmäßigen Ansprüchen auf die Inseln, doch der portugiesische Druck blieb unerbittlich.
Mehrere Versuche, nach Neuspanien zurückzukehren, scheiterten an ungünstigen Winden und unzureichenden Kenntnissen der Wetterverhältnisse im Pazifik. Die San Juan unter Bernardo de la Torre wurde im August 1543 ausgesandt, um Verstärkung und Vorräte aus Mexiko zu holen, musste aber umkehren, da sie im Pazifik keinen Erfolg erzielen konnte. Dieses Scheitern verdeutlichte eines der entscheidenden Probleme, mit denen spanische Pazifikexpeditionen bis zur Lösung des Rückwegs durch Andrés de Urdaneta in den 1560er Jahren zu kämpfen hatten.
Von Hunger, feindseligen Einheimischen und portugiesischem Widerstand getrieben, war Villalobos schließlich gezwungen, in den von den Portugiesen kontrollierten Molukken Zuflucht zu suchen. Die Portugiesen, die die spanische Expedition als illegalen Eingriff betrachteten, inhaftierten Villalobos und seine verbliebenen Besatzungsmitglieder.
Tod und Vermächtnis
Ruy López de Villalobos starb am 4. April 1544 in portugiesischer Gefangenschaft auf der Insel Amboina (dem heutigen Ambon in Indonesien). Laut portugiesischer Berichte erlag er einem tropischen Fieber, doch die genauen Umstände seines Todes sind bis heute nicht vollständig geklärt. Von den ursprünglich 370 bis 400 Mitgliedern der Expedition überlebten nur 117 die Strapazen und erreichten schließlich Lissabon.
Obwohl die Expedition keine dauerhafte spanische Herrschaft über die Philippinen etablieren konnte, erwies sich Villalobos’ Reise aus mehreren Gründen als historisch bedeutsam:
Geografische und kartografische Beiträge: Die Expedition lieferte wertvolle Informationen über die Schifffahrtsrouten im Pazifik und die Lage der Inseln und trug so zu genaueren Karten der Region bei.
- Namensgebendes Erbe: Villalobos gab den Philippinen vor allem ihren bis heute gültigen Namen und schuf damit eine Identität, die den vielfältigen Archipel unter spanischer Herrschaft vereinen und auch nach der Unabhängigkeit Bestand haben sollte.
- Strategische Grundlage: Die Expedition verdeutlichte sowohl das Potenzial als auch die Herausforderungen der spanischen Herrschaft über die Philippinen und lieferte entscheidende Informationen für Miguel López de Legazpis erfolgreiche Kolonisierungsbemühungen im Jahr 1565.
- Historische Bedeutung und Verbindung zum späteren Erfolg: Villalobos’ Expedition war ein wichtiger Vorläufer der späteren erfolgreichen spanischen Kolonisierung der Philippinen. Die Lehren aus seinem Scheitern – insbesondere hinsichtlich der Nachschubwege, der Beziehungen zur indigenen Bevölkerung und des portugiesischen Widerstands – flossen in die Planung von López de Legazpis Expedition 23 Jahre später ein. Mehrere Veteranen der Villalobos-Expedition, darunter Guido de Lavezaris, beteiligten sich später an Legazpis erfolgreichem Unternehmen und wurden der zweite Generalgouverneur der Philippinen.
Der von Villalobos zu Ehren des späteren Philipp II. vergebene Name „Las Islas Filipinas“ wurde nicht nur zu einer geografischen Bezeichnung, sondern auch zu einem einigenden Identitätsmerkmal. Dieses sollte drei Jahrhunderte spanischer Herrschaft, amerikanischer Besatzung und bis zur philippinischen Unabhängigkeit Bestand haben. Obwohl Villalobos seine unmittelbaren Ziele verfehlte, erlangte seine Expedition in diesem Sinne eine Art Unsterblichkeit, indem sie den Philippinen ihren bis heute gültigen Nationalnamen gab.
Der Aufbruch am 1. November 1542 markiert somit nicht nur den Beginn einer weiteren gescheiterten spanischen Expedition, sondern auch einen Wendepunkt in der Entstehung der philippinischen Nationalidentität – ein Erbe, das bis heute nachwirkt.
Quellen und verwandte Inhalte:
- Ruy López de Villalobos - https://en.wikipedia.org
- Expedition of Ruy Lopez de Villalobos - https://www.scribd.com
- Antonio de Mendoza - https://en.wikipedia.org
- Barra de Navidad - https://en.wikipedia.org
- Mexico’s long connection with the Philippines - https://geo-mexico.com
- Expedition of Ruy Lopez de Villalobos, The Philippine Islands, 1493-1803/Volume 2 - https://en.wikisource.org
- Spanish Expeditions to the Philippines - https://www.philippine-history.org

























