Klimawandel auf den Philippinen: Überflutung, Hunger, Flucht - ZDF Reportage

Warum Teile der Philippinen im Meer versinken

Städte sacken ab, Menschen stehen knietief im Wasser und verlieren ihre Lebensgrundlage. Für Tausende Filipinos ist das heute schon Alltag. Die Gründe dafür sind vielfältig.

Maria Landa Tamayo steht in ihrer Küche und bis über die Knie im Wasser. Ihr Haus ist mittlerweile nicht nur in der Regenzeit überflutet, sondern eigentlich immer. Morgens, mit der Flut, kommt das Wasser. Doch es verschwindet nicht mehr wie früher bei Ebbe. Die grau-braune Masse durchtränkt und verdreckt alles: Wäsche, Betten, Vorräte. Sie lebt auf der Insel Pugad, etwa 50 Kilometer von der philippinischen Hauptstadt Manila entfernt.
Folgen des Klimawandels besonders heftig

Die Philippinen leiden heute schon enorm unter den Folgen der [Erderwärmung]und des steigenden Meeresspiegels. Der südostasiatische Staat besteht aus mehr als 7.600 Inseln. Eine davon ist Pugad. Sie droht bereits im Ozean zu versinken. Roel Santos, den unser Team ein paar Straßen weiter trifft, ist 40 Jahre alt und erinnert sich gut, dass er als Kind auf der Insel noch durch die Straßen gerannt ist, um zu spielen. Damals gab es solche heftigen Überflutungen nicht, erzählt er.

Schulbusse gibt es auf Pugad nicht. Die Kinder fahren jeden Tag mit Roel Santos Wassertaxi zum Unterricht. Klimawandel-Realität.

Planungsfehler der Behörden

Fragt man Politiker in der Region, etwa den Bürgermeister der Nachbarinsel Pamarawan, ist die Ursache für die Überflutungen klar. „Das Hochwasser kommt vom Klimawandel, den wir hier erleben“, sagt Cesar S. Bartolome. Jedes Jahr bauten sie ihre Häuser höher, aber das Wasser steige immer mehr.

Klimaforscher Angelo de la Cruz kritisiert dagegen, viele Politiker machten es sich zu leicht. Sie hinterfragten ihr eigenes Handeln nicht und unternähmen viel zu wenig. Es spielten sich mehrere Krisen gerade zur gleichen Zeit ab, die die verletzlichsten Menschen träfen.

Ein paar Kilometer weiter an der Küste, in Hagonoy, mussten sich auch die Rikscha-Fahrer den Bedingungen anpassen: Ihre Räder sind größer, die Sitze höher. So kommen ihre Kunden trocken durch die Fluten - noch. In Hagonoy kommt alles zusammen: Klimawandel, Versagen beim Städtebau, Ausbeutung der Natur. Die Gemeinde grenzt an Manila und die Hauptstadt breitet sich aus, immer mehr Menschen ziehen hierher. Die Folgen des Baubooms: abgeholzte Mangroven-Wälder, verengte Flüsse, immer mehr Grundwasser, das entnommen wird. Problem: Der Boden sackt dadurch seit Jahren ab. Und der Meeresspiegel steigt noch rasanter - viel schneller als im weltweiten Durchschnitt.

Landgewinnung im Meer führt zu Pegelanstieg

Sogar im Meer wird Land gewonnen. Manilas neuer Flughafen entsteht dort, wo viele Fischer bis vor kurzem ihre Fanggründe hatten. „Viele Leute sagen, dass die Gegend rund um den neuen Flughafen in den nächsten Jahren viel davon profitieren wird, dass die Leute dort wohlhabend sein werden. Aber ich sehe den Flughafen auch als einen der Gründe, warum das Wasser bei uns viel höher steht als früher“, sagt der Bootsmann Ferdinand dela Cruz.

Denn durch die Landgewinnung hat das Meer immer weniger Platz, sich auszubreiten. Den immer höheren Fluten sind die Menschen rund um Manila hilflos ausgesetzt. Das Gefühl, von den Behörden im Stich gelassen zu werden, ist allgegenwärtig. Hier erleben sie heute schon, wie ihre Existenz im Meer zu versinken droht - und welchen Gefahren sie in den kommenden Jahren ausgesetzt sein werden.

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