Es musste also ob des Zustandes ein Ersatz gefunden werden. Parameter waren schnell klar: Apple Car Play, mindestens 7 Sitze, ein Motor der den Namen verdient und ein Preis „im finanziellen Rahmen“, welcher Art der auch immer war. Jedenfalls nicht die >4 Millionen, die Mercedes für einen Van wollte. Ich wollte erst gebraucht kaufen, weil Neukauf Kapitalvernichtung ist und so schöne Leasing-Angebote wie in Deutschland gibt es hier leider nicht. In Deutschland hatte ich schon eine ganze Weile nur noch Leasing-Fahrzeuge, im anderen Ausland eine Dauermiete. Beim Preisvergleich auf den Philippinen fiel auf, dass gebrauchte fast zum Neupreis gehandelt werden und der Zustand … naja. Autos werden sehr oft gewaschen. Der Rest erinnert an die juvenile Hobbytuner-Szene der 90er in Deutschland (müsst ihr mal drauf achten, die Karren riechen auch nach Wunderbaum!!!). Kleiner Motor, grosse Auspuffblende. Scheibentönung 100%, aber die Scheibenwischer hat noch nie jemand gewechselt. Gold gesprayte Felgen mit Reifen, die Profil nur noch aus den Erzählungen der Altvorderen kennen. Weil ich selbst oft genug so oder ähnlich rumgefahren bin weiss ich, was ich nicht will.
Die Frau sah einen Fortuner der ihr gefiel, der wurde beguckt und danach entschieden dass wir bei Toyota nix kaufen. Man musste fast dankbar sein, dass das Personal sich herabliess, mit uns zu sprechen.
Dazu ein kleiner Einschub: die Filipinos mögen ja aus unerfindlichen Gründen Pick-Ups, die meistens the worst of all worlds sind. Unpraktisch, fahren furchtbar auf der Strasse (wo sie in 99,5% der Fälle bewegt werden), unbequem, teuer. Und die Kisten vom Schlage eines Fortuner, Montero, Terra sind im Wesentlichen nix anderes als Pickups (Leiterrahmen, blattgefederte Starrachse) mit anderem Aufbau. Pferdekutschen mit einem Motor und einem modernen Kasten. Wem es taugt… Die Frau erfuhr es (im Wortsinne) beim Bewegen eines Montero Sport. Zitat: „der fährt total komisch, den will ich nicht“.
Die Probefahrt-Kultur ist auch spannend, in Deutschland gibt’s die Kiste schon mal für mehrere Stunden oder einen Tag während in den Philippinen eine erweiterte Runde um den Block meist reichen muss.
Zurück zum Kauf: wir schauten uns andere in der Preis-Region an, aber so richtig überzeugend war nix. Ich wollte dann noch mal bei Kia vorbeischauen, mein Sportage in Deutschland war die Ausgeburt an Zuverlässigkeit obwohl ich die Kiste echt nicht verwöhnt habe (regelmässige Wartung, Ölwechsel und alles klar, aber die Karre musste einerseits durch unwegsames Geläuf und andererseits mit 200 über die Bahn). Kia hat als Siebensitzer den Sorento der als 4x4 grad nicht da war, und dann noch den Carnival. Auf den war ich ja ein bisschen neugierig, der wird in Deutschland gar nicht mehr verkauft. Die Probefahrt war dann auch überzeugend - komfortabel und leise und den Diesel kannte ich noch aus dem Sportage: 2,2l mit 198PS und 440Nm. Damit kann ich arbeiten. Sie hatten ihn in Weiss grad nicht da, haben uns aber noch in die andere Niederlassung gefahren, damit wir „Pantera Metal“ in echt sehen können. Ich hätte die Farbe allein des Namens wegen gekauft!!!
Es folgte ein Interludium mit Wohnungsauflösung in Deutschland, Rückreise, 10 Tage Hotelquarantäne, (erwähnte ich, dass wir uns auf den Philippinen immer noch mitten in der Pandemie mit wechselnden CQs befinden?)
Es wurde schlussendlich der Carnival ausgewählt, und dann die Modalitäten ausgehandelt: 15% Anzahlung, 3,99%p.a Zinsen, 36 Monate. Dazu musste der Herr Porener noch schnell ein Konto bei der BDO eröffnen, was erstaunlich einfach ging angesichts der Absenz jeglicher philippinischer Dokumente. Vor allem konnte ich kein ACR nachweisen, denn das war damals pandemiebedingt keine Pflicht und wurde demzufolge auch bei sechsmonatiger Verlängerung nicht ausgestellt. Hab ich deswegen bis heute nicht - danach war ich entweder keine 6 Monate am Stück oder als Balikbayan auf den Philippinen.
Zurück zur Finanzierung: der Händler leitete alles in die Wege, es gab die Zusage - und dann wurde es kompliziert, denn plötzlich wollte die Bank den Deal. Die gleichen, die im Hintergrund auch die Händlerfinanzierung abgewickelt hätten, wollten plötzlich das Consumer-Business - aber mit wesentlich schlechteren Modalitäten. Das hat einen Monat gedauert, bis die Zahlen dann gleich waren und es losgehen konnte. Dann gab’s auch wieder weisse Wagen.
Nach einer Woche dann die Übergabe, Temporary Plates an der Kiste und irgendwas unterschrieben dass ich nicht ausserhalb des Zulassungsbezirks fahre (ich war auf diesem Schrieb „Chinese National“ mit irgendeiner Adresse, aber das Schreiben existierte sowieso nur weil es eine Vorschrift gab, dass es existieren musste).
Und die Fuhre bringt uns jetzt überall hin. Überraschend für Aussenstehende sind immer noch die elektrischen Schiebetüren („Matic to!!!“), die Beschleunigung, und der Verbrauch wenn man mal nicht im Stau steht. Nach 3 Jahren ausser turnusmässiger Wartung und einem platten Reifen dank eines aus der Gegend herausstehenden Flachstahls keine weiteren Reparaturen. Statt sieben Sitzen sind es 11, wobei die letzte Reihe eher Behelfssitze und nicht für das Format „mittelalter deutscher Expat“ gedacht sind und deswegen meist eingeklappt bleibt. Wir haben die aber schon mehrmals gebraucht, und die 7 Sitze sind öfter voll belegt.
Kostenlos zum Auto gab es: Window Tint mit 3M Folie, Fussmatten, ein Jahr Versicherung, Registration (verpflichtend durch den Händler bei Neuzulassung), und eine Erstinspektion weil die eigentlich versprochene Dashcam grad - Sorry Ser - Out Of Stock war.