Die Holzschnitzer von Paete — Die „Carving Capital“ der Philippinen
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Paete, ein kleines Städtchen an den Ufern des Laguna-Sees in der Provinz Laguna, ist in den Philippinen berühmt für seine Holzschnitzkunst. Die Tradition reicht mehrere Jahrhunderte zurück und hat sich zu einem festen Bestandteil der lokalen Identität, Wirtschaft und Kultur entwickelt. Paete bezeichnet sich nicht ohne Grund als „Carving Capital of the Philippines“.
Kurz: Woher kommt die Tradition?
Die Schnitzerei in Paete geht bis in die spanische Kolonialzeit zurück. Franciscaner-Missionare ließen religiöse Bildwerke anfertigen; die Fähigkeiten der lokalen Handwerker wurden so früh gefördert und über Generationen weitergegeben. Aus dieser Zeit stammt auch die Spezialisierung auf sakrale Holzfiguren — die sogenannten santos (Heiligenstatuen) —, für die Paete landesweit bekannt wurde.
Was und wie wird geschnitzt?
- Produkte: In Paete entstehen vor allem religiöse Skulpturen (Heilige, Madonnen, Kruzifixe), sakrale Einrichtungsteile, aber auch Alltagsgegenstände, dekorative Tafeln, Skulpturen, Möbel und Souvenirs. Manche Werkstätten produzieren auch aufwändige, großformatige Figuren für Kirchen und Prozessionen.
- Materialien: Traditionell wird u.a. das lokale Holz batikuling (Elaeocarpus calomala) geschätzt — es lässt sich gut schnitzen und nimmt Details fein an. Genau diese Vorliebe für bestimmte Hölzer hat Paete mitgeprägt. Allerdings steht die Verfügbarkeit bestimmter Hölzer heute unter Druck.
- Technik: Viele Schnitzer arbeiten mit einfachem Handwerkzeug — Hohleisen, Meißel, Messer — und nutzen Techniken, die mündlich weitergegeben werden. Feine Gesichtszüge, Gewandfalten und filigrane Details sind Markenzeichen einiger Werkstätten. Es gibt sowohl Familienbetriebe (Backyard carvers) als auch größere Ateliers, die nach Bestellung für Inlands- und Auslandsmärkte fertigen.
Handwerkskultur und Meister
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Paete hat über die Jahre bemerkenswerte Bildhauer hervorgebracht; manche Namen werden in Publikationen und Reportagen genannt (z. B. Justinio „Paloy“ Cagayat jr. und andere bekannte Paeteños), und einzelne Werkstätten haben sich auf Aufträge für Kirchen und Sammler spezialisiert. Die Schule des Auges für Proportion, das Auge fürs Detail und die Tradition der Lehrzeit in der Familie sind typische Merkmale.
Wirtschaftliche Bedeutung
Für viele Familien ist das Schnitzen Haupteinnahmequelle oder wichtiger Nebenverdienst. Paete exportiert geschnitzte Figuren, Tafeln und Möbel — lokal werden Souvenirs, religiöse Artikel und Auftragswerke verkauft. Der Verkauf an Pilger, Kirchen, Sammler und Touristen sorgt für Nachfrage; manches wird auch für Hotels oder als Dekor im Inland verwendet. Die Gemeinde fördert zeitweise die Branche und vermarktet die Stadt touristisch als Schnitzhauptstadt.
Herausforderungen — Rohstoff & Nachhaltigkeit
Eine wachsende Problematik ist die Verfügbarkeit traditioneller Hölzer: bestimmte Arten wie batikuling sind heute seltener, und das führt zu Nachhaltigkeitsfragen. Einige Berichte beschreiben Initiativen und Diskussionen zu verantwortungsvoller Holzwirtschaft, Ersatzholzarten und Aufforstung, weil die ganze Branche sonst langfristig gefährdet wäre. Für Besucher und Käufer kann es in Zukunft immer wichtiger werden, Holzherkunft und Nachhaltigkeit zu hinterfragen.
Tourismus: Was kann man in Paete sehen und tun?
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- Werkstätten besuchen: In Paete gibt es viele offene Werkstätten. Besucher können oft beobachten, wie Figuren entstehen — vom Rohblock bis zum Finish. Höflich fragen und sich an Fotowünsche halten.
- Paete Church & lokale Museen: Die Kirche und öffentliche Plätze zeigen Beispiele der lokalen Schnitzkunst; das gibt einen guten Eindruck von Stil und Maßstab.
- Einkauf & Aufträge: Viele Werkstätten fertigen Aufträge an — wer eine größere Statue oder ein spezielles Erinnerungsstück möchte, kann vor Ort Preise und Lieferzeiten verhandeln. Kleinere Souvenirs (kleine Heiligenfiguren, Taka/yo-yo-Varianten, geschnitzte Schilder) sind direkt kaufbar. Tipp: bei größeren Aufträgen unbedingt Liefertermin, Fertigungsqualität und Zahlungsmodalitäten schriftlich vereinbaren.
Besuchertipps & Verhaltenskodex
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- Respektiere die Werkstatt: laute Musik, unaufgefordertes Berühren von Werkzeugen oder laufenden Maschinen vermeiden.
- Fotografieren: immer kurz fragen — viele Handwerker zeigen gerne ihre Arbeit, verlangen aber manchmal ein kleines Entgelt für aufwändige Fotoaufnahmen.
- Faire Bezahlung: Handwerkliche Arbeit ist zeitaufwändig; realistische Preise respektieren die Tradition und die Familien, die davon leben.
- Nachhaltigkeit: Frag nach Materialherkunft, besonders bei größeren Holzkäufen. Öfter nachfragen lohnt sich — manche Werkstätten verwenden wiederaufbereitetes Holz oder alternative Arten.
Die heutige Situation — Gegenwart und Zukunft
Paete bleibt lebendig: die Schnitzerei ist nach wie vor identitätsstiftend und wirtschaftlich wichtig. Gleichzeitig steht die Gemeinde vor modernen Herausforderungen — Rohstoffknappheit, der Druck durch billigere industriell gefertigte Produkte, und die Notwendigkeit, jüngere Generationen für das Handwerk zu gewinnen. Es gibt positive Signale: lokale Initiativen, Artikel in Magazinen und Reiseseiten sowie staatliche Anerkennung (Paete wurde offiziell als „Carving Capital“ proklamiert), die Sichtbarkeit erhöht haben. Trotzdem entscheidet die Kombination aus verantwortungsvollem Ressourcenmanagement und moderner Vermarktung, wie nachhaltig diese Handwerkstradition fortbestehen wird.
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