Mitten in der lebendigen Stadt Cagayan de Oro, auf der linken Seite des Cagayan-Flusses, liegt ein kleines Paradies, das wie aus einer anderen Welt wirkt: der SAJ EPRT Conservation Park im Barangay Bonbon. Hier erstreckt sich ein beeindruckender Nipa-Wald, der nicht nur ein wichtiges Ökosystem darstellt, sondern auch das Zuhause einer einzigartigen Siedlung ist. Stelzenhäuser, die durch Bambusstege über dem Wasser miteinander verbunden sind, prägen das Bild dieser Gemeinschaft. Der Park selbst liegt eingebettet zwischen der Küste und dem Fluss, der etwa 250 Meter parallel zum Meer verläuft, bevor er in den Cagayan-Fluss mündet.
Die Anreise zu dieser kleinen Siedlung ist fast ausschließlich auf dem Wasserweg möglich. Viele der Bewohner besitzen ein eigenes baroto, ein kleines Paddelauslegerboot, oder nutzen die Dienste eines Fährmanns, der für nur 20 Pesos übersetzt. Auch wir ließen uns von einem Fährmann über den Fluss bringen. Zunächst paddelten wir gemächlich bis zur Mündung des Cagayan-Flusses und genossen den Ausblick auf die umliegende Natur, bevor wir am Bambussteg der Siedlung anlegten.
Die Siedlung wird von Familien bewohnt, die hauptsächlich vom Fischfang oder der Herstellung von Nipa-Schindeln leben. Diese Schindeln werden aus den Blättern der Nipa-Palme gefertigt und dienen als Dachmaterial für einfache Behausungen. Schon bei unserer Ankunft wurden wir freundlich, aber mit einem Augenzwinkern darauf hingewiesen, dass wir keinen Sack Reis als Geschenk mitgebracht hatten – eine gängige Geste des Respekts für die Gemeinschaft. Trotz dieses kleinen Fauxpas begegneten uns die Menschen herzlich und offen.
Besonders beeindruckend war es, die Menschen in ihrem Alltag zu erleben. Wir trafen Frauen, Jugendliche und Kinder, die sich vor einem kleinen Laden am Steg vergnügten. Ein Ehepaar zeigte uns geduldig, wie die Schindeln aus den Nipa-Blättern hergestellt werden – eine Arbeit, die viel Geschick und Ausdauer erfordert. In der Ferne konnten wir einen Nipa-Harvester bei seiner Arbeit beobachten, während einige Kinder unbeschwert im Fluss badeten.
Die Bambusstege, die zu den entlegeneren Häusern führten, waren eine Herausforderung für mich. Die schmalen, aus zusammengebundenen Bambusstangen bestehenden Wege boten kein Geländer, und meine Fitness lässt solche Abenteuer nicht mehr so leicht zu. Dennoch war es eine beeindruckende Erfahrung, diese einzigartige Bauweise und die Verbindung der Gemeinschaft über diese Stege zu sehen.
Die Bewohner erzählten uns auch von den Herausforderungen, die das Leben in dieser Umgebung mit sich bringt. Obwohl die Siedlung über Strom verfügt, fehlt fließendes Wasser. Besonders schwierig wird es, wenn der Fluss Hochwasser führt. Dann müssen die Familien in die Barangay-Halle und den überdachten Hof flüchten. Nach dem Rückzug des Wassers finden sie ihre Häuser oft voller Schlamm vor – ein Zustand, der selbst mit den geplanten Hochwasserschutzdämmen bestehen bleibt, da die Siedlung innerhalb des Schutzgebiets liegt.
Trotz der Widrigkeiten spürten wir hier eine besondere Ruhe und eine enge Verbindung der Menschen zu ihrer Umgebung. Der Vormittag im SAJ EPRT Conservation Park war ein unvergessliches Erlebnis. Mitten in der Stadt fanden wir eine kleine, natürliche Welt, die uns durch ihre Einfachheit und die Herzlichkeit ihrer Bewohner tief beeindruckte.
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