Iglesia ni Cristo auf den Philippinen

Wie an anderer Stelle schon geschrieben, spielen religiöse und politische Überzeugungen in der Loge für gewöhnlich keine Rolle. Weshalb ich von einme Bruder zumeist weder dessen Religion (so er einer offiziellen Kirche angehört) oder parteipolitische Zugehörigkeit bzw. Präferenz kenne.

Das bedeutet nicht, dass die Loge den einzelnen nicht indirekt ermuntert, sich religiös oder auch politisch zu engagieren - eben ein möglichst aktives Mitglied der Gesellschaft zu sein, in der er lebt. Im Gegenteil. Nur möchte man eben „Streitgespräche“ über Religion und Politik aus der Loge heraushalten. Aber wie gesagt, nicht etwa weil man gegen einen offenen politischen Diskurs wäre, durch den sich demokratische Staaten und offene Gesellschaften ja gerade auszeichnen, sondern weil man die Loge nicht für den geeigneten Ort dafür hält, da die Freimaurer ja gerade das Ziel haben „Freundschaft zwischen Menschen zu stiften, die sich ansonsten beständig fremd geblieben wären“ wie es in den sog. „Alten Pflichten“ aus dem 18. Jahrhundert heißt.

Zudem kommt es auch ein Stück weit darauf an, wie man „politisch“ definiert. In den amerikanischen aber auch in den philippinischen Logen, gibt es z.B. - undgeachtet des Ideals einer „Weltbruderkette“ - einen durchaus ausgeprägten Patriotismus und am „Rizal day“ legen die philippinischen Freimaurer an dessen Denkmal im Rizal Park in Manila Blumen nieder. Zu der Veranstaltung kommen regelmäßig mehrere hundert Brüder.
Das mag aber natürlich auch daran liegen, dass Rizal eben nicht nur Nationalheld sondern auch ein berühmter Freimaurer war. In Amerika ist das ja mit Washington (und zahlreichen anderen Gründervätern der USA) ähnlich.
In Deutschland wäre es zumindest ungewöhnlich - aber sicherlich zulässig, wenn eine Loge am „Tag der Deutschen Einheit“, als unserem Nationalfeiertag, einen Festakt veranstalten würde. Allerdings wurde z.B. die Paulskirche in Frankfurt, die ja für die deutsche Geschichte eine durchaus bedeutsame Rolle spielt auch von den Freimaurern schon des öfteren benutzt. Umgekehrt steht die Paulskirche im Grunde jedem offen und wird z.B. auch für Preisverleihungen, regelmäßig genutzt.

In Deutschland ist es zudem durchaus üblich und auch erlaubt bei Clubabenden oder Gästeabenden - ähnlich wie dies die Rotarier oder die Lions Clubs auch tun - über allgemein, im weitesten Sinne „gesellschaftspolitische“ Themen zu sprechen und zu diskutieren. Ich habe beispielsweise einmal in einer Frankfurter Loge, deren Logenhaus im Bahnhofsviertel liegt - u.a. dem Frankfurter Drogen-Hot-Spot - einen Vortrag über Drogenpolitik gehalten. In vielen anderen Ländern wäre so etwas in der Loge unüblich, was aber auch an der Organisationsform bzw. dem maurerischen Terminkalender liegt.
Es gibt Länder, da trifft man sich nur zum freimaurerischen Ritual einmal im Monat oder mit noch größeren Abständen, während man sich in Deutschland aber auch auf den Philippinen i.d.R. einmal pro Woche zu einem „fellowship“ Abend trifft aber nur einmal im Monat ein formelles/rituelles „stated meeting“ abhält.

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@Andy

Ich habe jetzt mal bei einem mir gut bekannten (katholischen) Bruder auf den Philippinen nachgefragt.
Er hält es für möglich, das INC Anhänger Freimaurer sind, es scheint aber (wie Religionszugehörigkeit insgesamt in der Loge) kein Thema zu sein.

Die ganz überwiegende Zahl der philippinischen Freimaurer sind - entsprechend dem Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung - Kritik der Kurie an der Freimaurerei hin oder her - katholischen Glaubens. Von einer offiziellen „policy“ der INC gegenüber den Freimaurern sei indes nichts bekannt.

Der guten Ordnung halber handelt es sich hierbei um eine nicht repräsentative individuelle Einschätzung, die sich jedoch auf die persönliche Erfahrung eines langjährigen Freimaurers auf den Philippinen stützt.

Ergänzung von mir: Laut PSA und allgemeinen Schätzungen beträgt der Anteil der INC Anhänger auf den Philippine ca. 3 Prozent der Bevölkerung. Die vergleichsweise hohe Präsenz der ikonischen INC Kirchen vermittelt da leicht einen falschen Eindruck.

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Danke für den Bericht!

Ich sehe die Beiträge immer als individuelle Einschätzung es sei denn man verlinkt etwas oder benennt Quellen.

Interressant nur etwa 3% der Bevölkerung sind bei den INC!

Dachte es wäre mehr, weil deren Gebäude gefühlt überall zurück zu finden sind.
Da sieht man mal wier. Viel Marketing verwirrt und kreiert eine Gefühlswelt / Scheinwelt.

Gut diesen Fakt zu kennen!

Ist es irgendwo belegt wie viele Politiker in welcher Glaubensrichtung in den Parlamenten sitzen.

Mich wundert wie oft INC sich zu Themen meldet und wie viel Gehör diese gefühlt bekommen bei Medien etc.

Wenn auch dort nur ca. 3% in den Gremien sitzen, macht die INC eins sehr gut. Das ist Marketing und Communication :grin:

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@Andy

Was die INC Zugehörigkeit betrifft ist die letzte „offizielle“ Quelle wohl der PSA Census von 2020, der noch von unter 3 Prozent ausgeht:

Ich würde vermuten, dass die Zahlen relativ korrekt sind, weil die INC eher ein Interesse daran hat ihre gesellschaftliche Bedeutung möglichst hoch erscheinen zu lassen.

Dass die INC sich mindestens so häufig, wahrscheinlich aber noch häufiger (vor allem aber noch vehementer) „politisch“ zu Wort meldet als die Katholische Kirche, ist auch mein Eindruck. - Und nur vorsichtshalber, damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ich gehöre weder der einen noch der anderen Kirche an und stehe diesen auch nicht nahe.

Was die Freimaurerei betrifft, so ist das halt ein „educated guess“ eines einzelnen Bruders aus Pampanga. Dessen Loge hat allerdings im vergangenen Jahr die „Annual Communication“ in Deutschland würde man sagen den „Großlogentag“ ausgerichtet, zu dem rund 5000 Freimaurer angereist sind (also etwa ein Viertel aller Freimsurer aus den gesamten Philippinen, von solchen Beteiligungszahlen können wir hier nur träumen). Spätestens zu solch einem Massenevent wäre es m.E. aufgefallen, wenn INC da irgend eine koordinierte Policy nach außen verfolgen würde.

Wie gesagt, ansonsten kann jeder Bruder in die Kirche gehen, die ihm gefällt (oder eben auch nicht in die Kirche gehen).

Zu Politikern und deren religiöser Orientierung habe ich nichts gefunden; dazu gibt es vermutlich - wie auch in Deutschland - keine offiziellen Zahlen, da dies insofern auch auf den Philippinen nicht Gegenstand statistischer Erhebungen ist. Vermutlich gibt es aber Zahlen, von wem auch immer recherchiert, da das Thema Religion auf den Philippinen eben noch einen deutlich höheren Stellenwert in der öffentlichen Wahrnehmung besitzt.

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Bei den Wahlen 2016 ging es bei der INC Wahlempfehlung für Duterte(eher ein Befehl der willig befolgt wurde) um 2 Millionen Stimmen.
Hinzu kamen dann noch die Stimmen von Apollo Quiboloys „Kirche“.
Daran kann man aber mal sehen wie leicht der einfache Pinoy von den unendlich vielen Kirchen
hier beeinflussbar ist.Man glaubt ganz einfach gerne was so alles gesagt wird…
Ein Christlicher Religionswissenschaftler hat mir mal erzählt,die Philippinen sind das Land mit den meisten verschiedenen christlich orientierten Kirchen.
Kopiert und übersetzt von Wikipedia:
"Die Iglesia ni Cristo ist für ihre Praxis der Blockwahl bei Wahlen bekannt. Der INC ist dafür bekannt, Anweisungen zur Stimmabgabe für bestimmte, von der Kirche unterstützte Kandidaten zu erteilen, unter dem Grundsatz des Gehorsams und des Eintretens für eine einheitliche Einheit. INC-Sprecher Edwil Zabala betonte die Bedeutung der Einheit seiner Mitglieder mit der Kirchenführung. Infolgedessen versuchen Kandidaten oft, die Unterstützung des INC zu erhalten.

Dem Meinungsforscher Mahar Mangahas zufolge gibt der INC seine Unterstützungsempfehlungen üblicherweise etwa eine Woche vor dem Wahltag bekannt, „wenn sich die Platzierungen der Kandidaten in den Umfragen stabilisiert haben“, und kommt zu dem Schluss, dass die Platzierung der Kandidaten in Meinungsumfragen ein Faktor dafür ist, wie der INC die Kandidaten auswählt, die er unterstützt. "

Auch interessant in diesem Zusammenhang:

https://www.fbi.gov/wanted/human-trafficking/apollo-carreon-quiboloy

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