Little Manila in Kuala Lumpur

Meine Frau und ich sind seit knapp vier Wochen in Malaysia unterwegs und sind mittlerweile in Kuala Lumpur. Wir saßen beim Essen in Little India an der Straße und des Öfteren kamen jüngere und ältere Mädels vorbei, wo wir dachten, diese wären vermutlich Filipinas. Uns ist bekannt, dass es in Malaysia eine Filipino Community gibt, wo und in welcher Zahl wussten wir nicht, außer dass viele in Sabah leben. Also kurz in Google etwas recherchiert. Es sollen ungefähr 325.000 Filipinos in Malaysia leben, ein Teil legal als OFW oder mit sonstigem legalen Status, viele sind aber auch illegal im Land.

Nach etwas Recherche stieß ich auf den Namen eines älteren Shopping Centers am Rande der Chinatown: der Kota Raya Complex. Ich sah mir ein paar Bilder des Centers an und da war mir klar, das mir das Gebäude eigentlich schon lange bekannt ist. Ich kenne Kuala Lumpur eigentlich ganz gut, aber dass sich die Filipino Community in diesem Center am Sonntag trifft, war mir bislang nicht bekannt. Im Internet fand ich einen Artikel im Star, einer malaysischen Zeitung, der sich mit diesem Filipino-Treffpunkt befasst. Wer mag kann hier nachlesen.

Wir beschlossen also, nach einem Bummel durch die Chinatown, dem Kota Raya Complex einen Besuch abzustatten. Schon vor dem Eingang hörten wir mehr Tagalog als sonst irgendeine Sprache. Nach dem Betreten des Gebäudes befanden wir uns direkt in einer Umgebung, die in irgendeiner philippinischen Stadt hätte sein können. Alles erinnert an die Shopping Center, die es früher auf den Philippinen gab, mit kleinen Läden für Elektronik, Ukay Ukay (Second Hand Kleidung), Eateries, Beauty Parlours oder Karaoke Buden. Nichts hatte irgendeine Ähnlichkeit mit der modernen Shopping-Center Welt. Wir bummelten durch die Gänge, wir hörten Tagalog, Cebuano und sonstige Dialekte. Das Angebot ist durchweg philippinisch. Man findet alles, von Chicharon über Mami Nudeln bis zu Balud. Besonders belagert waren die Läden, an denen man Zahlungen ins Ausland vornehmen kann.
Als wir an einer Bude vorbei kamen, aus der mit Inbrunst vorgetragener Karaokegesang dröhnte, konnte mein Frau nicht anders, da musste sie rein. Also gönnten wir uns eine Pause und wie sollte es anders sein, es dauerte nicht lange, bis sie das Mikrofon in der Hand hatte. Die Einladung zu einem Bucket Gin-mit-irgendwas schlugen wir dann doch aus, es war gerade mal 10:00 morgens.

Der Besuch war für uns durchaus interessant, hinterließ aber auch einen schalen Beigeschmack. Nicht wenige der Frauen, die wir sahen, machten einen sehr „verlebten“ Eindruck, da half auch der Besuch im Beauty Parlour nicht mehr. Die Arbeitsorte liegen vermutlich nicht in irgendeinem Haushalt sondern anderswo. Viele arbeiten als Domestic Helper für kleines Geld, in der Regel ist nur Sonntags frei. Also sucht man einen Tag Ablenkung unter Landsleuten. Oder vielleicht eher Leidensgenossen?

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@Wumk Interessanter Beitrag und gute Bilder. Danke!!!

Danke für den Bericht.
Erinnert mich ein wenig an das Lucky Plaza in Singapore.

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Ich vermute dass man überall, wo es eine größere Filipino Community gibt, ähnliche Orte findet. Lucky Plaza in Singapore kenne ich persönlich nicht. In Penang war ein solcher Treffpunkt vor vielen Jahren mal am Komtar, keine Ahnung ob das noch so ist.

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Ich schon, habe ja da gelebt. Da konnte man die „normalen“ Pinays treffen, wenn man das denn wollte. Also nicht die in den „Sportbars“ oder „Health Clubs“… Da ist die komplette Infrastruktur am Start, samt Bank etc.

In Hong Kong ist der Treffpunkt im Schatten unter dem HSBC HQ. Da habe ich mit meiner Frau mal Bekannte aus der Provinz getroffen.

Den „Kota Raya Kompleks“ kenne ich auch recht gut. Habe vor ein paar Jahren mal ein paar Tage im Hotel „Pacific Express Chinatown“ übernachtet (nächstes Haus links - nichts Besonderes, aber günstig und die Lage ist gut). Kota Raya ist jeden Tag voll mit Filipinas, aber es wirkte alles etwas schmuddelig. :grinning: