Auszug aus Stevaros Buch „Auswandern“ (Gerhard Knauber).
Kapitel „Ölwechsel“
Zurück in Deutschland, ging Stevaro gleich zum Arzt und erzählte ihm was passiert sei. Der nahm Blut ab, leider nicht in der schnellen und schmerzlosen philippinischen Variante und schickte es gleich ins Labor. Zwei Tage später klingelte das Telefon, die Arztpraxis: „Bitte kommen Sie gleich in die Praxis!“ Da die Praxis nicht weit entfernt war, kein Problem. Der Arzt meinte zu Stevaro „Es tut mir leid, aber das Labor hat gleich das Gesundheitsamt benachrichtigt. Die haben gesehen, dass Sie Denguefieber haben und dann Alarm geschlagen. Ich habe denen gleich angerufen und entwarnt,
aber ich kann nicht ganz ausschließen, dass sie nicht noch unnötig belästigt werden.“
„Wieso denn das? Dengue ist doch nicht ansteckend?“ "Nein natürlich nicht ansteckend, aber kann tödlich enden. Außerdem, das ist eine deutsche Behörde. Die Beamten brauchen ja Beschäftigung …
Na wenn Dir nichts fehlt, dann kriegst Du wenigstens die Behörden an den Hals, wegen Seuchengefahr!" Aber zum Glück folgte nichts mehr aus der Richtung. Das Vertrauen aber in eine unbeschwerte Zukunft, war zurück, aber auf Null gesunken.
Denn Stevaro erfuhr, dass es vier verschiedene Erregertypen des Denguefiebers gab. So brachte er in Erfahrung, dass sofern man also eine Infektion überlebte, man gegen den gleichen Typ immun war, aber theoretisch vier mal infiziert werden konnte. Gut, auf den Philippinen waren bis jetzt nur drei Typen bekannt, trotzdem wurde deshalb die Gefahr nicht geringer. Denn meistens ging die zweite Infektion als ‚Hämorrhagisches Fieber‘ einher, das bedeutete innere Blutungen! Und da half leider gar kein Medikament, lediglich Blutzufuhr. Trotzdem war die Gefahr zwar nicht zu unterschätzen, aber auch nicht überzubewerten. Denn die erste Infektion wäre vermeidbar gewesen, wenn man um die Gefahr gewusst hätte, was aber jetzt der Fall war. Und ganz wichtig war eben, bei den ersten Anzeichen sich untersuchen lassen, um rechtzeitig Blutspenden organisieren zu können. Also weder Grund für Leichtsinn, noch für Panik! Allerdings dauerte es mehr als drei Monate, bis Stevaro sich regenerierte und wieder zu Kräften kam. So kam langsam mit der gesundheitlichen Erholung, auch das Vertrauen in die Auswanderungspläne zurück. Somit ergaben sich dann aber neue Aufgaben: Haushaltsauflösung, sowie Organisieren der Auswanderung und des Umzugs.
Schrieb sich schnell - dauerte aber viel länger. Und kostete unzählige Nerven! Also, was mit musste, wurde in Umzugskisten verpackt und gut verklebt. Der Transporteur holte das ab und verlud das in einen Container. Vier Wochen würde das Schiff unterwegs sein und dann mussten die durch den Zoll und ausliefern. Das Auto hatte ein Freund der Familie gekauft, der sie zum Flughafen bringen wollte. Die Anzahlung hatte er geleistet und wollte am Reisetag den Rest bezahlen. Vor der Abfahrt zum Flughafen, zog er Stevaro zur Seite, gab ihm einen Teil des Geldes und meinte „Also mehr habe ich im Moment nicht da. Im Laufe der Woche bekomme ich eine Überweisung eines Kunden und dann überweise ich Dir die restlichen 1.000 Euro.“
Stevaro dachte nur „Na toll, da wanderst Du aus und machst in der alten Heimat eine Baustelle auf!“
In Cebu hingegen hatten die ‘Auto-Aufpasser’ in der Zwischenzeit ganz andere Probleme. Denn der Urvan sprang nicht an. Vilma rastete am Telefon aus „Und woher wisst Ihr, dass der nicht anspringt? Den sollte Jerry abstellen und erst wieder bewegen, wenn wir am Flughafen ankommen.“ „Ja, aber das ist doch ein Auto und das muss man bewegen. Sonst rostet es ein …“
Da könnte man doch glatt durchdrehen, vor dem Abflug hatten Vilma und Stevaro eindeutig erklärt, dass niemand mit dem Auto fährt oder sonst etwas tun solle. Und jetzt das! Da konnte man sich den Mund dusselig reden, die horten nur das was sie wollten oder verstanden nur das, was für sie angenehm und nützlich erschien. „Nein, wir zahlen jetzt keine neue Batterie.“ meint sie zu ihrer Schwester. „Wenn wir kommen, dann bezahlen wir kurz davor eine neue Batterie und einen Ölwechsel. Bis dahin stehen lassen, Ende.“
„Das ist aber schade, denn wenn das Auto fahren würde, dann konnte man es ja vermieten und damit Geld verdienen.“ meinte Ging. Vilmas Entsetzen wurde immer größer „Dann erst Recht nicht. Wir kaufen ein Auto, ihr vermietet es und streicht das Geld ein. Bis wir wiederkommen ist der Tank leer, Reifen platt, Auto verbeult oder nicht mehr auffindbar! Und die Einnahmen daraus schon lange weg! Nichts da, das bleibt stehen!“ Kurz vor der Ankunft in Cebu werden sie erst das Geld für eine neue Batterie zur Verfügung stellen. Ebenso für den Ölwechsel. „Aber das ist nicht gut, das alte schwarze Öl da drin.“ Fügte Ging an. „Das Auto steht und wird nicht gefahren! Also ist es doch egal, was da für ein Öl drin ist!“
Später erfuhren sie dann, dass der Ölwechsel knapp 2.000 Pesos gekostet hat. „Wieso so teuer? In Deutschland kostet mich auf der Ölwechselstation, das ganze rund 25 Euro.“ meinte Stevaro. Gut bei der Ölwechselstation in Deutschland fuhr er auf die Grube, unter dem Auto drehte einer die Ablassschraube raus, entfernte den Ölfilter, während man aus dem Auto stieg und sagte welches Öl, drehte einer einen neuen Filter drauf, machte die Schraube wieder zu, man füllte das Öl ein und zahlte seine 25 Euro - fertig.
Hingegen in den Philippinen macht man ein verhältnismäßig großes Theaterstück daraus, denn:
Auto unter permanentem Gasgeben aufwärmen,
auf die Hebebühne fahren,
Auto abstellen und hoch nehmen,
Schraube raus drehen,
Öl ablassen,
Auto wieder runter und Ölfilter raus drehen,
Luftfilter herausnehmen und mit Luft aus pusten,
Luftfilter wieder rein,
Auto wieder hoch und Schraube rein drehen,
Auto wieder runter,
Motorcleaner einfüllen in Motor und Ölfilter,
Ölfilter drauf, Auto starten,
Motor wieder hoch jaulen,
Auto abstellen,
Ölfilter raus drehen,
Auto wieder hoch nehmen,
Schraube wieder raus drehen,
Motorcleaner ablassen,
Pause. Nach der Pause Schraube drauf,
Auto runter lassen,
neues Öl in neuen Ölfilter füllen,
Ölfilter drauf schrauben, Additiv in Motor einfüllen,
Öl einfüllen,
Motor starten,
Motor wieder hoch jaulen,
am Ölmessstab den Stand kontrollieren, Rest des Öles einfüllen.
Warum so kompliziert? Weil die Filipinos alle abergläubisch waren und gerne an die Notwendigkeit solch eines Brimboriums glauben wollten. Denn würden sie es nicht tun, dann wäre es so einfach wie in Deutschland auch und dann könnte und müsste man es ja selbst machen. Nur dann hätten die Philippinen ein Umweltproblem mehr! Denn dann pinkelt nicht nur jeder an jede Ecke, sondern jeder schüttet dann gleich noch sein Altöl dazu.
…
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