Aus dem Fundus von Wolfgang Bethge
Der Philippinengraben (auch: „Philippine Deep“, „Mindanao Trench“, „Mindanao Deep“) erstreckt sich mit einer Länge von etwa 1.320 km und einer Breite von rund 30 km von der nordöstlichen Spitze Luzons bis zur indonesischen Insel Malakka Halmahera. An seiner tiefsten Stelle - der Galathea-Tiefe - wurden 10.540 Meter Tiefe gemessen. Der Mount Everest mit seinen 8.846 Metern Höhe würde glatt in dem Tiefseegraben verschwinden. Zum Vergleich - der Pazifische Ozean erreicht sonst nur eine durchschnittliche Tiefe von rund 4.190 Metern.
Bis 1970 galt der Philippinengraben als der tiefste Punkt der Erde. Inzwischen sind tiefere Gräben entdeckt worden. Tiefer sind der Marianengraben (11.034 Meter), der Tongagraben (10.882 Meter) und der Kurilengraben (10.542 Meter).
Der Philippinen-Graben ist das Ergebnis einer Kollision von Erdplatten. Die ozeanische, nur ca. fünf Kilometer mächtige, aber spezifisch schwerere (Basalt) Philippinische Meeresplatte schiebt sich mit einer Rate von etwa 16 cm pro Jahr unter die 60 km mächtige, spezifisch leichtere (Granit) Eurasische Platte und wird vom heißen Erdmantel in einer Tiefe von 50 bis 100 km aufgeschmolzen. Dieser geophysikalische Vorgang wird als Subduktion bezeichnet. In der Subduktionszone finden wir den Philippinengraben.
Messungen des deutschen Schiffes „Emden“ im Jahr 1927 lieferten erste Hinweise auf die Tiefe des Philippinengrabens. Das US-Schiff „Cape Johnson“ maß 1945 mittels Echolot eine Tiefe von 10.497 Metern. 1951 fand das dänische Forschungsschiff „Galathea“ eine maximale Tiefe von 10.540 Metern.
Bereits in 500 Metern Tiefe herrscht absolute Finsternis. Da der hydrostatische Druck alle zehn Meter um etwa eine Atmosphäre zunimmt, hat die Galathea-Tiefe einen Druck von etwa 1050 Atmosphären. Und trotz dieses Drucks gibt es in dieser Tiefe noch biologisches Leben. Das Forschungsschiff Galathea holte aus der „Cape Johnson Depth“ aasfressende Krebse, Seeanemonen, Würmer und lebende Bakterien an die Oberfläche. Allerdings gibt es zur Zeit (Juli 2003) keinen Tauchroboter, der eine Tiefe von bis zu elf Kilometern erreichen kann, nachdem das extrem tiefentaugliche japanische Tauchboot Kaiko bei einem Sturm verloren ging.
Im Philippinengraben wurde in einer Tiefe von bis zu drei Meilen auch eines der weltgrößten Vorkommen von Deuterium (schwerer Wasserstoff) gefunden. Das Isotop des Wasserstoffs kann als umweltfreundliche Energiequelle wie Treibstoff genutzt werden. Und schon werden in der philippinischen Presse rosige Zukunftsszenarien entwickelt: "Wäre es nicht wunderbar, wenn diese unerschlossene Energiequelle die Philippinen nach all den düsteren Prognosen zu einem der reichsten Länder der Welt machen würde? Der Philippinengraben liegt nach internationalem Seerecht innerhalb der 200-Meilen-Wirtschaftsausschließlichen Zone (AWZ) der Philippinen, so dass das Deuterium exklusiv gefördert werden könnte. Aber die Produktion ist in absehbarer Zeit noch mit vielen technischen und finanziellen Schwierigkeiten verbunden.
Konkreter und gefährlicher sind andere negative Auswirkungen des Auseinanderdriftens der Meeresplatten - Vulkanausbrüche sowie Erd- und Seebeben. Wir haben bereits erwähnt, dass das Gestein der ozeanischen Platte während des Absinkens geschmolzen wird. Unter der Hitze des Erdmantels klettert es durch Risse in der kontinentalen Kruste und verursacht Vulkane. Und wenn die beiden Platten aneinander kratzen und sich verheddern, lösen sich die Spannungen in Erdbeben auf. Befindet sich das Epizentrum unter dem Meeresboden, sind Seebeben (Tsunamis) die Folge.
Erwähnen wir noch einen lauwarmen Witz, der auf den Philippinen kursiert und der sich auf den Philippinengraben und die starke Religiosität der Filipinos bezieht.
Ein Flugzeug der PAL befindet sich auf dem Flug zu den Philippinen. Plötzlich meldet sich der Kapitän:
Meine Damen und Herren, Mabuhay! Hier spricht Ihr Kapitän Biglang-awa. Wir sind jetzt über dem Philippinengraben, wo sich der tiefste Teil des Pazifiks befindet. Hier findet man auch fast alle wilden Kreaturen des Meeres, wie Killerhaie, Barrakudas und viele andere. Und nun zum Finale: Bitte bleiben Sie ruhig und geraten Sie nicht in Panik, denn unsere beiden Motoren sind ausgefallen und wir gehen jetzt in diesen Ozean hinunter. Bitte legen Sie Ihre Schwimmweste an. Wir werden mit dem Flugzeug eine Bruchlandung im Wasser machen. In der Zwischenzeit möchte ich, dass Sie alles, was ich sagen werde, befolgen und mir nachsprechen: "Unser Vater im Himmel …