Ja so ist es zum Teil immer noch. Es spricht sich rum und jeder kennt jemanden, der jemanden kennt, dessen Onkel einen Bruder hat, dessen Arbeitskollege gerade sein Traumgrundstück verkaufen möchte.
Title - die meisten haben keinen aktuellen, ganz ganz sauberen Titel. Viele angebotene Grundstücke haben noch einen Mothertitle, nur wenige haben zumindest schon ein SPA (special power of attorney) wo einem der Familie das Recht eingeräumt wurde, im Namen aller den Grundstücksverkauf voran zu treiben.
Es gibt auch etliche Grundstücke, die strittig sind - es gab mal eine wilde Zeit des Landgrabbings auf der Insel und aus dieser Zeit stammen noch einige „Cases“, selbst nach über 20 Jahren noch nicht vor Gericht geklärte Besitzansprüche.
Ein Teil des Landgrabbings wurde von Bediensteten des Finanzamtes oder der Behörden auf ganz fiese Art betrieben. Viele der älteren Farmer und Fischer kannten sich nicht so aus, wussten wohl, dass sie jährlich Steuern bezahlen müssen und übergaben diese Beträge dann ihrer „Vertrauensperson“, meisten aus dem Barangay und in einem Amt arbeitend.
Diese zahlten wohl die Steuern mit dem Geld, behielten aber die Bestätigungen um damit nach etlichen Jahren ein Verfahren anzustreben, dieses Grundstück übertragen zu bekommen, da sie ja die rechtlichen Eigentümer waren, sonst hätten sie ja nicht 10 oder mehr Jahre die Steuern dafür bezahlt.
Wohl wahr. Wir (bzw. meine Frau) haben 2 Grundstücke. Durch die Käufe haben wir so Einiges gelernt. Nach den Erfahrungen bei den Käufen käme zukünftig nur nch ein Grundstück mit komplett “sauberem” Titel in Frage, definitiv nichts Anderes. Unser Strandgrundstück hat einen sauberen Title gehabt, alle Steuern waren bezahlt, es gab keine Einträge beim Registry of Deeds. Wir würden auch nichts mit “Mother title” kaufen, wo man (theoretisch) einen Teil eines Grundstücks erwirbt, dieses aber noch nicht offiziell geteilt ist. Wir kennen da einige Negativ Beispiele.
Tag 1 unserer ersten Reise bestand aus der Anfahrt, inkl. RoRo, von der ich ja schon berichtet habe.
Zuerst trafen wir uns im Pitstop mit einer alten Schulkameradin von Maria, die für ein Maklerbüro in Iloilo arbeitet und die einzige wirkliche „Maklerin“ war, die wir während der gesamten Suche je zu Gesicht bekamen.
Ich schilderte ihr bei diesem Treffen, was wir eigentlich suchen und zeigte ihr auf Google Maps ein paar Gegenden und Strände, die momentan wohl nicht auf dem Markt sind, aber ich für interessant erachte. Dies sollte später dann zu dem Grundstück führen, welches wir gerade abprüfen lassen - aber dazu später mehr.
Danach fuhren wir nach Buena Vista und schauten uns das einzige Strandgrundstück an, welches wohl keinen Sunsetview hat, aber man direkt mit dem Eigentümer sich treffen konnte, der schon zuvor sehr professionell von den Vorzügen aber auch Haken dieses Grundstücks berichtet hatte, eine realistische Preisvorstellung hatte und auch so die Kommunikation mit ihm sehr gut lief, inkl. dem vorab gesendeten Scan des Titles.
4000 sqm - etwas groß - aber wir fuhren hin und schauten es uns an.
Marko war ein Filipino, der 25 Jahre in Kanada arbeitete und nun zurück auf die Insel gezogen ist, dort ein Geschäft aufbaut und um dies zu finanzieren, sich von ein paar Grundstücken trennt.
Das Grundstück war schon als kleine native Resort angelegt, hatte ein paar Häuschen, Dusche, Toilette, kleine Küche, etc. und eine Deepwell und Wasserturm.
Alles nicht wie wir es haben wollen, aber die Anlage war gepflegt und das Gespräch sehr angenehm - es hat uns gefallen, aber da nicht mit Sonnenuntergang wurde es auf unsere B-Liste gesetzt.
Von diesem ersten Termin angetan „freuten“ wir uns schon auf die weiteren Besichtigungen die kommenden Tage - wir wussten ja noch nicht, was da alles noch auf uns zukommen wird.
Du wirst in meinen Berichten die nächsten Tage noch sehen, das dies wirklich das günstigste Angebot war und was so alles für 3.000, 4.000, 5.000 und mehr Pesos so angeboten wird.
Warst Du beim ersten Treffen immer mit dabei oder war Maria erstmal alleine?
Als wir nach einem Grundstück gesucht hatten, war bei manchen Angeboten ganz klar erkennbar, dass ein Langnasenaufschlag eingerechnet war und manche der selbsterklärten “Broker” uns anscheinend für blöd hielten.
Ich war immer mit dabei - die Preise wurden oft schon im FB Post genannt.
Aber z.B. bei dem gerade gezeigten Grundstück, da bekam ich ein paar Tage später die Nachricht eines Brokers und er meinte er könne uns das Grundstück für nur 5.000 Pesos per square besorgen, da er den Eigentümer kennen würde.
Habe ihm gepfeffert zurück geschrieben und auf FB geblockt.
Ich fand es damals interessant, wo die ganzen “Broker” überhaupt her kamen. Wir hatten niemanden direkt kontaktiert. Facebook war noch uninteressant, Internet gab’s in der Provinz noch nicht. Das lief alles von selbst, die Buschtrommeln hatten anscheinend funktioniert. Die “Brokerin” die den Kontakt zur Verkäuferin hergestellt hatte, ließen wir dann außen vor, die Provision übernahm die Verkäuferin.
Am Tag 2 ging es erst einmal nach Tando in Nueva Valencia - diese Gegend war sowieso unser Hauptsuchgebiet.
936 sqm Beachlot wurden hier für stolze 4,5 Millionen Peso feilgeboten. Ok, richtiger Strand wurde versprochen, Sunsetview wurde versprochen, kann man sich ja mal anschauen und wenn es gefällt mal sehen, wieweit man sich im Preis einigen könnte.
Also wir dann ankamen wurden wir hinter ein paar Häusern nach vorne zum „Strand“ geführt. Ja direkt am Wasser, Seelinine teilweise mit Steinen eingefasst, rechts und links davon Mangrovenwälder - nicht das schlechteste, aber so insgesamt kam kein „Strandfeeling“ auf.
Mal wegen Titel, etc. gefragt - ja den gab es, aber halt einen uralten Mothertitle über das gesamte Grundstück, welches bis zur Barangayroad reicht, ca. 3.800 sqm groß ist und vom dortigen Clan mit diversen Häusern bebaut ist.
Es war 10:30 und die Karaokeboxen (!) der Nachbarn schon voll im Einsatz, ja wenigstens gut singen konnten sie.
Das angebotene Grundstück hatte von der Wasserlinie bei Ebbe bis zum ersten Haus eines Nachbarn ca. 25 Meter, die Shoreline war bei ca. 15 Metern davon und auch mit Mohons als Grundstücksgrenze markiert.
Das sah der (Teil-)Eigentümer natürlich ganz anders, denn so verringerte sich das wirkliche Grundstück auf ca. 350 bis 400 sqm.
Also Grundstück kein wirkliches Strandgrundstück, halb so groß wie angegeben, eingepfercht zwischen anderen Clanhäusern, die wohl nicht weichen werden, kein richtiger Title und damit noch anstehende Auseinandersetzungen im Clan, wer wohl welchen Anteil erhält, etc - so richtig lange haben wir uns da dann nicht mehr aufgehalten.
Also gleich mit dem nächsten „Agenten“ telefoniert, das wir es etwas früher zum Termin schaffen könnten - sie hatte auch gleich Zeit und so machten wir uns auf, nicht weit von Tando nach Lucmayan.
Das Grundstück hat um die 1.400 sqm, liegt direkt am Wasser, kein Beach, aber das wurde auch so kommuniziert und hat Sunsetview, das ganze für 2.800 Peso pro sqm.
Knappe 20 Minuten später waren wir vor Ort und konnten einen Blick auf das Grundstück werfen.
Ja die Halbinsel ragte ins Meer Richtung Sunset. Das angebotene Grundstück lag aber etwas auf der rechten Seite und der Blick aufs offne Meer wurde von dem Hauptarm der Halbinsel komplett verdeckt. Auch konnte man es nicht direkt mit dem Auto erreichen, sondern nur über einen Bombussteg, der quer über die Lagune zum Grundstück gebaut wurde - sehr sehr wackelig und nicht auf Dauer angelegt.
Auf meine Frage der Anbindung für ein Auto wurde erklärt, das man ja eine Zufahrtsstraße bauen könnte, das Wegerecht würde einem im Kaufvertrag zugesichert.
Und auf den nicht vorhandenen Sunsetview wurde entgegnet, das man ja auf den Zufahrtsweg der Hauptinsel gehen könnte oder zum vorgelagerten Restaurant und von dort aus wäre er großartig.
Ok - sie hatten einen abgesegneten Sub-Division-Plan und schon Titel für die einzelnen Grundstücke. Aber das Paket stimmte halt (für uns) nicht.
Also auch diesen Termin schnell beendet und weiter.
Nun hatten wir gute 3 Stunden bis zum nächsten Termin, also etwas die Straßen entlang gefahren und die Gegend erkundet.
An einem Hügel ein kleines, neues Coffee-/Snack-Häuschen gefunden und dort dann eingekehrt.
Eine schöne Aussicht über einen Teil des Küstenstreifens von Sibunag. Am Straßenrand gab es eine Wasserhandpumpe, die auch von Nachbarn genützt wurde, um dort ihre Wäsche zu waschen.
Filipinos kaufen nicht nur etwas, sie kaufen vor allem von jemandem. Da geht es sehr oft um Feeling statt Fakten. Und hinterher wird geweint, wie sehr man doch betrogen wurde. Cultural Difference. (Und der „Betrug“ ist manchmal gar nicht böser Wille, sondern - man ahnt es - Unkenntnis)
Nach der kleinen Stärkung ging es dann zum nächsten Termin - ein Grundstück auf einer Landzunge in San Roque, Nueva Valencia.
Es stellte sich dort heraus, das es genau gegenüber dem Grundstück, welches wir am Vormittag uns angeschaut hatten, lag.
Schöne Landzunge, aber nur grob ein paar Wege freigebaggert, sonst musste man sich durch das Gestrüpp kämpfen.
Als ich nach dem genehmigten Sub-Division-Plan fragte, wurde unser Commission-Hunter etwas einsilbig. Sie seien noch in der Pre-Selling Phase.
Was bedeutet das?
Sie wollen soviel wie möglich Grundstück verkauften, eine Anzahlung erhalten, dann werden die Grundstücke vermessen und dann der Subdivision-Plan erstellt.
Alleine das kann schon über ein Jahr dauern, dann kann erst der endgültige Verkauf geschlossen werden und dann erst kann man den eigenen Titel erwerben, was nochmals ein Jahr dauern kann.
Also auch nichts - zu unsicher diese Konstellation.
Nach diesem, etwas enttäuschenden Tag, machten wir uns auf ins Mangadiva Resort.
Ein sognenanntes „High End Luxury Retreat“, welches erst vor ein paar Monaten in Tando, Nueva Valencia eröffnet hat.
Die offizielle Preisliste beginnt bei 9.800 Pesos pro Nacht und endet bei fast 18K. Da sie aber (wenn wundert es warum?) etwas wenig ausgelastet sind, haben sie gerade Promowochen gehabt. So konnten wir eine sogenannte Guiwanon Suite für nur 4.740 Pesos pro Nacht buchen.
Diesen Preis war es dann auch Wert, den normalen Preis von 9,8K finde ich absolut überzogen.
Das Essen war gut (aber nicht sehr gut) und extrem überteuert, alleine für das Frühstück haben wir zu zweit 1.100 Pesos gezahlt ein Kaffe kostet 140 Peso und so fort.
Abends als wir zum Essen waren fing es heftig an zu Regnen und ein Gewittersturm setzte ein - es gab in dem ganzen Restaurantbereich keinen Flecken, an dem man nicht nass wurde.
Das Personal musste uns diverse mal umsetzen, stellte auch einen Paravent auf - nutzlos bei dem Wind - aber sie waren sehr bemüht.
Dann fiel auch Nachts noch der Strom aus - keine Batterie zum Überbrücken vorhanden, kein startklares Notstromaggregat und als dieses dann nach ca. 20 Minuten auf den Hof gezerrt und dann verkabelt war, kam zum Gewitter noch der Höllenlärm dieser Strommaschine hinzu. Zum Glück nur für eine knappe Stunde, man hätte sonst nicht schlafen können.
Auch sieht man schon nach ein paar Monaten, das sie falsches Material für die Lage am Meer verbaut hatten, der Chrom verfärbte sich schon, die Edelstahlteile bekamen Rost an den Schweissrändern, das Holz der Tisch bekam schon Risse. Wenn sie sich weiterhin so hochpreisig vermarkten wollen und das auf Guimaras, dann blüht ihnen schon bald eine heftige Renovierung.
Aber das Team war klasse, sehr nett, sehr freundlich, sehr hilfsbereit.