Vorwort
Nach zwei ausgedehnten Motorradtouren durch Nordluzon 2012 und die Central und Eastern Visayas 2017 plante ich eine dritte Tour, die mich zum Großteil durch Mindanao führen sollte. Ich befasste mich frühzeitig und recht ausführlich mit möglichen Routen, da ja bekanntlich vor einigen Gegenden auf Mindanao gewarnt wird und es von Europa aus sehr schwierig ist, gute Informationen zur Lage vor Ort zu bekommen. Meine Frau nahm Kontakt zu einem Cousin auf, der in Isulan in Sultan Kudarat lebt und einen höheren Posten bei der Polizei hat, um aktuelle Infos über die Provinzen Sultan Kudarat und Cotabato zu bekommen. Ein guter Freund von mir, mit dem ich bereits mehrfach auf den Philippinen war, wollte mich begleiten.
Unsere Familien waren so nett zu akzeptieren, dass wir bereits vor Weihnachten abreisen wollten. Einige Eckdaten zu dem Trip werden am Ende des Berichts folgen.
FRA – MNL - Bohol
Wir bestiegen am 20.12. den Flieger der Kuwait Airways nach Manila. Zu Kuwait Airways muss ich sagen, dass die Airline mittlerweile stark aufgeholt hat und der Unterschied zu erheblich teureren Airlines nicht mehr groß ist. Die Flugzeuge sind noch recht jung, Essen gut, Service ausreichend, Entertainmentauswahl mehr als genug. Und da ich nicht zu den Leuten gehöre, die einen Langstreckenflug nur im Vollrausch überstehen, war es auch nicht weiter schlimm, dass Kuwait Airways eine gänzlich „trockene“ Airline ist. In Kuwait landet man im neuen Terminal 4, das scheint allerdings etwas klein geraten.
Die Ankunft in Manila war pünktlich. Doch dann kam die Passkontrolle. Es müssen einige Flieger zur gleichen Zeit angekommen sein, es dauerte fast 1 ½ Stunden bis wir durch die Kontrolle waren. Wir sind positiv denkende Menschen, so mussten wir zumindest nicht auf unser Gepäck warten, dies drehte schon Kreise auf dem Gepäckband.
Von den ATM‘s funktionierte leider nur einer, was zu weiterer Warterei führte. Dann noch schnell zwei internetfähige SIM Karten kaufen, und wir machten uns auf, ein Taxi zu suchen. Da hier immer wieder GRAB empfohlen wird, wollten wir das auch probieren. Es warteten einige Leute, nichts bewegte sich. Auf meine Frage wie es mit einem Fahrzeug aussieht, meinte die Damen am Schalter nur, es gäbe momentan keine Fahrzeuge, es könnte länger dauern. Wie lange, keine Ahnung. Also doch Taxi. Nach 10 Minuten Wartezeit bestiegen wir ein gelbes Airporttaxi nach Makati. Wir übernachteten im HopInn Hotel Makati in der Makati Avenue. In der Weihnachtszeit ist es mit 2000,-- Peso etwas teurer, ansonsten ca. 1500,-- Peso. Ich fand das Hotel in Ordnung.
Der Flug am nächsten Morgen mit PAL nach Bohol sollte um 9:00 abheben, also machten wir uns zeitig zum Terminal 2 auf. Wir versuchten nun GRAB, mit 330,-- Peso um einiges teurer als ein Taxi und nur bedingt besser. Zumindest meine Meinung.
Der Flug landete pünktlich auf dem Panglao Airport. Taxen konnten wir nicht ausfindig machen. Die Vans sollten alle 900,-- Peso bis Baclayon kosten, nicht verhandelbar. Wir nahmen dann den regelmäßig fahrenden Public Bus für 50 Peso zum Terminal und von dort ein Tricycle nach Baclayon zu Mike‘s Motorbike Rental. Dort warteten bereits die Motorräder auf uns. Wie erwartet, hatte Mike alles vorbereitet. Wie gewohnt lief die Übergabe äußerst unkompliziert. Mike nahm keine Kaution und verlangte auch keinen Pass als Pfand, lediglich Kopie von Pass und Führerschein und natürlich Bezahlung der Motorradmiete für den gesamten Mietzeitraum. Es gibt mit Sicherheit günstigere Vermieter auf Bohol, doch bei einer langen Tour ist es mir wichtiger, dass das Motorrad in Ordnung ist und alles gut funktioniert, als hier vielleicht 50 Euro zu sparen.
Wir fuhren nach Jagna, wo wir am nächsten Tag die Fähre nach Camigun nehmen wollten. In Jagna übernachteten wir im Dine & Sign and IDEA Pension House. Hier arbeiten zum Großteil gehörlose Menschen.
In Erwartung, dass die Fähren vor Weihnachten gut ausgelastet sind, fuhren wir direkt zum Hafen um die Tickets zu kaufen. Leider war das Ticketoffice geschlossen. Also versuchten wir es am nächsten Morgen noch einmal. Die Schlange am Schalter war schon recht lang, und wir reihten uns ein. Für lange Zeit bewegte sich nichts. Irgendwann erzählte uns jemand in miserablem Englisch etwas, was sich für uns so anhörte, dass die Fähre nicht um 1 P.M. sondern erst um 2 P.M. gehen würde. So dachten wir zumindest und warteten geduldig weiter. Eine Dame, die etwas besser englisch sprach, klärte uns dann nach längerer Wartezeit auf. „Die Fähre heute ist ausgebucht, die Tickets für morgen könnten erst ab 2 Uhr gekauft werden“. Warum das? Die Tickets für die Fähre morgen werden erst verkauft, nachdem die Fähre heute abgelegt hat. Wir entschieden uns, den Sinn nicht zu hinterfragen und fügten uns unserem Schicksal. Es waren noch gut 4 Stunden zu warten. Wir wechselten uns mit der Warterei ab. Etwa eine viertel Stunde vor Öffnung des Ticketschalters fragte uns ein Mitarbeiter der Fährgesellschaft, ob wir Motorräder dabei haben. Yes! „Then you don‘t need to wait“. Er forderte uns auf, der Ticketverkäuferin schon vorab unsere Papiere sowie einen Ausweis rüber zu reichen. Die Dame machte sich dann direkt an die Arbeit und wir konnten nach einigen Minuten unsere Tickets in Empfang nehmen. Wenn ich mich recht erinnere, kostete ein Motorrad einschließlich Fahrer ca. 600,-- Peso. Dass es nicht erforderlich ist, in der Schlange zu warten, sofern man ein Fahrzeug dabei hat, sollten wir später noch einmal erleben.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem Kurztrip nach Anda.
Camiguin
Nach dem erzwungenen, verlängerten Aufenthalt in Jagna besuchten wir noch einmal den Nachtmarkt, um ein paar Fleischspieße mit Reis zu essen und ein paar Bier zu trinken. Man kannte uns dort schon vom Vorabend und kümmerte sich entsprechend.
Am nächsten Morgen packten wir nach gemütlichen Frühstück unsere Sachen und machten uns zum Hafen auf. Wir mussten mit unseren Papieren verschiedene Stationen durchlaufen, Sinn und Unsinn sind hier für den nicht Eingeweihten schwierig zu unterscheiden. Nach verschiedenen Stempeln, Unterschriften und Gebührenbezahlung hatten wir die Papiere komplett und konnten die Moppeds schon mal im Hafengelände parken. Die verbleibende Zeit vertrieben wir uns mit einem letztmaligen Bummeln durch das „Zentrum“ von Jagna.
Die Informationen über einen stärkeren Tropensturm mehrten sich, glücklicherweise war unsere Überfahrt davon nicht betroffen. Die Fähre legte pünktlich ab. Auf der Überfahrt konnten wir Wale und Delfine sehen. Zu unserer reservierten Unterkunft für die Weihnachtstage waren es nur 10 Kilometer, wir hatten „Marianita’s Cottages“ im Brgy. Yumbing gewählt. Die Anlage ist nicht so groß, wir hatten ein Zimmer mit Blick aufs Meer reserviert. Ein sehr angenehmes Plätzchen unter französischer Leitung. Wir hatten schon von Deutschland aus angefragt, ob man für uns Bier kaltstellen könnte (das Zimmer verfügt über einen Kühlschrank). Das hatte leider nicht so ganz hingehauen, es war Bier im Kühlschrank (eine eher homöopathische Menge), der Kühlschrank lief, aber man hatte diesen anscheinend erst kurz vor Ankunft angeschaltet. Da wir uns in einem Land befinden, wo es immer wieder zu Unterbrechungen der Kühlkette kommt, haben wir uns für die Variante „Bier mit Eis entschieden“. Dies mag manchem Deutschen wie Frevel erscheinen, aber bei der Alternative „Bier mit 30 °C“ ist dies das kleinere Übel. Zum Abendessen versuchten wir das „Terrasse International Restaurant“. Kaum Gäste, gelangweiltes, nicht sehr motiviertes Personal, Essen ganz OK aber nichts tolles.
Den Weihnachtsfeiertag nutzten wir, um die Insel zu umrunden. Das sind gerade mal 65 Kilometer. Unterwegs gibt es einige Dinge, die man sich ansehen kann. Erster Stopp waren die Stations of the cross. Vor 22 Jahren bin ich da bereits hoch geklettert, damals waren die Figuren noch weiß und es gab wesentlich weniger Bewuchs. Wieder unten angekommen entdeckte uns eine philippinische Ausflugsgruppe und nötigte uns zum Gruppenfoto, was in den nächsten Wochen noch sehr häufig vorkommen sollte. Nächste Stationen: Ein paar alte Ruinen und der „Sunken Cemetary“, wobei bei Letzterem eigentlich nur ein Kreuz im Wasser steht, den Friedhof muss man sich dazu denken. Da am 25.12. viele Restaurants geschlossen hatten und wir nicht so weit laufen wollten, gingen wir zum Abendessen ins „Puesta del Sol“, was sich als einer der traurigsten Restaurantbesuche in 5 Wochen herausstellen sollte. Viele Gerichte waren nicht zu haben, die einzige, diensthabende Dame war über unser Erscheinen nicht gerade glücklich. Das Essen miserabel, dafür aber entsprechend teuer. Wird als Erfahrung verbucht und gut.
Camiguin – Agusan Marsh
Wir starteten früh, um die Fähre nach Balingoan auf Mindanao zu nehmen. Die von uns ausgesuchte hatte keinen Platz mehr für Motorräder, so mussten wir noch etwas warten. Es gab schon eine längere Schlange am Ticketoffice. Eine Langnase kam zurück vom Office. Ich fragte ihn, wie das Prozedere geht, da wir Motorräder mit haben. Er meinte, dann bräuchten wir nicht in der Schlange zu warten, ich solle mit ihm kommen. Ich folgte ihm zur Rückseite des Ticketschalters. Er klopfte und meinte zu der Angestellten: “Two more motorcycles“. Sie drehte sich um und nahm wortlos die Registrierungen und unsere Ausweise entgegen. Nach zehn Minuten hatte ich die Tickets in der Hand und konnte direkt die weiteren Formalitäten in Angriff nehmen. Die Schlange ist in der Zeit nur unwesentlich kürzer geworden. Jetzt verstanden wir auch langsam das System. Fahrzeuge werden grundsätzlich vorgezogen, der Fahrer gehört fest zum Fahrzeug, daher ist Schlange stehen nicht erforderlich.
Die Fähre verließ Camiguin wie geplant. Aufgrund der Verzögerung reduzierten wir die geplante Strecke und entschieden uns, anstatt bis Bunawan nur nach San Francisco zu fahren. Was sofort auffiel war die große Zahl an PNP und Army Checkpoints. Polizeicheckpoints gibt es ja im ganzen Land, häufig sind aber keine Polizisten vor Ort. Dies war hier anders. Fast alle Checkpoints waren stark besetzt. Wir wurden an den meisten Kontrollpunkten freundlich durchgewinkt.
Ab dem Abzweig südlich von Butuan Richtung Süden war die Strecke nach San Francisco sehr schön. Hügelig, reichlich Kurven, Teilbereiche auch 4-spurig ausgebaut. Der Verkehr hielt sich in Grenzen.
In San Francisco wählten wir das „Novo Hotel“, eine einfache Unterkunft, DZ mit Klimanalage und Bad 950,-- Peso. Für eine Nacht OK. Unsere Suche nach einem angenehmen Plätzchen, wo man das abendliche Bierchen trinken kann, war erfolglos, so suchten wir den nächsten 24hour-shop auf, kauften ein paar Flaschen San Mig und verlegten das Feierabendbier aufs Hotelzimmer.
Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem kurzen Frühstück im Bakeshop auf die Suche nach einem Honda-Händler, da die Batterie von meinem Motorrad verstorben war. Zufälligerweise gab es einen größeren Honda-Shop in der Nähe unseres Hotels. Für gerade mal 800 Peso erwarben wir eine passende Batterie, diese kam direkt mit Säurepack, das Teil war dann schnell eingebaut und wir konnten los.
Unsere Kontaktperson (Marites Babanto) für den Besuch im Agusan Marsh hatten wir schon am Tag zuvor über unsere Ankunft in Bunawan informiert.
Zum Agusan Marsh:
Der Agusan Marsh ist ein riesiges Feuchtgebiet im Osten Mindanaos. Das Gebiet ist Winterquartier für hunderttausende Zugvögel aus dem Norden (z.B. aus Sibirien), dazu gibt es zwei Krokidilarten, das mittlerweile extrem seltene Philippinenkrokodil und das Leistenkrokodil. Von der zweiten Art wurde vor zehn Jahren das längste, jemals gefangene Krokodil eingefangen (über 6,50 m), nachdem es einen Fischer und ein Schulmädchen getötet hatte. Im Sumpfgebiet gibt es verschiedene Seen. Auf zweien davon gibt es kleine, schwimmende Dörfer. Im Dorf auf dem Lake Panlabuhan können Besucher übernachten, das war auch unserer Plan. Die Bewohner sind Manobo, eine indigene Minorität Mindanaos, wobei es in Mindanao viele verschiedene Gruppen Manobo gibt.
Das Office liegt ca. 4 KM nördlich von Bunawan, es ist am Highway ausgeschildert, ist also problemlos zu finden. Marites hatte bereits alles organisiert, das Boot war schon abfahrbereit. Schnell noch ein paar Papiere ausfüllen, umziehen, ein paar Kleinigkeiten einpacken, das restliche Gepäck und die Moppedklamotten im Office deponieren, die Motorräder parken. In der Zwischenzeit war Marites so nett, für uns noch einige Lebensmittel einzukaufen. Dann konnte es losgehen.
Die anderthalbstündige Fahrt führte im ersten Teil über verschiedene Flussarme des Deltas des Agusan Rivers, dann erreichten wir den See. Hier quälte sich das Boot durch einen undurchdringlich erscheinenden Teppich aus Muschelblumen und Wasserhyazinten (für die botanisch interessierten Leser: „Pistia stratiotes“ und „Eichhornia crassipes“). Für die dort lebenden Menschen ein Riesenproblem, nicht nur wegen der mühsamen Fortbewegung, auch der überlebenswichtige Fischfang wird stark behindert, da das Fischen mit Netzen nur noch bedingt bis gar nicht möglich ist.
Vor der Ankunft im Dorf wurden wir von Marites darauf hingewiesen, dass zu unserer Ankunft ein Ritual vom Dorfchef abgehalten würde und wir mit dem Fotografieren warten sollen. Wir legten am Gemeindehaus an und warteten, bis alles fürs Ritual vorbereitet war. Wir wurden hereingerufen und nahmen vor einem kleinen Tisch Platz, an dem der Dorfchef saß und wo die, für das Ritual wichtigen Utensilien aufgereiht waren: Zwei Ein-Peso Münzen (welche wir beigesteuert hatten), zwei Eier, etwas Bier und etwas Schnaps. Der Dorfchef hielt einen längeren Monolog, in welchem er sich an die Ahnen wandte und an die Geister, die die Gegend bewohnen. Dies dient dazu, bei den Vorfahren um Erlaubnis zu bitten, dass die Fremden, also wir, das Dorf betreten können, sowie die Geister mit Opfergaben zufrieden zu stellen, sodass den Besuchern nichts zustößt.
Nach dem Ritual konnten wir uns umsehen. Wir verbrachten den Nachmittag zusammen mit Marites, dem Dorfchef und unserem Bootsmann bei ein paar Flaschen warmen Bier mit Pulutan aus sehr schmackhaft zubereitetem Tilapia. Man beantwortete geduldig unsere Fragen zum Leben im Sumpf, zur Kultur der Manobo. Nachmittags schipperte uns unser Bootsmann noch für ein Stündchen über den See. Zum Abendessen gab es wieder Tilapia mit Reis.
Später am Abend fand eine Dorfversammlung statt. Diese hatte nichts mit unserem Besuch zu tun. Diese Versammlungen werden regelmäßig abgehalten, es werden in der Gemeinschaft verschiedenen Themen, die das Leben im schwimmenden Dorf betreffen, erörtert. Heute war das Thema die Problematik der sich rasant vermehrenden Schwimmpflanzen, also das Zuwuchern der offenen Wasserflächen. Man sucht nach Lösungen mit dem Problem umzugehen. Für uns eine sehr interessante Angelegenheit, das Geschehen und die zeitweilig sehr lebhafte Diskussion von der Seite zu beobachten. Die Gesprächsleitung hatte der Dorfchef inne. Der Tag endet in einem solchen Dorf früh und beginnt auch früh. Das Frühstück war für mich als Nicht-Corned Beef Esser etwas schwierig. Am Vormittag wurden wir zurück zum Office gebracht.
Hier eine Zusammenfassung der Kosten und weitere Infos zum Besuch des Agusan Marsh:
Entrance fee: 300,-- Peso pro Person
Übernachtung: 200,-- Peso pro Person
Boot: 3500,-- Peso, bis zu 5 Passagiere
Tourguide: 250,-- Peso
Ritual: 400,–
Kontaktperson: Marites Babanto, Tel. 0063 94 63 37 41 15
Vorab sollte man ein paar Lebensmittel einkaufen, also Reis, etwas Gemüse. Es gibt einen kleinen SariSari im Dorf, selbst kommt man dort aber nicht hin, da man ein Boot braucht. Wir haben jemanden eine Flasche Tanduay kaufen lassen, teurer als in der Stadt, aber ist ja für einen guten Zweck.
Ein Besuch im Agusan Marsh ist nicht geeignet für Menschen, die zwingend ein Komfortbett und eine Klimaanlage benötigen. Übernachtet wird im ersten Stock des Gemeindehauses. Dies ist für jeden zugänglich, man hat kein eigenes Zimmer. Das Gebäude ist an den Seiten offen, man hat Matratze und Kissen sowie ein Moskitonetz. Die Toilette ist nicht so leicht erreichbar. Ein geschätzt 25 cm breites, durchgebogenes Brett, welches dazu noch schief im Wasser hängt, führt dorthin. Man war so freundlich, für uns ein nicht benötigtes Boot hinzulegen, damit wir unbeschadet zur Toilette gelangen konnten. Nachts im dunkeln dorthin zu müssen, würde sehr wahrscheinlich in einem Unfall enden. Vorsorge ist also angesagt. Was uns extrem auffiel war die Ruhe. Ich war selten an einem Ort auf den Philippinen, an dem es so ruhig ist. Zumindest tagsüber. Nachts sorgen die Frösche für eine entsprechende Geräuschkulisse.
Agusan Marsh – Bislig
Nach der Zeit im Sumpf wollten wir zur Küste, unser Ziel war Bislig am Pazifik. Nach den ersten Kilometern gab es wegen eines platten Reifens eine Zwangspause. Im nächsten „Vulcanizing Shop“, wurde uns schnell geholfen. Der Vulcanizer hielt sich nicht lange mit dem Abmontieren des Hinterrads auf. Er beförderte das Motorrad auf einen Holzklotz damit das Hinterrad frei war, quälte den Mantel von der Felge und machte sich auf die Lochsuche. Auch das ging zügig, alles sauber gemacht, angeraut, Flicken drauf, Mantel aufgezogen, Luft drauf und fertig. Das Ganze dauerte vielleicht eine viertel Stunde und kostete 40 Peso und hat die nächsten 3000 KM gehalten. So konnte es nach kurzer Wartezeit weitergehen. Nach ca. 70 KM über eine kurvige und hügelige Straße erreichten wir Bislig. Bislig ist in zwei Stadtteile aufgeteilt, Poblacion und Mangagoy. In Poblacion ist die Verwaltung, ein Markt, in der Nähe ist der Boulevard. Hier steht der übliche Schriftzug mit dem Stadtnamen und verschiedenes kitschiges Beiwerk. Der Bislig-Schriftzug ist bei Filipinos ein gerne genutzter Selfie-Hintergrund. Auch wir wurden wieder einmal zur Fotosession genötigt.
Mangagoy ist ein quirliger, lebhafter Stadtteil mit Geschäften, Markt, Restaurants usw. Als Unterkunft wählten wir die GLC Suites im Stadtteil Poblacion. 2000,-- Peso fürs Doppelzimmer mit Bad und Klimaanlage. Eigentlich etwas zu viel für das Gebotene. Die Beschäftigte an der Rezeption empfing uns mit einem zahnlosen Lächeln und etwas gequält wirkender Freundlichkeit.
Restaurants gibt es im Stadtteil Poblacion nicht. Wer Restaurants und Geschäfte in der Nachbarschaft haben möchte, wohnt besser in Mangagoy. Abendessen und Feierabendbier nahmen wir an einer der BBQ-Buden gegenüber vom Boulevard zu uns. Hier herrscht abends reges Treiben, viele Filipinos kommen her um ihr fertig gegrilltes Abendessen einzukaufen.
In Bislig legten wir einen Tag Fahrpause ein. Wir besuchten den 15 Km westlich von Bislig gelegenen Tinuy-an Wasserfall. Dieser gehören mit 95 Metern Breite zu den breitesten Wasserfällen der Philippinen. Über 4 Stufen fällt das Wasser 55 m tief. Der Ort ist ein gutes Beispiel, dass bei ausreichend Willen auch auf den Philippinen solch ein Ausflugsort gut gemanagt kann. Es ist ein geringer Eintritt zu zahlen, alles ist sauber, am Eingangsbereich kann man Schließfächer mieten. Rauchen ist überall strikt verboten. Das mag jeder für sich beurteilen, für mich als Nichtraucher kein Problem. Vor den Wasserfällen halten sich Mitarbeiter auf, die aufpassen, das nichts passiert. Wer ein Floß benutzen möchte, muss eine Schwimmweste tragen. Da viele Filipinos nicht gut schwimmen können, ist diese Maßnahme vermutlich sinnvoll. Der Ort war sehr gut besucht, es war Sonntag und sowieso Ferienzeit. Leider war der Fußweg zur oberen Stufe des Wasserfalls auf Grund von Reparaturarbeiten versperrt.
Auf dem Rückweg statteten wir dem von einem Schweizer geführten Restaurant „Ocean View Park“ einen Besuch ab. Nach 275 Stufen (die Formel für Treppenbau ist hier nicht jedem Bauhandwerker bekannt) gelangten wir zum Restaurant und wurden mit einem schönen Ausblick über den Pazifik belohnt. Das Essen war leider weniger Belohnung. Obwohl im Netz und auch im Reiseführer gelobt, waren wir nicht so recht überzeugt. Fried Beef and Vegetables mit Oyster Sauce schmeckte weniger nach Oyster Sauce sondern eher nach deutscher Tütenbratensauce. Dann abends doch lieber BBQ. Für Puppenfans gibt es ein „International Doll House“, dort gibt es neben ein paar Modellautos eine erstaunlich große Sammlung von Barbie Puppen. Wir sind zwar keine Barbie-Fans, aber da wir schon einmal da waren, warfen wir einen Blick hinein.
Am Nachmittag bekam mein Kumpel seine erste Verwarnung der Polizei fürs Rauchen in der Öffentlichkeit. Wir saßen vor einem Bakeshop im Stadtteil Mangagoy und gönnten uns einen Snack und einen Kaffee. Der Raucher braucht dann einen Zigarette zum Kaffee. Ein, zwei Züge, schon ertönte vom Polizeiauto gegenüber kurz die Sirene, ein Polizist streckte seine Hand aus dem Fenster und machte eine unmissverständliche Handbewegung, dass das Rauchen hier nicht erlaubt sei. Somit war das auch geklärt.
Auch den zweiten Abend verbrachten wir beim Boulevard beim BBQ. Die Wege in Bislig sind recht lang, es gibt aber ausreichend Tricycle und keinerlei Diskussion bzgl. der Preise. Was das betrifft, war ganz Mindanao sowieso eine sehr angenehme Insel.