Der Barong Filipino

Der Barong Filipino

  • Artikel aus Wolfgang Bethges Buch: Die Philippinen, Einblicke in Natur, Geschichte und Gesellschaft.

  • Shaker Media Verlag, 2009, ISBN 978-3-86858-196-6, Seite 227-229

  • Die Publikation des Artikels wurde vom Shaker Media Verlag genehmigt.

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Artikel:

Der Barong wird meistens zu förmlichen Anlassen getragen, zum Beispiel bei Hochzeiten, Gerichtsverhandlungen oder dem Nationalfeiertag. Schnell gerät er in das Blickfeld des westlichen Beobachters. Der denkt vielleicht ,Etwas eigenartig dieses Hemd, das an ein zu kurz geschnittenes Negligé erinnert. Und warum hat es der Träger nicht in die Hose gesteckt?“ Schnell wird der Fremde aufgeklärt: Es handelt sich um die Nationaltracht der Filipinos. Und damit sind wir wieder mitten im Thema.

Historie.

Der Barong hat sich schon vor der Ankunft der Spanier aus chinesischen, malaysischen und hinduistischen Kleidungstraditionen heraus entwickelt. Er ist den Filipinos nicht von den Spanier, wie manchmal dargestellt wird, aufoktroyiert worden. Dafür war er schon in damaliger Zeit viel zu teuer. Auch das Argument, die Spanier hatten ihren einheimischen Bediensteten nur deshalb die taschenlosen Barongs verordnet, weil sie über der Hose getragen werden und durchsichtig sind und somit keine Waffen oder
andere Güter versteckt werden konnten, erscheint fragwürdig. Es gibt viel trivialere Gründe für das Tragen eines Barongs. Die Luft zirkuliert einfach besser. Und die fehlenden Taschen können mit der Feinheit des Materials und der mangelnden Reißfestigkeit in Verbindung stehen.

Der Barong erfährt aber im 19. Jahrhunderts eine Aufwertung. Für die kleine
Mittelschicht der ,Illustrados" wird er zum Symbol der Eigenständigkeit und des nationalen Stolzes gegenüber der Kolonialmacht. Jetzt verfeinert man ihn auch mit Stickereien und einem Krauselkragen.

Die ersten philippinischen Präsidenten haben bei Berufungen und Staatsakten in der Regel den Barong getragen. Ferdinand Marcos war ein starker Fürsprecher des Barong und erklärte ihn per Dekret zur Nationalkleidung und Dienstkleidung von Regierungsangestellten. Im Rahmen einer APEC-Konferenz 1996 konnte Präsident Ramos seine Amtskollegen wie auch den US-Präsidenten Clinton davon überzeugen,
einen Barong zu tragen. Ex-Präsident Estrada trug fast immer einen Barong. Von ihm gibt es kaum Aufnahmen mit klassischem Anzug, Hemd und Krawatte.

Die Angebotspalette:

Barongs können nach folgenden Merkmalen unterschieden werden:

  • nach der Art des Zuschnitts
  • nach dem verarbeiteten Material
  • der Grundfarbe
  • und dem Vorhandensein von Stickereien

Was den Zuschnitt anbelangt, so gibt es Barongs, die eine durchgängige oder halb geöffnete Knüpfleiste haben. Die meisten haben einen klassischen Spitzkragen, Seitenschlitze und Manschetten. Die historischen Rundkragen sind seltener. Barongs können halb- oder ganzarmig sein. Halbarmige, oft aus Baumwolle gefertigte Barongs ohne Stickereien — auch ,Polo Barong" genannt — haben in den letzten Jahrzehnten unter jüngeren Leuten viel Zuspruch erfahren. Sie sind nicht ganz so förmlich.

Materialien.

Da der Seidenimport für Einheimische zunächst untersagt war, wurde das Tuch des klassischen, historischen Barong ausschließlich aus Ananasfasern gewoben (,Pinya Barong").

Eine wilde Ananaspflanze liefert die Fasern. Aus den Blättern werden — insbesondere in der Provinz von Aklan - in mühsamer Handarbeit Fasern gezogen und zu Fäden verdrillt. Die Fäden wiederum webt man zu Tuchbahnen von etwa 70 cm Breite. Bei den Webarbeiten kommt es aufgrund der Zartheit der Fasen beim Knüpfen oft zu einem Faserbruch, der dann ein nervenzehrendes Wiederverknüpfen erforderlich macht. Ein Handweber fertigt bei einem Zehnstunden-Tag etwa 25 Zentimeter pro Tag.
Für das Weben des Stoffes eines Pinya-Barongs werden etwa zwei Wochen angesetzt. Die Zahl der Weber war in der jüngeren Vergangenheit stark rückläufig. Heute versucht man, dieser Entwicklung durch eine bessere Ausbildung entgegen zu steuern. Versuche einer stärkeren Mechanisierung der Webvorgänge scheiterten bisher. In den späten neunziger Jahren wurden jährlich nur noch ca. 35.000 Meter reines Pinya-Tuch auf den
Philippinen gefertigt. Die geringe Tuchproduktion macht Barongs aus diesem Material extrem teuer. Der ,Pinya Barong" gilt als luxuriös und hat das feinste Gewebe.

Seide hat ähnliche Produkteigenschaften. Auch sie ist weich, geschmeidig und weiß. Deshalb hat man etwa ab 1986 Ananasfaserfaden mit preiswerteren Seidenfaden versponnen, also ein Mischgewebe hergestellt, das den Namen ,Pinya Seda" trägt. Häufig besteht so ein Tuch aus 60 Prozent Ananasfäden und 40 Prozent Seidenfäden. Ein Handweber kann jetzt etwa zwei Meter pro Tag des Mischgewebes herstellen. ,Pinya Seda" liegt etwa zwanzig Prozent unter dem Preis eines reinen Pinya-Gewebes.
Im Jahr 1999 wurden von diesem Mischgewebefiber 83.000 Meter hergestellt.

Auch die Fasern der Abaca-Pflanze (Manilahanf, Bananenhanf), eine Bananenunterart mit spitzeren Blättern als die klassische Bananenpflanze, können auch als Textilrohstoff dienen. Nachdem die Fasern aus den Blättern gezogen wurden, werden sie unter der Sonne getrocknet und erhalten so ihre weiße Farbe. Die 1-3 Meter langen Fasern werden dann nach Größe sortiert und recht mühsam miteinander verknotet. Dann setzt die Handwebearbeit ein. Wenn ausschließlich Abaca-Faden zu Tuch gewoben werden, spricht man von Abaca Pinukpok, man kann sie aber auch zusammen mit Baumwollfasern (Abaca Cotton) oder mit Seide (Abaca-Cotton-Silk) verarbeiten.

Ein Barong, der Abaca-Fasern als Hauptbestandteil enthält, wird auch als Jusi-Barong bezeichnet. Der Jusi-Barong muss vorsichtig gewaschen werden. Er verträgt kein Reiben, Wringen oder eine Maschinenwäsche. Auch die Ramiestangelfaser, gewonnen aus der Rinde des bis zu zwei Meter hohen Brenneselstrauches, kann verwendet werden. Die Fasern der Pflanze sind rissfest, weich, seidig glänzend und bis zu 25 cm lang. Dieser Rohstoff ist im Vergleich zur Ananasfaser wesentlich billiger. Die ausschließliche oder teilweise Verwendung von Baumwolle wurde schon erwähnt.

Färbung und Stickerei.

Die Grundfarbe eines Barong ist transparent-silbrig-weiss, die Farbe des Unterhemdes bleibt oft erkennbar. Man kann den Barong aber auch mit Naturfarben leicht einfärben. Als Grundfarbtöne werden in unterschiedlicher Stärke angeboten: gelb, beige, pink, lavendelblau, braun, hellblau, schwarz, orange oder goldfarben. Manchmal trifft man auch gemischte Farbtöne an. Natürliche Farben gewinnt man unter anderem aus der Gingerwurzel, der Rinde des Sapang Baumes, den Blättern des Talisay-Baumes oder
dem Samen der Atchuete-Pflanze.

Die Stickerei (,embroidery") auf einem Barong kann von Hand oder einer Maschine hergestellt sein. Handgefertigte Stickereien sind arbeitsaufwendig und teuer — so kann ein auf der Vorderseite, Rückseite und Ärmeln prächtig bestickter Barong guter Stoffqualität durchaus vierhundert Dollar und mehr kosten. Die Strickmotive können mehrfarbig, geometrisch-abstrakt oder figürlich sein. Früher gab es eine Vorliebe für Blüten und Blätter, Tanzfiguren oder Kampfhähne. Heute werden als Muster auch Macho- oder Indianerfiguren angeboten. Es gibt Strickdesigner, die ihre Vorschläge — zum Beispiel ihre Lieblingssängerin in einem Blumendekor aus Silber- und Goldfaden in Stickereien umsetzen können. Halb zu öffnende Barongs habe auf der Vorderseite oft einen U-förmigen Verlauf der Stickereien (,Pelaez-Style"). Im Internet werden Barongs ab 80 Dollar aufsteigend angeboten.

www.mybarong.com

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Ich hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, mir einen zu kaufen.
Es gibt auch eine ausgezeichnete Marke auf den Philippinen, die moderne Barong’s für den Herrn produziert und vertreibt.
Leider haben sie kein eigenes Geschäft in Iloilo und in dem Store, der ihre Produkte dort führt, gäbe es nicht „meine kleine Größe“ :rofl: und ein online-shopper bin und werde ich nicht.

Hier noch der Link:

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Artikel genehmigt vom Shaker Media Verlag … 19/09/2024

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