Motorradtour durch Nordluzon - 2011/12
Vor ein paar Jahren entstand bei uns (ich und zwei Freunde) der Wunsch, den Norden Luzons per Motorrad zu bereisen. Dafür stand für mich erst mal im Sommer 2011 auf dem Programm, nach vielen Jahren Pause wieder etwas Fahrpraxis zu erwerben.
Aus Deutschland nahmen wir mit:
Entsprechende Schutzkleidung (Helme, Protektorenhemden, Motorradhosen, Handschuhe, vernünftige Schuhe etc),
Navi (Garmin GPSMap 60 CSX) mit Philippinenkarte, Kabelbinder (welche sich als mit die wichtigsten Dinge herausstellen sollten).
Die Motorräder (3 Honda XR 200, welche sich als die optimalen Fahrzeuge für diese Tour herausstellten), reservierten wir frühzeitig bei Roland in Angeles. Eingeplante Zeit: 3 ½ Wochen zzgl An- und Abreise.
Teil 1, Angeles – Aritao – Baguio – Sagada – Tinglayan – Lubuagan
Am Neujahrstag bestiegen wir in Kuala Lumpur den Air Asia Flieger nach Clark. Alles lief glatt, der Flieger war pünktlich, die Mopeds (3 Honda XR 200) standen bei Roland (Nice Bike) schon parat. Da die Nacht kurz war, entschieden wir uns dazu, erst am nächsten Tag los zu fahren und es bei einer kleinen Probefahrt zu belassen.
Am nächsten Tag also Aufbruch Richtung Baguio, aber nicht via Tarlac sondern über Aritao und Ambuklao. Wir wählten eine Strecke über Magalang, La Paz, Munoz und San Jose. Die Strecke über Nebenstraßen bis San Jose ist nicht sonderlich aufregend. Ab San Jose geht es dann über den Dalton Pass das erste Mal in die Berge, landschaftlich ist der Abschnitt also schon interessanter. Da dies aber auch ein Teil des Highways nach Tuguegarao ist, herrscht recht reger Verkehr. Am späten Nachmittag erreichten wir Aritao. Eine Unterkunft fanden wir nicht, erhielten aber die Info, es besser 12 KM weiter in Bambang zu versuchen. Dort war unsere Suche nach einer Schlafmöglichkeit erfolgreich, wir bezogen standesgemäß ein Zimmer im Hotel „Royal“. Die Zimmer waren nicht wirklich „königlich“, aber für eine Nacht sollte es reichen. Da dröhnende Karaoke Buden in direkter Nachbarschaft unseren Schlaf zu verhindern drohten, brauchte es ein paar SMB auf der Treppe zum Hotel, um die nötige Bettschwere zu erreichen.
Nach unruhiger Nacht und Frühstück im Bakeshop machten wir uns auf die Weiterreise Richtung Baguio über die Aritao / Ambuklao Road. Was für eine Strecke. Unzählige Kurven, grandiose Ausblicke. Die Straße ist mittelmäßig befahren und weitestgehend gut ausgebaut.
Hinter dem Ambuklao Staudamm vertrauten wir unserem Navi einmal zu viel und landeten auf einer mehr als holprigen Off Road Piste die uns fast bis La Trinidad führte, also mussten wir ein Stück die Halsema Road zurück bis Baguio nehmen. Für mich das erste Stück Off Road Piste. Wir erreichten Baguio und bezogen ein Zimmer im Village Inn. Einfach aber OK.
Ich war schon öfters in Baguio, das letzte Mal vor acht Jahren. So schlimm hatte ich es nicht in Erinnerung. Überbevölkert, verpestete Luft, unglaublicher Verkehr, kurzum: grausam. Ich werde nie verstehen was besonders Filipinos an dieser Stadt schön finden.
Wir waren froh als wir am nächsten Morgen von Baguio über den Halsema Highway Richtung Sagada aufbrechen konnten… Der Halsema Highway war uns schon bekannt, allerdings hatten wir nicht damit gerechnet dass er mittlerweile komplett befestigt ist. Wir ließen uns Zeit, ich bin ohnehin lieber gemütlich unterwegs, und machten reichlich Fotostopps. Am Highest Point wurden wir mehrmals zum Fotoobjekt philippinischer Touristen, die auf dem Weg nach Sagada waren. Mir erschien es, als wäre der Halsema Highway mittlerweile wesentlich stärker befahren als noch vor ein paar Jahren. Einige Kilometer vor Bontoc ging es links ab Richtung Sagada, hier war es dann erst mal nach ein paar Kilometern vorbei mit der befestigten Straße.
In Sagada ist viel passiert, es wird wie wild gebaut, man hat das Gefühl in jedem zweiten Haus hätte man sich auf eine gewaltige Touristenflut eingestellt. Es waren Touristen da, aber weit nicht so viele, als dass sie die vielen Unterkünfte, Restaurants und Cafes füllen könnten. Und es werden weitere gebaut. Nicht geändert hatte sich die Ausgangssperre, die ab 21:00 abends gilt. Den ersten Abend verbrachten wir in einer Art „Reggae Kneipe“, das führte nach einigen SMB dazu, dass wir die Ausgangssperre vergaßen und viel zu spät zu unserer Unterkunft zurück kamen. Die weitsichtigen Hotelbetreiber waren jedoch so freundlich, die Eingangstür nicht zu verschließen.
Nach zwei gemütlichen Tagen einschl. Wanderung durchs „Echoe Valley“ starteten wir zu einer Rundtour über Besao, Tadian, Sabangan und zurück nach Sagada. Der größte Teil ist Off Road Strecke, für mich durchaus anspruchsvoll, aber man lernt dazu.
Der nächste Abschnitt führte uns von Sagada ins „Kalinga Land“. Die Landlady in unserem Guesthouse fragte uns, wo wir weiter hin wollten. Unsere Antwort „Kalinga“ führte bei ihr zu einem erstaunten Gesicht. Sie murmelte die üblichen Worte, die so vielen Filipinos bei dem Begriff Kalinga einfallen: „Headhunter, people are dangerous there“ und ähnlicher Unsinn.
Nach Frühstück und „Geld tanken“ in Bontoc brachen wir auf Richtung Tinglayan. In dem Moment, in dem man Bontoc verlässt, hat man das Gefühl, man fahre in eine „andere Welt“. Die Straße war nur noch halb so breit, Beton wechselt sich mit Schotter und Dreck ab. Zu unserem Erstaunen stießen wir immer wieder auf längere betonierte Abschnitte, ich schätze mittlerweile sind ca. 60 % der Straße bis Tinglayan befestigt.
Die Landschaft veränderte sich dramatisch.und war grandios, für mich noch erheblich schöner als der Halsema Highway. Die Straße führte teils an atemberaubenden Hängen und Abgründen vorbei. Die Gegend ist recht dünn besiedelt und es gibt wesentlich weniger Landwirtschaft als entlang des Halsema Highways, es dominiert nicht mehr der Gemüseanbau. Wenn man bewirtschaftete Flächen sieht, sind es meistens Reisfelder.
Einige Kilometer vor Tinglayan war erst mal Pause angesagt, ein Erdrutsch hatte die komplette Straße verschüttet. Fußgänger hatten mittlerweile einen Trampelpfad ausgetreten, Motorräder waren wohl auch schon rüber gefahren. Der Anblick des Erdhügels und des Abgrunds auf der Talseite sorgten bei mir für ein flaues Gefühl in der Magengegend. Meine Kumpel fuhren nacheinander los und schafften es über den schmalen Pfad. Also hinterher. Ich gab bergauf etwas zu viel Gas, was bewirkte, dass das Hinterrad weg schmierte. Ich konnte noch gerade eben verhindern dass ich mich komplett lang machte, das Motorrad rutschte mir jedoch weg, zum Glück zur Hangseite. Ein paar Filipinos halfen mir das Moped auf dem schmalen Pfad wieder aufzustellen, mein Kumpel kam mir zur Hilfe und brachte mein Moped rüber. Ich musste erst mal durchatmen und abwarten, bis mein Adrenalinspiegel wieder ein normales Maß angenommen hatte.
Der Rest der Fahrt verlief reibungslos, wir erreichten Tinglayan gegen 13:00. Nach einem Mittagessen im Restaurants des Sleeping Beauty Hotels beschlossen wir, bis Lubuagan weiter zu fahren. Die Landschaft dieses Abschnittes ist nicht weniger dramatisch als auf dem Stück bis Tinglayan.
In Lubuangan bezogen wir ein Zimmer Im Pines Inn. Recht rustikal, aber für eine Nacht erträglich. Wir machten einen Spaziergang durchs Städtchen. Eine etwas seltsame Atmosphäre, der Ort wirkte im wahrsten Sinne des Wortes komplett „vermoost“. Lubuagan liegt nur ca. 800 m hoch, daher ist es erheblich wärmer als in Sagada, auch die Vegetation ist anders, eher tropisch, sogar mit Kokospalmen. Auch hier trafen wir, wie überall in Kalinga, auf super freundliche Menschen, die aber nie aufdringlich waren. Nach dem Abendessen konsumierten wir noch ein paar Bier auf dem Balkon der Unterkunft und schauten dem abendlichen Treiben zu. Die Nacht wurde unruhig, die Hunderudel der Umgebung bearbeiten sich die ganze Nacht. Es kann nicht sein dass die Kalinga Hunde essen, dafür gibt es viel zu viele Köter dort.
Bis auf meinem kleinen Patzer an der Stelle des Erdrutsches hatte bisher alles gut geklappt. Als nächstes lag die Kalinga Road vor uns, ein weiterer spannender Abschnitt dieser Tour.
Teil 2, Kalinga - Abra Road
Nach dem Frühstück (Reis und Spiegeleier) machten wir uns auf den Weg Richtung Kalinga-Abra Road. Wir hatten uns dazu entschlossen, erst mal nur das Teilstück bis Balbalan zu fahren und dort einmal zu übernachten. Nach Balbalan waren es nur ungefähr 35 KM. Die Strecke war recht anspruchsvoll, tiefer Morast und Schlamm auf engen, an den Hängen liegenden Pfaden, immer wieder Wasserdurchfahrten, Bäche auf den Wegen, Wasserfälle die sich direkt auf die Piste ergießen, Regenwald mit entsprechenden Temperaturen. Als wir nach 3,5 Stunden in Balbalan anamen, waren wir recht erschöpft. Es gibt ein von der Gemeinde geführtes Gästehaus. Das Personal kümmerte sich rührend und begann sofort damit, ein Zimmer für uns fertig zu machen.
Wir fragten vor der Municipal Hall ein paar Arbeiter nach einer Möglichkeit zu Essen. Einer der Jungs führte uns zu einer Carinderia und machte anschließend noch eine kleine Führung durchs Dorf. Balbalan ist ein sehr angenehmer und sehr schön gelegener Ort inmitten von Reisterrassen.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, dem Treiben im Dorf zuzusehen und tranken dabei ein paar Bier. Zum Abendessen suchten wir wieder die Carinderia auf. Die Wirtin hatte uns mittags gefragt was wir abends essen wollten. Geeinigt hatten wir uns auf fried chicken. Als wir den Laden betraten stutze sie und meinte sie hätte das mit dem chicken wohl vergessen. Nicht so schlimm, es gab noch etwas Pork Adobo mit Reis. Langsam fand sich auch die örtliche männliche Jugend ein, um Red Horse zu trinken und um zu sehen, was denn wohl die Langnasen hier machen. Die Wirtin erinnerte uns an die curfew um 20 Uhr, also zahlten wir und nahmen noch ein Red Horse mit und gingen ins Guesthouse.
Wir hörten dass es draußen anfing leicht zu regnen, kein gutes Omen für die vor uns liegende Strecke Richtung Abra.
Am nächsten morgen machten wir uns recht früh auf den Weg. Aber zuerst noch frühstücken in der örtlichen Carinderia. Jetzt gab es dann auch fried chicken, vermutlich die, die wir gestern Mittag für gestern Abend bestellt hatten.
Dann ging es los. Die Piste war vom leichten Regen der Nacht noch recht nass, in der Luft hing Nebel. Direkt der erste Hang hatte es in sich. Der Weg war voller tiefer Löchern mit Schlamm und dicken Steinen durchsetzt bei einer Steigung von ich weiß nicht wie viel. Meine Kumpel legen sich fast zeitgleich mit den Mopeds in den Dreck. Ich hatte Anfängerglück. Einem meiner Freunde war dabei die Satteltasche geplatzt, doch wozu gibt es Kabelbinder, mit denen er die Tasche fachgerecht „nähen“ konnte.
Der Straßenzustand änderte sich die nächsten Kilometer kaum, erst als wir langsam in höhere Gefilde kamen und die Vegetation weniger dicht war, war die Piste weitgehend trocken, es gab im weiteren Verlauf auch zum Glück keinerlei Regen mehr.
Die „Straße“ ging weiter bergauf und bergab, immer zwischen 500müNN und 1750 müNN. Landschaftlich ist die Gegend einfach nur großartig. Tief eingeschnittene Täler, Schluchten mit reißenden Flüssen und ständig wechselnder Vegetation auf den Bergen. In den tieferen Gefilden Palmen, Laubwald, dichter Bewuchs, schon fast regenwaldmäßig, in den höheren Lagen Kiefern, und immer wieder Wasserfälle. Die Straße war oft unterspült oder verschüttet. Als wir Upper Saltan erreichten, legten wir eine längere Pause ein und genossen es, einfach dem tosenden Flusslauf zuzusehen. Hier gab es dann auch wieder ein paar Meter Betonpiste.
Im Barangay Balbalasang (gehört noch zu Balbalan und grenzt schon an die Provinz Abra) kamen wir zu unserer Verwunderung an ein Großbaustelle. Es wird intensiv am Betonieren der Straße gearbeitet. Wir stießen jetzt immer mal wieder auf betonierte Teilstücke. Von hier ist es nicht mehr weit zur Provinzgrenze zwischen Kalinga und Abra. Als wir Abra erreichten, änderte sich schnell der Straßenzustand. Zwar auch hier weitgehend Piste, aber erheblich breiter und anscheinend wird hier die Straße gelegentlich begradigt. Es ging weiter bergauf und bergab. Die Landschaft änderte sich aufs Neue, alles wesentlich trockener, weniger Vegetation, es überwogen wieder Kiefern. Viele der ausgedörrten Hänge waren am Brennen. Zufall oder gelegte Brände? Darauf fanden wir keine Antwort.
Als wir Licuan Baay erreichten, trauten wir unseren Augen kaum als wir an einem orangefarbenen, kastellförmig gebauten Haus vorbei kamen. Also nochmal umdrehen und genauer nachsehen. Hier residiert ein ehemaliger Bürgermeister der Municipality Licuan Baay. Vorsichtshalber hat er sich zum „selbsternannten Duke“ erklärt. Wenn’s hilft.
Nach insgesamt fast 8 Stunden erreichten wir endlich Bangued. Nach etwas Sucherei fanden wir ein Hotel. Unsere 3 Mopeds stellten wir schön ordentlich nebeneinander auf. Das vierte in der Reihe gehörte dem Polizisten, der vor dem Hotel Wache hielt. Ich ging mit einem meiner Kumpel rein, um uns um ein Zimmer zu kümmern. Mein Motorrad stand wohl etwas wackelig da, auf jeden Fall reicht eine plötzliche, starke Windböe aus dass es Übergewicht bekam und umkippte. Es fiel auf das nächste Motorrad, dieses kippte auch um, der sprichwörtliche Dominoeffekt halt. Dummerweise war das Letzte in der Reihe das vom Polizisten .Viele Menschen kamen angerannt, etwas Benzin lief aus, ein paar kaputte Einzelteile wurden zusammengetragen, ein großes Durcheinander.
Als ich mit meinem Kumpel aus dem Hotel kam standen die Mopeds schon wieder in einer Reihe, wir brauchten einen Moment um die Lage zu überblicken. Der Polizist versuchte gerade, ein paar Kratzer weg zu polieren. Nach dem wir unsere Sachen ins Zimmer gebracht hatten, ging ich noch mal raus, ich wollte dem Polizisten eine kleine Wiedergutmachung anbieten. Er lehnte ab. Er war nicht dazu zu bewegen etwa anzunehmen. No problem, Sir. Ein entspannter, netter Polizist.
Nach dem Abendessen suchten wir noch nach einer Möglichkeit, ein paar Bier zu trinken. Nach langer Suche wurden wir natürlich genau neben unserem Hotel fündig. Eine nette Bar mit Live Musik. Anfänglich waren wir fast alleine, hatten sozusagen unser Privatkonzert von einer sehr guten jungen Sängerin, begleitet von einem Top Gitarristen. Um 23:00 Uhr füllte sich der Laden, wir blieben länger als geplant. Das Ganze dauerte dann bis 2:00 morgens. Das Bezahlen unserer Bierrechnung wurde von wohlwollendem Gemurmel begleitet. Die Weiterfahrt nach Vigan verzögerte sich entsprechend.






























































































