Die alten Blöcke haben sich wieder formiert, zwischendrin war mal etwas Entspannung, jetzt geht es weiter wie zuvor. Und die Philippinen sind mittendrin. (Papa und Sohn Marcos waren und sind da sogar in einer ähnlichen Situation).
Mein Elternhaus war eher konservativ, aber ich wurde von 68er Lehrern unterrichtet und bin mitten im kalten Krieg in den 80ern aufgewachsen. Die Fulda Gap war gerade bei uns über den Berg. Erst war Reagan und Nachrüstung, dann kam Gorbatschow. Ich war also schon sehr USA kritisch.
Dann kam die Entspannung und Öffnung nach Osten. Die 90er waren meine 68er Jahre. Und auch als Student der Politikwissenschaft (+Soziologie/Wirtschaft) war die Öffnung sehr spannend. Ich bin auch mal nach Russland und später - als ich in Asien lebte - mehrmals nach China gereist.
Da war sehr viel Interesse und Neugier, vielleicht auch Naivität. Die demokratischen Prozesse in Russland und China waren kurz und oberflächlich, aber wir haben es nicht geschnallt.
Ich musste meine kritische Haltung zu Russland und auch China nach 2014 (Krim) erst wieder „lernen“. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass beide Länder eine massive Erweiterung ihrer Machtbereiche als wesentlichen Bestandteil der Staatsdoktrin sehen: Russland mit Krieg und Gewalt, China mit wirtschaftlicher Macht, Gewalt (im Inneren) und…
Tja, und was? Wenn sie sich Taiwan per Krieg aneignen, dann sind sie genau so schlecht wie der Putler in Moskau. Aber eigentlich sind sie geschickter und wollen durch geschaffene Abhängigkeiten gezielt ihre Macht ausbauen. Wie die USA auch.
Übrigens käme es mir nie in den Sinn, Verhalten von Staaten aus der Vergangenheit in „Whataboutism“-Ansätzen zu vergleichen oder gar aufzurechnen. Die Desaster der USA in Vietnam und im Irak rechtfertigen keine verbrecherischen Fehltritte der Russen (Ukraine) oder China (eventuell Taiwan).
Im Zweifelsfall muss man Expansionsgelüsten entgegen treten, ob den Russen in Europa oder den Chinesen in Asien. Denn nur aufgrund der Geografie sind das keine „natürlichen“ Partner. Aber sie sehen sich so und sie sehen sich als neue Hegemonialmächte, in Ablösung alter Hegemonialmächte in Europa und Asien (Japan). Und der USA insgesamt.
Die USA sind aktuell als noch funktionierende Demokratie der „lesser evil“, so lange der orangene Clown nicht die Wahl gewinnt, dann werden die Karten sowieso neu gemischt. Für die Philippinen, für uns alle.